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Gold & Minenaktien: Ist der Crash schon beendet?
von Daniel Haase26.04.13 20:34:15
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Analyse der Edelmetallmärkte nach den Kurseinbrüchen vom 12. bis 16. April
Praktisch alle waschechten „Goldbugs“ wissen, dass ihr heiß begehrtes Edelmetall in den 70er Jahren um den Faktor 24 von 35 auf 850 Dollar je Feinunze stieg. Nur wenige sind sich jedoch der folgenden Tatsache bewusst: Während dieser gewaltigen Hausse kam es zwischen Dezember 1974 und August 1976 zu einer 20 Monate an-dauernden und für Goldenthusiasten überaus zermürbenden Abwärtsphase, in der sich Gold vom gerade erziel-ten Allzeithoch von 195 auf 103 Dollar praktisch halbierte.
Aufgrund des anschließenden, formidablen Preisanstieges fällt dieser Zeitabschnitt in der Gesamtschau kaum auf. Deshalb habe ich ihn im Chart gelb markiert und darüber nochmals vergrößert dargestellt. „Korrektur“ ist angesichts des 47%igen Kursverfalls allerdings eine recht milde Wortwahl. Noch im November 1976, als Gold die Talsohle bereits verlassen hatte, schrieb „Die Zeit“ unter der Überschrift „Goldhausse ist nicht in Sicht“: „Gold hat als inflationssichere Anlage seinen Ruf verloren. Denn nur wenige Vermögensanlagen brachten in den letzten beiden Jahren höhere Verluste als Gold.“ Wer im Sommer 1976 die Verachtfachung des Goldpreises innerhalb von dreieinhalb Jahren prognostiziert hätte, wäre wohl bestenfalls als Phantast verspottet worden.
Preisziel bei Wiederholung: glatte 1.000 Dollar je Unze
Seit dem Doppeltief von 1999 und 2001 bei circa 250 Dollar befindet sich Gold erneut im Hausse-Modus, doch eine derart heftige 47%-Korrektur blieb den „Goldbugs“ erspart - zumindest bisher. Trotz des rasanten Abverkaufs vom 12. bis 16. April notiert das aktuelle Jahrestief mit 1.322 Dollar erst 31% unterm 1.921-Dollar-Allzeithoch vom 6. September 2011. Auch in der aktuellen Hausse gab es bereits einen größeren Rückschlag. Zwischen März und Oktober 2008 fiel der Goldpreis um 34% von 1027 auf 682 Dollar. Silber verlor in diesen Monaten glatte 60% (auf unter 8 ½ Dollar), in der laufenden Abwärtsbewegung seit April 2011 dagegen „erst 53%“. In der Rückschau ist klar: Die Tiefs vom 2008er-Herbst waren phantastische Einstiegskurse.
Mark Twain: „Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.“
Zeitlich ist die laufende Abwärtsphase am ehesten mit der von 1974/76 vergleichbar. Sollte das auch aufs Kurspotenzial zutreffen, wären selbst Goldrücksetzer bis zur runden 1.000-Dollar-Marke vorstellbar. Bei 1.100-Dollar wäre die Hälfte der bisherigen Hausse korrigiert. Für den Goldminenindex HUI stände da wohl ein Test der 2008er-Tiefs an. Doch anstatt ins muntere Kurszielraten zu verfallen, sollten wir uns nun verlässlichen, technischen Indikatoren zuwenden.
US-Terminbörsen-Daten (CoT-Reports):
Den wöchentlichen erscheinenden „Commitment of Traders (CoT)“ Reporten können die Positionen der folgenden drei „Händler-Gruppen“ entnommen werden: Zum einen wird aufgrund ihrer Ordergröße zwischen großen und kleinen Spekulanten unterschieden. Am interessantesten ist allerdings die dritte Gruppe. Sie besteht aus den so genannten kommerziellen Händlern. Sie handeln hauptsächlich, um ihre eigentliche unter nehmerische Tätigkeit abzusichern. Im Handel mit Edelmetallen sind beispielsweise Minengesellschaften und Vertreter der Schmuckindustrie kommerzielle Händler. An den großen Wendepunkten liegen sie recht häufig richtig (Insider-Ahnung), während kleine und große Spekulanten in aller Regel auf dem falschen Fuß erwischt werden. Zieht man von den Positionsdaten der kommerziellen Händler jene der kleinen und großen Spekulanten ab, dann sollten die markanten Wendepunkte umso deutlicher zu Tage treten. Genau das habe ich in den Gold-, Silber-, Platin- und Palladium-Charts getan. Der untere Teil der Skalen betrifft also die Positionsdaten (Kontrakte), der obere die Kursdaten der Metalle.
Trendfolger-Warnung war berechtigt
Noch im Trendfolger vom 21. Januar schrieb ich, dass sich aus den CoT-Reporten weder für Gold, noch für Silber Kaufsignale ableiten ließen. Gold ist seither um 16%, Silber um 27% gefallen, was den Nutzen der damaligen Interpretation der CoT-Daten bestätigt.
Commercials grundsätzlich auf der Käuferseite, aber …
Die kommerziellen Händler haben die Schwäche aller vier Edelmetalle zum Einstieg genutzt. Aber – und das ist meines Erachtens wichtig – keineswegs in einem Umfang, der angesichts der jüngsten Rückschläge erwartbar gewesen wäre. Bei Platin und Palladium sind wir noch Längen von früheren Extrem-Kaufsignalen (grüne Punkte auf den roten Linien) entfernt.
Warum nutzen Commercials den Crash nicht?
Bei Gold entsprechen die derzeitigen Positionsdaten zwar knapp den Werten vom temporären Korrekturtief im 2012er-Sommer. Aber bis zu den klaren Kaufsignalen früherer Jahre müsste die rote Positionslinie noch ein ganzes Stück weiter nach oben. Angesichts des Goldcrashs vom 12. und 16. April hatte ich angenommen, dass kommerzielle Händler vergangene Woche massiv zum Einstieg blasen würden, doch weit gefehlt. Die Gold-Daten der Vorwoche zeigen ganz klar, dass sie genau dies NICHT taten. Bei Silber standen die Commercials per Saldo sogar leicht auf der Verkäuferseite. Entweder die kommerziellen Händler befanden sich angesichts der rasant fallenden Notierungen noch in einer Schockstarre oder sie erwarten nochmals niedrigere Kurse und halten ihr Pulver deshalb trocken.
Fazit: Klare Aussage der Commercials abwarten
Die CoT-Daten fallen deutlich positiver aus, als im Januar. Für ein klares Kaufsignal sollte jedoch abgewartet werden, ob die Commercials in den kommenden Wochen auch die aktuellen Kurse zum Nachkaufen nutzen. Im wöchentlich erscheinenden Pfadfinder-Brief werde ich dieses Thema bis zur Entscheidung regelmäßig beleuchten.
Sentiment / Stimmung
An Kurshochpunkten sollte die Stimmung unter den Teilnehmern der Börsenparty normalerweise überschwänglich oder zumindest sorglos sein, bei Tiefpunkten dagegen zu Tode betrübt oder wenigstens sorgenvoll. Die wöchentlich unter US-Investmentberatern durchgeführten Umfragen boten bei Gold und Silber in den zurückliegenden Jahren recht brauchbare Kaufsignale. Die blaue Kurve gibt den Prozentsatz der positiv für Gold bzw. Silber gestimmten Berater an. Immer wenn der hier abgebildete Optimismus dahinschwand und die blaue Kurve in den grün markierten Streifen (unter 40%) eintauchte, konnte dies als Sentiment-Kaufsignal gewertet werden. Für die Vorhersage von oberen Trendwenden (zu hoher Optimismus) waren die Daten hingegen weniger geeignet, doch darum geht es heute ja auch nicht.
Sentiment Gold & Silber: Kaufsignale in Reichweite
In der Trendfolger-Ausgabe vom 21. Januar 2013 lag die Optimistenquote bei 48% für Silber bzw. 58% für Gold. Inzwischen hat sich die Stimmung jeweils um 10%-Punkte abgekühlt. Für Silber sind wir damit in den „grünen Bereich“ vorgestoßen. Bei Gold ist zumindest das Niveau des temporären Korrektur-Tiefs vom 2012er-Sommer erreicht. Angesichts der deutlichen Kursschwäche hatte ich jedoch noch niedrigere Umfragewerte erwartet – eher auf dem 2008/09er-Niveau. Vielleicht braucht es hierfür noch etwas Zeit oder einen nochmaligen, finalen (?) Rücksetzer.
Gold- und Silbermünzen gefragt wie lange nicht
Die Sentimentdaten haben sich seit dem Trendfolger vom 21. Januar also deutlich verbessert. Einen Wehrmutstropfen gibt es jedoch. Laut Presseberichten werden Münzhändler aktuell von Kaufaufträgen geradezu überschwemmt. Bei nahezu allen gängigen Bullionmünzen gäbe es „bedeutende Lieferverzögerungen bis hin zu Produktionsengpässen.“ Eine echte Kapitulation auch und gerade der Kleinanleger, so wie im Sommer 1976, sieht eigentlich anders aus.
BILD: Goldrausch am Ende
Plakative Überschriften – am besten außerhalb der Fachpresse – sind ebenfalls nützliche Sentiment-Indikatoren. So titelte „Bild.de“ noch zur Jahreswende: „Gold glänzt auch 2013“ – darin seien sich „die Experten“ einig. Dabei verblasste der Glanz angesichts der bereits seit 15 Monaten anhaltenden Korrektur längst. Am 15. April 2013 – Gold notiert inzwischen fast 20% tiefer als zum Jahreswechsel – wusste BILD: „Goldrausch ist am Ende – Experten sehen Trendwende voraus“. Es bleibt zu hoffen, dass es sich erneut um jene BILD-Experten handelt, die in den vergangenen Jahren mit traumwandlerischer Sicherheit immer wieder aufs falsche Pferd setzten.
Hinweis: Die vollständige Analyse ist den Lesern des (kostenfreien) Trendfolger-Briefes vorbehalten. Melden Sie sich einfach unter www.folgedemtrend.de an.
Über den Autor Daniel Haase:
- Herausgeber der Trendfolger- und Pfadfinder-Briefe
- regelmäßiger Interviewpartner im Deutschen Anleger Fernsehen DAF
- Leiter der VTAD Regionalgruppe Hamburg
- Anlagestratege eines Trendfolge-Fonds
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