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Nach Japan: Alternative Energien, Öl & Gas auf dem Vormarsch? (Rohstoff-Spiegel)
von Daniel Haase25.03.11 11:42:42
Das Reaktorunglück in Japan entfacht in Deutschland wieder die Diskussion um den Atomausstieg. Alternative Energien aber auch Öl- & Gas sind gefragt.
von Gerd Ewert
Die vergangene Woche hat wieder einmal gezeigt, wie schnell sich Dinge verändern können. Allein durch die Folgen der Erdbeben und des Tsunamis sind in Japan bereits offiziell weit über 10.000 Menschen ums Leben gekommen. Diese Fakten bilden leider zurzeit eher die Randnotiz. Die Medien konzentrieren sich hauptsächlich immer noch auf den noch immer möglichen Super-Gau in den Reaktoren, die durch die Flutwelle beschädigt wurden..
Lange Zeit wurde die Kernenergie als die sauberste und günstigste Stromversorgung gepriesen. Auch aus diesem Grund wurden in den letzten Jahren vermehrt Reaktoren gebaut. Weltweit soll es über 400 Atommeiler geben. Fast gebetsmühlenartig wird von den Kraftwerksbetreibern betont, dass diese Anlagen sicher sind. In der Tat gab es bisher „nur“ drei schwere Katastrophen, 1979 Harrisburg (USA), 1986 in Tschernobyl (Sowjetunion) und 2011 in Fukushima (Japan). Wenn man jedoch bedenkt, welche Konsequenzen diese Unfälle nach sich ziehen, muss der vermeintlich günstige Atomstrom in Frage gestellt werden. Um den Standort Tschernobyl heute in einem sicheren Zustand zu halten, muss die Ukraine jedes Jahr 5% ihres Bruttoinlandproduktes (rund 6 Milliarden Euro – Stand 2009) aufwenden! Insofern sind die jetzt in Deutschland neu entfachten Diskussionen um einen vorzeitigen Atomausstieg folgerichtig.
Auch die Investoren haben ihre Zukunftserwartungen für die Aktien dieses Sektors zum Ausdruck gebracht. Die europäischen Energieversorger, die zu großen Teilen auf Atomkraft setzen, verloren deutlich in der Anlegergunst. So mussten die beiden deutschen Großkonzerne EON und RWE seit Freitag letzter Woche Kursverluste von minus 8,2% (RWE) und 6,9% (E ON). Auch der spanische Versorger Endesa verlor minus 6,5%. Noch schlimmer erwischte es den französischen Energiekonzern Electric de France, der seinen Strom zu mehr als zwei Dritteln aus Atomkraftwerken bezieht. Seinen Kurs ging sogar um satte 10% zurück. Auch wenn sich die Gemüter mit der Zeit vermutlich wieder beruhigen werden, sollten Investoren diese Entwicklungen bei ihren Anlageentscheidungen berücksichtigen und sich fragen, welche Branchen profitieren könnten.
Abb.1: Wertentwicklung der alternativen Energien vs. Atomstrom
Auch die alternativen und erneuerbaren Energien wurden angesichts der japanischen Katastrophe von den Anlegern stark nachgefragt. Die Solar- und Windenergieunternehmen fristeten lange Zeit ein Schattendasein. Während viele Sektoren im Jahre 2009 ein beeindruckendes Comeback gefeiert haben, galt dies nicht für Unternehmen dieser Branche. Dieses Bild könnte sich jetzt ändern, denn das von meinem Kollegen Daniel Haase und mir entwickelte Aktienanalysesystem lieferte in der vergangenen Woche für immer mehr Aktien aus dem Bereich der Solar – und Windenergie Kaufsignale. Noch ist es zwar zu früh, generell einen neuen Haussetrend auszurufen, dennoch stimmen uns diese ersten Anzeichen sehr positiv. Dazu kommt, dass auch die Öffentlichkeit dieses Thema verstärkt wahrnimmt. Für die am 17.03.2011 begonnene Husumer „new-energie-Messe“ an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins wird ein neuer Besucherrekord erwartet. Viele Menschen wollen sich über Alternativen informieren. Warum sollten die natürlichen Ressourcen wie Windkraft oder die Sonneneinstrahlung nicht flächendeckend genutzt werden? Könnte nicht jeder einzelne seinen Beitrag zu einem geringeren Stromverbrauch leisten? Der industrielle Sektor wird neue Technologien entwickeln müssen, um uns bei diesem Vorhaben zu unterstützen. Denn eines ist bereits heute klar: Auch die Stromkosten werden weiter steigen!
Abb.2: Wertentwicklung einiger Öl- und Gasproduzenten
Für einige Zeit werden die fossilen Brennstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas wieder vermehrt in den Fokus der Anleger geraten. Dies sollte nicht nur Preis treibend für die Rohstoffe sein, sondern sich auch positiv auf die weitere Wertentwicklung der Öl- und Gasunternehmen auswirken. Einen ersten Vorgeschmack darauf haben wir in der letzten Woche gesehen: Einige Rohstoffunternehmen konnten in kurzer Zeit ansehnliche Gewinne einfahren. Der Haussetrend ist intakt. Dazu kommt, dass viele Aktien dieser Branche bereits jetzt fundamental interessant sind, weiter steigende Rohstoffpreise werden ihre Wirkung auf die Gewinne nicht verfehlen.
Gerd Ewert
Über den Autor:
Gerd Ewert (Jahrgang 1968) ist Fondsmanager und freier Redakteur. Für das von ihm und Daniel Haase entwickelte Trendfolgesystem wurden beide 2009 mit dem VTAD Award ausgezeichnet. Ihre regelmäßig aktualisierten, branchen- und länderspezifischen Aktienanalysen können über den Premium Trendfolger Börsenbrief (www.HaaseEwert.de) kostenfrei verfolgt werden.
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