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Gestresst, gefoppt, gefloppt und mehr

von Jan Kneist E-Mail 20.05.09 16:38:35

Lüge und Betrug sind ein charakteristisches Merkmal unserer gesamten Gesellschaft, also worauf soll ich meine Überschrift beziehen? Auf erlogene Kriegsgründe oder auf 9/11? Nein, ganz harmlos nur auf den Stresstest der US-Banken! Kommen wir zunächst zu den Prämissen des Tests. Im schlimmsten Falle geht die FED von einem BIP-Minus von 3,3% in diesem Jahr, einer Arbeitslosenquote von 8,9% und um 22% fallende Hauspreise in 2009 aus. 2010 soll die Wirtschaft schon wieder mit 0,5% wachsen, Arbeitslosigkeit 10,3%. Wenn Sie als aufgeklärter Leser dachten, gewisse Gazetten oder TV-Sender hätten ein Monopol auf Massenverdummung, dann sehen wir uns gemeinsam getäuscht und überreichen die Krone der US-Regierung und der FED.

Wenn selbst unsere Politiker schon von 6% Schrumpfung ausgehen, warum sollen es im Mutterland der Krise nur 3,3% sein? 70% des BIP werden durch den Konsum völlig überschuldeter Haushalte beigetragen. Wenn die ihre Ausgaben nur um 1/4 senken, dann fehlen plötzlich 17,5% vom BIP! Den Gipfel markiert aber das Eingeständnis der Manipulation des Kapitalbedarfs. 75 Mrd. USD waren erwartet worden und, oh Zufall, genau das kam nach Diktat der Banken heraus. Wie besoffen rauschten die Börsen und mit ihnen die Bankaktien nach oben. Ziel erreicht!

Die Fakten und Schönrechnerei kommen jetzt heraus, daran gibt es keinen Zweifel. Mit welcher Dreistigkeit hier manipuliert wurde, ist nicht verwunderlich. Die FED selber gehört ja bekanntlich den Privatbanken. Die "richtigen" Leute sollten noch einmal Gelegenheit bekommen, im Dow oben abzuladen und sich short zu positionieren, während man der Masse Licht am Ende des Tunnels vorgaukelt. Laut neuester Zahlen ist die Industrie nur noch zu 69% ausgelastet und beschäftigt noch so viele Arbeiter wie 1941! Woher soll hier Licht kommen?! Die Blasenwirtschaft muss ein Gleichgewicht viel weiter unten finden. Liquidieren Sie also weiter US-Standardaktien und auch DAX-Werte in die Stärke hinein!

Kommen wir zu einem weiteren gigantischen Flop. Finanzminister Steinbrück wandelt auf den Spuren seines Vorgängers Eichel - ambitioniert gestartet, grandios gescheitert. Aber ihm kann man keinen Vorwurf machen, jeder andere wäre ebenso aufgelaufen. In diesem Jahr will der Bund laut neuester Aussage 80 Mrd. EUR neue Schulden aufnehmen. Hinzu kommen mögliche Garantieinanspruchnahmen, Schulden der Länder, Gemeinden, Bundesanstalt für Arbeit etc. Es tun sich überall massive Löcher auf und da auch das BIP als Grundlage der Berechnung sinkt, wird die magische 60%-Grenze von zwei Seiten in die Zange genommen. Ein Sprung der Schulden von 66% des BIP (2008: 2.492 Mrd. EUR) auf über 100% des BIP ist eine Frage von höchstens drei Jahren. Daher sind Steuersenkungen vor dem Währungszusammenbruch nie wieder möglich und Versprechen der Politiker in dieser Hinsicht eine klare Lüge. Jetzt stellen wir uns kurz die Frage, wie der Staat mit dieser Last überhaupt fertig werden könnte.

Zehnjährige Bundesanleihen rentieren mit ca. 3,4%. Zu diesen Konditionen kann sich der Bund also Geld beschaffen und überweist entsprechend Zins an die Gläubiger. Ende 2008 lag da die Bundesschuld bei 960 Mrd. EUR, die 42,94 Mrd. EUR Schuldendienst machten 15,16% des Gesamthaushalts aus (also durchschnittlich mit 4,47% verzinst). Wächst die Schuld des Bundes in den nächsten drei Jahren nur um optimistisch geschätzte 300 Mrd., wären ab 2011 bei angenommenen 5% Zinsen ganze 63 Mrd. Zinsen zu leisten, 47% mehr als heute. Da dieser Zuwachs woanders nicht eingespart werden kann, wird auch er wieder aus neuen Schulden kommen müssen. Aus dem Teufelskreis gäbe es nur einen Ausbruch, wenn wir erstens Wachstumsraten wie ein Tigerstaat hätten, zweitens ein Moratorium mit den Gläubigern vereinbaren oder drittens - politisch unkorrekt - jegliche Transfers an EU und das Ausland einstellen und auch sonst ganz "unkorrekt" den Rotstift ansetzen.

Mit den Parteien im Bundestag ist nichts davon umsetzbar. Die Zinslast wächst also mathematisch munter weiter, schneller als das BIP. Der Staat ist in der Schuldenfalle gelandet! Rückzahlung ausgeschlossen. Aber einen schwachen Trost gibt es dennoch. Bis wir japanische Verhältnisse erreichen (aktuell 170% des BIP Verschuldung), kann sich die Finanzagentur noch jahrelang weiter verschulden. Ob es bei uns so läuft wie in Japan, ist aber zu bezweifeln. Leider sind wir Mitglied im Euro-Club und andere Länder werden noch viel stärkere Schuldenexplosionen als Deutschland erleben. Die jetzt anlaufende Beschleunigungsphase nach unten wird früher als vermutet zum Aufschlag führen.

Sie sollten die von Günter Schild beworbenen Bundespapiere dringend meiden und langsam, aber sicher aus solchen Positionen aussteigen. Am Ende wird nur ein großer Käufer übrigbleiben, die EZB bzw. Bundesbank. Ted Butler hat neulich wieder einen hervorragenden Artikel geschrieben, den Sie auf Goldseiten lesen können. Papiergeld wird nicht knapp. Silber ist es schon heute, mehr noch als Gold, und bedenken Sie auch, dass bis jetzt trotz prozentual hoher Steigerungen nur einige "Verrückte" Münzen und Barren kaufen. Die Preismanipulation wird plötzlich enden und bis dahin müssen Sie sich positioniert haben.

Münzen war ein Stichwort, das noch kurz angeschnitten werden muss. Immer wieder wird man mit Werbung für Euro-Sammlermünzen, Gedenkprägungen zu diversen Anlässen etc. bombardiert. Hüten Sie sich davor, angebliche seltene Top-Anlagen wie Einzelmünzen oder Kurssätze vom Vatikan, Finnland, Monaco etc. zu kaufen. Wenn sich die Krise so entwickelt wie ich vermute, dann bekommen Sie für die teuer erworbenen Münzen im Präsentationsetuis NICHTS. Kein Edelmetall enthalten, Wert knapp über null. In der Krise ist die Seltenheit der Stücke völlig belanglos, denn nur der Metallgehalt zählt. Also kaufen Sie Gold- und Silbermünzen mit wenig Aufgeld. Damit scheiden auch die beworbenen Medaillen aus.

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