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Gold bei 2088 Euro pro Unze im Frühjahr 2012 verkaufen?

von Daniel Haase30.09.11 10:49:05

In den boerse.de-Newslettern der zurückliegenden Jahre wurde vielfach über die fundamentalen Gründe pro Gold geschrieben und auch mein Kollege Gerd Ewert und ich haben in Anlegen-mit-System wiederholt zum privaten Kauf von Goldmünzen- und barren geraten. Ein Thema wird von vielen Goldexperten hingegen gerne ausgespart. Es geht um die Frage, wann Gold so stark gestiegen ist, dass ein zumindest teilweiser Verkauf sinnvoll sein könnte? Für stahlharte Goldverfechter, so genannte Goldbugs (deutsch: Bug = Käfer), mag dies wie Ketzerei erscheinen, doch klar denkende Investoren sollten sich nach gut einem Jahrzehnt Edelmetall-Hausse ganz nüchtern dieser Frage nähern.

Dollar, Euro und Franken sind kein Maßstab
Das Problem ist der Maßstab, mit dem eine Unter- bzw. Überbewertung von Gold ermittelt werden könnte. Sowohl Dollar als auch Euro sind kaum zu fassende Wertmaßstäbe. Beide leiden unter stetiger schlimmer werdender Schwindsucht. In den vor uns liegenden Jahren darf geradezu mit einem Abwertungswettlauf gerechnet werden, der jegliche Euro- oder Dollar-Preisprognose ad absurdum führt. Seitdem die Schweizerische Nationalbank den Franken per Mindestkurs an den Euro band, gilt selbiges leider auch für diese letzte wenigstens halbwegs solide, europäische Währung.


O’zapft is: Solider Maßstab Wiesnbier
Passend zum Münchner Oktoberfest stießen Gerd und ich vor einigen Jahren auf eine hervorragende „Währung“, deren Qualität und Quantität über die vergangenen Jahrzehnte ziemlich stabil blieb. Es handelt sich dabei um Wiesnbier. Glücklicherweise ist das Medieninteresse am alljährlichen Wiesnbierpreis so hoch, dass uns Preisdaten bis ins Jahr 1950 zurück vorliegen. Eines kann ich Ihnen, verehrte Leserinnen und Leser, versichern: Selbst die D-Mark war kaum halb so stabil wie weithin geglaubt. Kostete eine Maß Bier 1950 noch 1,60 Mark (so zu sagen 82 Euro-Cent), so versiebenfachte sich der D-Mark-Preis bis zum (vorerst?) letzten echten D-Mark-Jahr 1998 auf 10,40 bis 11,30 Mark. Summa summarum ergibt sich eine jährliche Abwertung der D-Mark um 4%. Mit der Errichtung der Europäischen Zentralbank und der Fixierung der Umtauschkurse wurde der Euro faktisch zum 1.1.1999 eingeführt, auch wenn das Bargeld erst drei Jahre später folgte. Seitdem verteuerte sich Wiesnbier um weitere +65% oder +4% p. a. auf diesjährige durchschnittlich neun Euro (17,60 Mark).

Gold: 50 Maß pro Unze ist billig, 200 Maß teuer
Im Chart können Sie erkennen, wie viele Maß Wiesnbier eine Unze Gold im Zeitverlauf seit 1950 wert war. Während D-Mark und Euro in sechs Jahrzehnten gegen solides Wiesnbier um satte 91% abwerteten, schwankte der Goldpreis weit moderater (von -48% bis +147%). Die Hausse der 70er Jahre wie auch die aktuelle begannen auf einem Preisniveau von 48 Maß Bier. Dieses reale Preisniveau darf daher wohl als günstig bezeichnet werden. Das bisher absolute Hoch aus dem Jahr 1980 betrug 227 Maß Bier (4,90 Mark pro Maß, ca. 1.100 Mark pro Unze Gold). Am rechten Rand der Graphik ist die derzeitige Goldhausse gut erkennbar. Das sonnige Metall befindet sich definitiv in einer Beschleunigungsphase. Bei etwa 1.350 Euro pro Unze und neun Euro pro Maß ergibt sich Verhältnis von 150 Maß pro Unze. Von günstigen Werten wie 48 oder 50 sind wir damit klar entfernt, bis zur 1980er-Preisspitze sind allerdings auch noch +51% Platz. Erst bei 2.088 Euro pro Unze wäre das alte Hoch erneut erreicht. Spätestens dann sollten auch hartgesottene Goldbugs darüber nachdenken, die eine oder andere Unze in alternative, vergleichsweise preiswerte Sachwerte umzutauschen.

Verfolgen Sie die Trends in unserem kostenfreien, 25x pro Jahr erscheinenden Börsenbrief, zu dem Sie sich auf www.HaaseEwert.de anmelden können. Herzliche Grüße und achten Sie auf den Trend!

Daniel Haase

Dieser Artikel erschien am 13.09.11 auch im Newsletter "Anlegen mit System" der auf www.boerse.de kostenfrei abonniert werden kann.

Kleiner Nachtrag: Bei aktuell 1.203 Euro pro Unze (Stand: 30.09.2011) hat sich der Gold/Wiesnbier-Index von 150 auf 134 Bier/Unze ermäßigt.

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