« Voranschreitende Fäulnis | Und es will nicht fallen! » |
Sommertheater
von Jan Kneist
10.08.09 11:01:39
Verfolgt man die Systempresse und vergleicht sie mit der Realität des wahren Lebens, dann tun sich immer größere Diskrepanzen auf. Eigentlich sei doch vieles auf dem Wege der Besserung, dann kommen aber immer wieder Querschläger aus dem Hinterhalt, die das Bild trüben oder zumindest nicht ganz so erfreulich aussehen lassen. Da wäre der weiter extrem schwache Maschinenbau in Deutschland, bei dem die Aufträge im Juni um 46% gegenüber dem Vorjahr gesunken sind. Hier handelt es sich wahrlich um eine klassische Industriebranche und das hat Aussagekraft über den Zustand der ganzen Wirtschaft.
Dann wiederum wird ein steigender Auftragseingang der deutschen Industrie von 4,5% zum Vormonat vermeldet, in den USA sinkt der Auftragseingang langlebiger (Investions-) Güter im Juni um 2,5% gegenüber Mai. Man wird also zur Zeit sowohl mit positiven als auch negativen Meldungen bombardiert und kann sich so kein klares Bild von der Gesamtlage machen. Es scheint erwiesen, dass eine gewisse Stabilisierung auf niedrigem Niveau stattfindet. Der Absturz vorher war ja auch beispiellos und von atemberaubenden Tempo.
Fakt ist auch, dass sich ein Rückstau an Orders gebildet hat, denn Lagerbestände wurden umfangreich abgebaut. Was auch immer wieder als Indiz für eine wesentliche Verbesserung der Lage angeführt wird, sind die steigenden Börsenkurse. Ja, ich hätte das so nicht erwartet, denn wer klar denken kann, der sieht hier faulen Zauber ohne Substanz. Noch wird gesprochen von der schlimmsten Wirtschaftskrise seit der Weltwirtschaftskrise - der Dax notiert bei fast 5.500 Punkten und der Dow Jones bei 9.370 Punkten. Jetzt sind charttechnisch sogar 10.000 Punkte drin! Halten Sie das für logisch?
Während in den USA immer mehr Leute Lebensmittelkarten brauchen, die Immobilien im Preis weiter sinken, die Reallöhne fallen und auch sonst wenig für einen neuen Aufschwung spricht, rast der Dow nach oben. Ein reines liquititätsgetriebenes Momentumspiel (kaufen, weil es steigt ...), gefördert durch eine wahnwitzige Aufblähung der Geldmenge. Es ist viel zu viel Geld im Umlauf und da die Banken als Hauptnutznießer der niedrigen Leitzinsen nur wenige Autos und Kühlschränke kaufen können (Sie als Einzelperson können das und wenn es Massen tun, stiegen die Preise), fließt das Geld wieder in die Spekulation! Das Übel kehrt also genauso oder sogar noch schlimmer zurück. Siehe hier (http://www.handelsblatt.com/finanzen/breakingviews/doppelte-verbriefungen-ein-kapitaler-einfall;2441554).
Wir kennen das Motto: Mit minimalem Eigenkapital riesige Summen hebeln, falsch Bonität vortäuschen bzw. den Inhalt des Sondermülls unkenntlich machen, Lasten schnell auf andere verlagern, absahnen, zur Not beim Staat betteln und ggf. mit Zusammenbruch drohen. Es funktioniert! Leider hat auch die Politik nicht die Kraft, diesen Zauber zu beenden. Woher auch. Die Banker, die vor knapp einem Jahr noch vor dem Untergang warnten und den Staat um Hilfe anflehten (http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Bankchef-als-Zeuge-Ackermann-verteidigt-HRE-Rettung/545724.html), bekommen jetzt wieder Oberwasser und werden uns alle noch tiefer reinreiten. Aber zum Glück wird dieses Verhalten nicht so stark diskutiert und stattdessen werden wir über essentielle Fragen wie die Dienstwagennutzung von Ulla Schmidt oder Schumi, dem das Genickt zwickt, ausführlichst informiert. Dann auch noch die anstehenden Wahlen, wo der "Urnenpöbel" (Zitat Georg Schramm) mal wieder belogen wird, dann sein Kreuz machen darf und anschließend weiter ausgenommen wird.
Ein perfektes Sommertheater, das eine sich bessernde Scheinwelt vorgaukelt, garniert mit aufgeblasenen Meldungen ohne jede Relevanz, Wahlversprechen und gemischt mit Zukunftsangst und der vor einer Labor-Phantomgrippe. Dass sich gerade unser Wirtschaftssystem auflöst und verantwortungsbewusste Politiker wirklich gravierende Maßnahmen einleiten müssten - das wird höchstens im Internet diskutiert. Denken Sie daran, "1984" ist mehr als eine belanglose Jahreszahl! Einstweilen bleibe jedem von uns ein machtvolles Mittel, Missfallen zu beunden! Edelmetall kaufen!
5 Kommentare
Und was sich an den Börsen tut, können wir mit Ludwig van Mises seit 1922 beurteilen. Er nennt das, was da abgeht, einen Crack up boom, und das heißt zu Deutsch
KATASTROPHENHAUSSE.
Und die wird bei dreistelligen Wachstumsraten der Geldmenge noch eine Weile weiter gehen, schätze so bis Frühjahr 2010 - und dann -über Nacht- fällt alles wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
Übrigens: Die Realwirtschaft liegt am Boden und bohrt sich immer tiefer in den Abgrund. Die Steigerungsraten, die wir da gerade vorgeführt bekommen, haben die Qualität des Wachstums des BIP in der alten Sowjetunion: Verdoppelung des BIP ist einfach, wenn man knapp über Null liegt.
JFO
Auf den gelben Seiten hat gestern 09.08.2009, 21:31 harryinfo zu einem Beitrag von dottore zum Update des Game Over ein paar wichtige Sätze formuliert, die unser ganzes Problem sauber umschreiben: "Die Realwirtschaft wird das bestimmende Element für die weiteren Entwicklungen"
@JFO
Ja, das sehe ich auch so. Wenn man die Gespräche der "normalen" Leute verfolgt, dann merkt man, daß die Existenzangst langsam um sich greift. Die 1,5 Mio. Kurzarbeiter haben schon jetzt erhebliche Einkommenseinbußen und ein erheblicher Prozentsatz von ihnen darf in gut einem Jahr Hartz4 beantrage. Aber vorher erst das Ersparte bis auf das "Schonvermögen" verbrauchen. Aber wie Michael Mross heute schrieb - Was hat sich denn geändert trotz Billionen-Bankenrettung und epochalem Absturz? Tritt man auf die Straße, dann sieht alles so aus wie letztes Jahr. Eine merkwürdige Phase, die dem Angriff deutscher Truppen auf Frankreich 1940 vorausging. Trotz Kriegserklärung passierte über ein Jahr nichts. Wie Frieden und plötzlich ging es los. Ich erwarte das auch bei der Wirtschaftskrise. Plötzlich werden sich die Ereignisse überschlagen.
JK
Ähnlichkeiten des Niedergangs finden sich in jeder zuende gehenden Zivilisation, dem ein biologischer Verfall nicht nur der Wirtschaftssubjekte voraus eilt.
Gruß
Wolf
Wir sind alle mitten in einer außerordentlich ereignisreichen Phase der Weltgeschichte und große Änderungen stehen an. Es geht nicht nur um die Wirtschaft, in vielen anderen Bereichen (Umgang der Menschen untereinander, Umgang mit Natur, Tieren, Kindern, moralischer Niedergang (Homoehe, Gender Mainstreaming, weitverbreitete Korruption etc) finden sich eindeutige Belege einer verfaulenden Gesellschaft. Aber die Drogen "Tittitainment", Strategie der Spannung und Trägheit wirken! Man fragt sich immer, wie es zu so drastischen Verschlechterungen einer Gesellschaft kommen kann. Es passiert automatisch, wenn man seine demoraktischen Rechte nicht mehr wahrnimmt (nicht wählen gehen) bzw. diese nichts mehr wert sind, da alle Vertreter der Blockparteien ins gleiche Horn blasen. Die Rest-Demokratie schaufelt sich gerade ihr Grab, leider auch, weil die Masse ihren Hintern nicht hochbekommt.
JK
die masse kommt übrigens nicht hoch, weil sie der hintern ist, das ist doch der grund für schweinegrippe, langsam starten und am ende alle peak-impf. guckste...
so is das
so einfach ist das doch nüsch
pi
p.s.: danke für mein ersten morgan hr. kneist und danke für die inspiration mit dem urnengang. ganz schön makaber. das.
Es fehlt einfach denen an Alternativen, die von Gold nichts wissen wollen.
Eine sehr gute und schlüssige Erklärung dazu habe ich in den Artiklen diesbezüglich auf:
www.das-bewegt-die-welt.de
gefunden!
Dass man immer wieder im Zusammenhang mit der Dekadenz der Gesellschaft oder wie oben geschrieben mit moralischem Niedergang die Homo-Ehe oder Homosexualität ganz allgemein anführt. Was ist denn bitte schön so schlimm daran, wenn gleichgeschlechtliche Paare heiraten können um gleiche Rechte und übrigens auch Pflichten zu haben. wie z.B. kinderlose Heteros. Ich bin selber schwul. Man wird so geboren und sucht sich das nicht aus wie viele meinen. Man wäre ja schön blöd sich einen Lebensstil "auszusuchen" für den man diskriminiert und verachtet wird, schlimmstenfalls sogar angepöbelt und verprügelt. Wer gehört schon gerne freiwillig einer Minderheit an, die einem Nachteile und Probleme einbringt. Wir bezahlen lebenslang die höchsten Einkommenssteuersätze. Auch dann wenn wir uns "verpartnern" gibt es kein Ehegatten-Splitting wie es unnötigerweise auch für kinderlose Heteros möglich ist.
Wir kriegen keine Kinder, die wir für den Fortbestand der Gesellschaft großziehen können. Na und? Massenhaft Heteros sind freiwillig aus egoistischen Gründen kinderlos und werden dafür nicht angegriffen. Wir dürfen nicht mal welche adoptieren. Es ist bitter, wenn man für eine Veranlagung verurteilt wird für die man nichts kann und die nicht korrigierbar ist.
Die Selbstmordrate bei homosexuellen Jugendlichen ist übrigens um ein mehrfaches höher als bei den "normalen", die nicht erst ihre, gegen die Norm ausgerichtete sexuelle Identität akzeptieren lernen müssen, die nicht einsam diese inneren Kämpfe, Unsicherheiten und Ängste inmitten ihrer Pubertät aushalten müssen.
Nein - freiwillig sucht sich das doch keiner aus. Kapiert das endlich und sucht euren moralischen Niedergang in eurer Hetero-Welt, denn davon gibt es dort jede Menge. Schwul sein mit Moral in Verbindung zu bringen ist totaler Bullshit.
Letzte Kommentare