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Naht das Ende der Gold-Hausse?

von Daniel Haase04.02.13 19:31:18

Link: http://www.folgedemtrend.de

Am 9. September 2011 markierte Gold bei 1921 Dollar sein Allzeithoch. Seither erlahmen die Aufwärts-Kräfte trotz fortgesetzt ultralockerer Geldpolitik. Steht die langfristige Hausse vor dem Aus?

Aus dem aktuellen Trendfolger: Vor drei Monaten veröffentlichte ich im Vorfeld zu einem Vortrag in der Hamburger VTAD-Gruppe unter der Überschrift „Aktien vorerst attraktiver als Gold“ ein Interview mit Patrick Hussy, dem Geschäftsführer des weltweit führenden Sentimentdatenanbieters Sentix (Links zum Interview im Trendfolger).

Sentix Sentiment-Analysen auch für Goldfreunde interessant

Seit zwölf Jahren befragt Sentix wöchentlich private wie institutionelle Investoren aus über 20 Ländern nach ihren kurz- und mittelfristigen Kapitalmarkterwartungen (Aktien, Renten, Währungen, Gold) sowie ihrem Anlageverhalten. Die Beteiligung an den Umfragen steht jedermann offen. Alle Teilnehmer erhalten jeweils am Sonntagabend die detaillierte und praktischerweise auch erstklassig kommentierte Sentix-Analyse frei Haus geliefert. Aus genau diesem Grund beteilige mich selbst seit über zehn Jahren regelmäßig an den Umfragen und empfehle dies aus purer Überzeugung interessierten Börsianern bei jeder nur denkbaren Gelegenheit.

Sentix behält Recht
Aber zurück zum Thema: Gold hatte Anfang Oktober gerade eine schöne Erholung absolviert, während die Aktienmärkte seit Mitte September in einer Konsolidierung steckten. Nach seiner Einschätzung befragt, meinte Hussy zu meinem Erstaunen, dass im Vergleich zu Edelmetallen die Chancen bei Aktien vorerst klar attraktiver seien. Für eine Unze Gold mussten seinerzeit 1.762 Dollar oder 1.370 Euro (44,05 Euro je Gramm) auf den Tisch gelegt werden. Heute, drei Monate später ist der Preis um 4,4% auf 1.684 Dollar bzw. für in Euro kalkulierende Anleger sogar um 7,7% auf 1.264 Euro je Unze (40,64 Euro je Gramm) geschrumpft. Zeitgleich konnte der besprochene Euro Stoxx 50 von 2.456 um +10,3% auf 2.709 (Euro-) Zähler zulegen. Aus Sicht von US-Investoren summiert sich das Plus dank des wieder aufwertenden Euros gar auf über 14%. Die von Hussy prognostizierte, höhere Attraktivität von Aktien im Vergleich zu Gold schlägt sich nach nur drei Monaten in einer bemerkenswert hohen Renditedifferenz (18%) nieder. Das illustriert sehr schön die Vorteile der von Sentix betriebenen Analysen.

Medienlandschaft: Noch kein extremer Pessimismus
Für Goldanleger spannender ist jedoch die Frage, ob die seit nunmehr schon 16 Monaten anhaltende Konsolidierung des edlen Metalls Grund zur Besorgnis ist oder vielleicht doch ein Anlass, bisher ungetätigte Käufe jetzt nachzuholen und beherzt zuzugreifen? Auf jeden Fall beschäftigt die bisher längste Konsolidierungsphase der in die Jahre gekommenen Goldhausse auch den Blätterwald der Finanzpresse. So schreibt das Handelsblatt: „Banken mögen Gold nicht mehr“, als ob dies jemals anders gewesen wäre. Die zur gleichen Mediengruppe gehörende Wirtschaftswoche betont immerhin: „Trotz Preisbremse: Gold gehört weiterhin ins Depot“ während das Magazin Börse Online vermeldet: „Anleger senken den Daumen für Gold.“ Auf Reuters wurde gar gefragt, ob das Ende der Goldhausse befürchtet werden müsse.

Bereits im März 2012 thematisierten wir mit Verweis auf die große Goldkorrektur 1975/76 (siehe Chart) auch im Trendfolger das Risiko einer für viele Goldoptimisten frustrierend lang anhaltenden Konsolidierungsphase.Um die aktuelle Situation bei Edelmetallen besser einschätzen zu können, erscheint es sinnvoll, verschiedene, bewährte Marktindikatoren zu betrachten.

Positive-Berater-Gold: Kein klares Kaufsignal
Neben Sentix lieferten in der Vergangenheit auch die wöchentlich unter US-Investmentberatern durchgeführten Umfragen ganz brauchbare Signale und zwar konträre. Immer, wenn die große Mehrheit der Berater pessimistisch für Gold gestimmt war, bzw. wenn die Optimistenquote im Monatsschnitt deutlich unter 50% sank, konnten Anleger in der bisherigen Hausse beinahe gefahrlos zugreifen (siehe hellgrün gefärbte Zonen im oben Goldpreisverlauf). Zur Bestimmung oberer Wendepunkte innerhalb dieser Goldhausse waren die Daten jedoch weniger geeignet. Zwischen dem vierten Quartal 2009 und dem dritten Quartal 2012 konnten fast durchgehend extrem hohe Optimistenquoten (>70%) gemessen werden, ohne dass es zu einer nennenswerten Konsolidierung kam.

Zuletzt gab es im Juni 2012 extrem niedrige Optimistenquoten, als Gold um die Marke von 1600 Dollar pro Unze pendelte. Negativ kann sicherlich gewertet werden, dass bereits der überschaubare Anstieg in die Region von 1700/1800 Dollar die Optimistenquote gleich wieder auf über 70% empor schnellen ließ und die neuerlichen Kursrückgänge diesen Optimismus leider noch nicht auf klare Kaufniveaus haben abschmelzen können. Dieser Sentimentfaktor spricht daher noch für Zurückhaltung.

Positive-Berater-Silber: Kein Kaufsignal
Auch bei Silber lieferte dieser Positive-Berater-Indikator mehrfach gute Signale. Immer dann, wenn die Optimistenquote im Vierwochen-Durchschnitt auf oder noch besser unter 40% sank, boten sich Silberkäufern relativ gute Einstiegsgelegenheiten. Zuletzt gab es eine solche Situation im Juni/Juli 2012, als die Feinunze Silber für 27-28 Dollar zu haben war. Aktuell gilt wie bei Gold auch hier: Für ein glasklares Kaufsignal ist die Optimistenquote (>60%) einfach noch zu hoch. Was könnte den Optimismus auf erstrebenswert niedrige Niveaus senken? Im Grunde nur zwei Faktoren: 1. Faktor: nochmalige Kursrücksetzer – z.B. in Richtung der 2012er-Tiefs oder 2. Faktor: Zeit, die Fortsetzung einer für Gold- und Silber-Optimisten frustrierenden lang anhaltenden, trendlosen Seitwärtsphase. Der österreichische Goldexperte Johann Saiger spricht zu Recht von einer Art Streckfolter. Möglich ist natürlich auch ein Mix aus beiden Faktoren.

Zwischenfazit: Von der Sentiment-Seite liegen derzeit also trotz der bereits recht lang anhaltenden Konsolidierung weder für Gold noch für Silber eindeutige Kaufsignale vor.

US-Terminbörsen-Daten: Kein Kaufsignal für Gold
Wer den Informationsdienst Wellenreiter von Robert Rethfeld und Alexander Hirsekorn kennt, weiß bereits um die Bedeutung der wöchentlichen CoT-Daten von den US-Terminbörsen. Kurz gesagt, werden alle die an den Terminbörsen Handelnden in drei Gruppen eingeteilt: Zum einen wären da die so genannten kommerziellen Händler (Commercials), denen es weniger um Spekulation, sondern um die Absicherung ihrer unternehmerischen Tätigkeit geht. Am Goldmarkt wären das zum Beispiel Minengesellschaften die Teile ihrer Jahresproduktion über die Terminbörse verkaufen können, falls sie die aktuellen Preise als auskömmlich betrachten oder Schmuckproduzenten, welche Gold einkaufen, wenn sie die aktuellen Preise als günstig einstufen.

Neben den „kommerziellen Händlern“ gibt es noch die „großen Spekulanten“, die aufgrund ihrer Ordergröße als solche klassifiziert werden. Alle übrigen, nicht meldepflichtigen Geschäfte werden unter „kleine Spekulanten“ zusammengefasst. Die kommerziellen Händler dürften als Gruppe über das größte Insider-Wissen verfügen. Zumindest zeigt sich anhand der Veränderungen in ihrer Positionierung, dass sie tendenziell ein sehr viel besseres Gespür für die Über- und Unterbewertungen des betreffenden Rohstoffs haben als kleine und große Spekulanten.

Immer wenn die kommerziellen Händler (blaue Linie im Chart) ihre Goldverkaufspositionen deutlich reduzierten bedeutet dies: Minengesellschaften sind kaum bereit, zum aktuellen Goldpreis Teile ihrer Produktion zu verkaufen. Im Herbst 2008 reduzierten sie ihre Shortpositionen von 250.000 auf unter 80.000 Kontrakte (Gold damals bei ca. 720 Dollar). Für aufmerksame Goldinvestoren war das ein erstklassiges Kaufsignal.

Auch in der seit fast anderthalb Jahren laufenden Konsolidierung reduzierten die kommerziellen Händler ihre Shortpositionen, jedoch noch nicht annähernd so deutlich wie im Zeitraum 2007 – 2009. Das 2012er-Goldpreis-Tief ging mit Short-Positionen bei den Commercials von 130 – 140.000 Kontrakten einher. Den Goldpreis-Rückgang seit Oktober haben die kommerziellen Händler zwar wieder zum Abbau ihrer Short-Positionen genutzt, allerdings noch keineswegs in einem extremen Umfang.

Zwischenfazit: Die CoT-Daten von den US - Terminbörsen liefern noch kein klares Kaufsignal.

Silber: CoT-Daten von einem Kaufsignal deutlich entfernt
Wenn die Positionierungsdaten für Gold von einem klaren Kaufsignal noch entfernt sind, so gilt dies für Silber umso mehr. Zwar reduzierten die kommerziellen Händler im Silbermarkt in der jüngsten Korrektur von 35 auf 30 Dollar ihre Short-Positionen, doch von einem quasi Verkäufer-Streik kann überhaupt noch nicht die Rede sein.

An markanten Silber-Tiefpunkten in den Jahren 2007 – 2009 standen die kommerziellen Händler nur mit 22.000 – 25.000 Kontrakten auf der Verkäuferseite, während der 2012er-Korrektur-Tiefs (Silber zwischen 26 und 28 Dollar) gar nur mit 12.000 – 18.000 Kontrakten. Aktuell sind es jedoch noch über 42.000 Short-Kontrakte. Von einem Verkäuferstreik am Silbermarkt kann aktuell daher gar nicht die Rede sein. Im Gegenteil: die aktuellen Positionsdaten lassen sich durchaus als Warnsignal interpretieren: Möglicherweise werden die 2012er-Preistiefs bei Silber nochmals getestet.


Goldminenaktienindex HUI: Bisher wenig überzeugend

Noch deutlich schwächer als Gold präsentieren sich viele Goldminenaktien (siehe HUI-Indexchart unten). Dem Doppeltief vom Mai/Juli 2012 folgte eine erste, kräftige Aufwärtsbewegung bis zum 21. September. Wie der allgemeine Aktienmarkt, so korrigierten auch die Goldminen in den folgenden acht Wochen bis zum 16. November. Während „normale“ Aktien dann allerdings einen kräftigen, neuen Hausse-Schub starteten (z.B. DAX von 6.950 auf aktuell 7.702), präsentierte sich der HUI geradezu kraftlos, beendete seine „Erholung“ bereits nach einer Woche mit minimalen Kursaufschlägen und fiel dann nochmals deutlich.


Die Art der Erholung nach einer allfälligen Korrektur ermöglicht Anlegern einen guten Einblick ins aktuelle Kräfteverhältnis zwischen Bullen und Bären. Das geradezu kraftlose Bild des Goldminenindex HUI ist ein weiteres Warnsignal für übereifrige Goldoptimisten. Mehrere südafrikanische Goldminen notieren schon deutlich unter ihren 2012er-Sommertiefs. Doch auch die großen nordamerikanischen Gesellschaften Newmont und Barrick halten sich nur knapp darüber. Aus Sicht europäischer Anleger (Euro-Kurse) haben Newmont und Barrick ihre 2012er-Sommertiefs bereits Ende Dezember gerissen.

Wenn es charttechnisch überhaupt etwas Positives über Goldminen zu sagen gibt dann, dass die jüngsten Kursabschläge bisher keine Dynamik entfaltet haben. Sie könnten also mit etwas Wohlwollen vielleicht als Beginn einer größeren Bodenbildung interpretiert werden. Doch solange ein befreiender Aufwärtsschub ausbleibt, ist dies kaum mehr als eine vage Hoffnung.

Zusammenfassung
Obwohl die Konsolidierung bei Gold und Silber bereits seit 16 respektive sogar 20 Monaten läuft, zeigen die Stimmungsindikatoren noch keinen extremen Pessimismus oder gar Panik an.

Die US-Terminmarktdaten zeigen, dass die kommerziellen Händler, welche über umfangreiches, fundamentales Fachwissen verfügen, das aktuelle Preisniveau nicht als spottbillig interpretieren. Von einem Verkäuferstreik sind die Daten noch weit entfernt.

Der Goldminenindex HUI offenbart deutliche Zeichen innerer Schwäche. Nach seiner heftigen Korrektur im Herbst 2012 fiel die eigentlich erwartbare Erholung – anders als am allgemeinen Aktienmarkt – komplett aus.

Fundamental: Fortsetzung der Konsolidierung möglich, Ende der Goldhausse jedoch kaum
Nach all den technischen Warnsignalen, die eher für eine nochmals verlängerte Konsolidierungsphase bei Edelmetallen sprechen als für einen unmittelbar bevorstehenden, neuen Hausse-Schub zum Abschluss ein paar für Goldoptimisten versöhnliche Töne.

Ein Ende der seit 1999/2001 laufenden Goldhausse zum jetzigen Zeitpunkt ist vollkommen außerhalb meiner Vorstellungskraft. Die neue japanische Regierung startet gerade ganz bewusst die nächste Stufe des Gelddruckens in Verbindung mit zusätzlichen staatlichen Ausgabenprogrammen. In Amerika forderte der „Wirtschaftsnobelpreisträger“ Paul Krugman allen Ernstes die Prägung einer 1-Billion-Dollar Platinmünze. Damit könne Obamas Regierung die Haushaltsblockade der Republikaner elegant umgehen und obendrein zusätzliche Regierungsausgaben finanzieren. Trotz reger öffentlicher Diskussion dauerte es dauerte erstaunlich lange, bis die Obama-Administration diesen Plan verwarf. Offen bleibt natürlich die Frage, warum Krugman seine Münzidee nicht konsequent zu Ende gedacht hat. Warum nur eine Billion Dollar aufs kalte Metall prägen, wenn mit der richtigen Schriftgröße doch sicher auch ein Nennwert gewählt werden könnte, der für die Rückzahlung der gesamten US-Staatsverschuldung reichen würde. Und selbst das ist noch zu kurz gedacht: Warum sollten US-Bürger überhaupt noch mit Steuern belästigt werden, wenn man für Staatsausgaben doch einfach Münzen prägen kann. Statt einem „Nobelpreis“ hätten die Schweden Herrn Krugman besser eine Reise nach Simbabwe schenken sollen. Dort hat man vor einigen Jahren all seine Ideen konsequent umgesetzt – mit durchschlagendem Erfolg: http://de.wikipedia.org/wiki/Simbabwe-Dollar
Wenn Japan jetzt diesem Weg folgt und Amerika in der nächsten Krise ebenfalls, dann sollten neben Aktien auch Edelmetalle zu ganz neuen Höhenflügen ansetzen.

Auszug aus dem Trendfolger Nr. 2/2013 vom 21.01.2013

Über den Autor Daniel Haase:
- Herausgeber der Trendfolger- und Pfadfinder-Briefe
- regelmäßiger Interviewpartner im Deutschen Anleger Fernsehen DAF
- Leiter der VTAD Regionalgruppe Hamburg
- Anlagestratege eines Trendfolge-Fonds

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