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Voranschreitende Fäulnis

von Jan Kneist E-Mail 24.08.09 11:03:50

Fäulnis hat die Eigenschaft, oftmals lange Zeit unbemerkt zu wirken, um dann plötzlich mit aller Macht hervorzubrechen und das befallene Objekt zusammenfallen zu lassen. Dieses Bild lässt sich sehr gut auf unsere derzeitige Wirtschaftsverfassung übertragen, denn oberflächlich betrachtet hat sich die Lage beruhigt, darunter stinkt es gewaltig. Zur Zeit wird die Fäulnis noch von einigen Hoffnungszeichen in der Wirtschaft kaschiert, die besonders aus den USA und China kommen.

Wie die Wirtschaftspresse berichtet, steige die Produktivität der US-Industrie rasant - mehr dazu weiter unten - und auch die Produktion in der Region Michigan ist erstmals seit Monaten wieder gewachsen und dann noch die großartigen Aussichten des FED-Bosses. Dann gibt es ja zum Glück auch noch China, das die Welt retten werde. Aber wie potent ist China? Laut offiziellen Angaben wuchs die Wirtschaft im 2. Quartal um 7,9% gegenüber dem Vorjahr, im 3.Quartal erwartet man gar 8,5%. Im Juli sind die Exporte aber um 23% niedriger als im Vorjahreszeitraum und bekanntermaßen ist auch der Stromverbrauch gefallen.

Wie passt das zusammen? Sind die USA und China in einen Wettbewerb getreten, wer am überzeugendsten fälscht? Die einzige Erklärung kann das Konjunkturprogramm liefern, über das satte 410 Mrd. Euro (14% des chinesischen BIP) in die Wirtschaft injiziert wurden, gepaart mit massiver Kreditausweitung. Damit löste man einen unbeschreiblicher Bauboom und ein Wiederaufflammen der Spekulationswut der Chinesen aus! Kein Wunder, China muss um jeden Preis wachsen, sonst könnte sich Unmut entladen. China tritt eine gewaltige Blase los und verbraucht jetzt seine Ersparnisse in Form von Exportüberschüssen. Dieses Eigendoping ist nicht dauerhaft und die Hoffnungen in und auf China werden sich nicht erfüllen.

Ebenso wenig wie in den USA. Über die Manipulation der Aktienkurse wird einmal mehr versucht, auf "heile Welt" zu machen und die dumme Masse ein letztes Mal richtig abzuziehen. Bestes Beispiel sind die freitäglichen Gesänge von Hubschrauber-Ben. Ist dieser Mann noch glaubwürdig, ist überhaupt jemand dieser angeblichen "Elite" noch glaubwürdig und wert, für voll genommen zu werden? Optimismus vom Tenor "Die Wirtschaft wächst bald wieder" (Bernanke) wird verbreitet, gepaart mit dem Einsatz des PPT. Das trieb den erlahmenden Dow erneut an, bis auf 9506 Punkte. 10000- wir kommen! Spätestens dann geben die Bären auf. Während also pure Hoffnung breit kommuniziert wird und man jeden Strohhalm, jede noch so marginale Erholung im tiefen Tal medial breit ausschlachtet, ist die Realität eine andere. Die Arbeitslosigkeit steigt weiter an - +247.000 im Juli.

Bemerkenswerterweise sank die Arbeitslosenquote um 0,1% auf 9.4%. Hallo? Keine Entspannung an der Immobilienfront. Die Anzahl der Hypotheken mit Zahlungsrückständen stieg von 9,12 auf 9,24%. Besonders wachsen die Ausfälle bei "Prime" Hypotheken. Immerhin verlangsamt sich der Anstieg. Wie an dieser Stelle schon mehrfach thematisiert, steht und fällt die US-Wirtschaft mit der Konsumfreude ihrer Bürger. Diese Tatsache an sich ist völlig krank, wird aber überhaupt nicht hinterfragt. Im Gegenteil, der Konsum muss wieder angespornt werden! Also legt man auch über dem großen Teich eine blödsinnige Abwrackprämie, "Cash for Clunkers", auf und schürt ein Strohfeuer wie in Deutschland.

Das grundlegende Problem der Überschuldung löst das nicht, sondern verschlimmert es durch vorgezogene Autokäufe auf Pump nur! Aber erwarten Sie von Politikern bloß keine sinnvolle und vorausblickende Politik! Ein guter und unbestechlicher Indikator für den Zustand der (Welt-) Wirtschaft ist der Baltic Dry Index, der den Preis verschiffter Massengüter abbildet. Dieser fiel erneut drastisch ab, aktuell bei 2.534 Punkten bzw. 40% weniger als noch Anfang Juni! Dazu passend sinkt auch das Umschlagsvolumen von Containern in Kalifornien weiter, -15,88% in Los Angeles seit Jahresanfang. Eine Erholung der Weltwirtschaft sieht anders aus. Dummerweise werden diese Fakten in den Mainstream-Medien nicht kommuniziert. Statt dessen erfahren wir, dass die Produktivität der US-Wirtschaft massiv steigt und die Banken wieder fette Gewinne machen.

Juhu! Stopp hier, was heißt Produktivitätssteigerung? Mehr Einheiten werden von der gleichen Zahl Mitarbeiter hergestellt, der Absatz boomt? Es geht aber auch anders! Wenn Ihre Produktion um 50% einbricht, Sie aber 60% des Produktionspersonals entlassen, dann steigt natürlich die Produktivität der Restbelegschaft um 25%! Druck motiviert! Und das wird jetzt als Jubelmeldung verbreitet und entlarvt die Journaille der FTD. Wie die Gewinne der Banken entstehen (Geld zu fast 0% von den ZB´s, Aktienspekulation, hohe Kreditmargen, Überbewertung fauler Aktiva etc.) wissen wir. Reine Buchungsposten und nur geschaffen, um den Managern für eine Weile wieder die Taschen zu füllen. Trotzdem alle Achtung, die Illusion der Erholung funktioniert. Aber um welchen Preis!

Weltweit befinden wir uns in einer Phase, in der die massiven Konjunkturprogramme den Absturz etwas aufgefangen haben, doch bedauerlicherweise hat das dazu geführt, die Behebung der grundsätzlichen Systemfehler wieder zu verschieben! Die faulenden Balken werden also nicht ersetzt, sondern mühevoll gestützt.

In der Zwischenzeit halten sich Gold und Silber außerordentlich gut und trotzen den COT-Risiken. Laut WGC ist im 2. Quartal 2009 die identifizierbare Investmentnachfrage zwar von 600 t im 1. Quartal auf 222,4 t gefallen, der Absatz von physischem Metall als Unterposten stieg aber von 134,9 auf 165,7 t. Der Absatz von ETF´s fiel massiv. Das ist absolut zu begrüßten, denn wie Sie wissen, sind ETF´s im Ernstfall nur Zettel.

Deutschland verteidigt übrigens seine weltweit führende Position als größter Importeur von physischem Gold - 28 t im 2. Quartal! Wenn unser Staatsgold schon verloren ist, dann muss jeder für sich vorsorgen. Nutzen Sie die verbleibende Zeit.

6 Kommentare

Kommentar from: woodsman [Besucher]
Sehr guter Beitrag. Die Erwähnung, dass es eine Systemkrise (und keine Finanzkrise) ist, finde ich lobenswert. Denn genau da liegt der Hund begraben.

Herr Kneist, Sie haben mit diesem Beitrag den Nagel auf den Kopf getroffen.

Ich wünsche mir weiter solche Beiträge. Danke.


Vielen Dank. Man tut sein bestes.

JK
24.08.09 @ 13:20
Kommentar from: klaus geissler [Besucher]
Ein guter Kommentar , der leider
stimmt .

Jeder muß im Rahmen seiner
Möglichkeiten , Vorsorge betreiben .


Ja, und ich hoffe immer, daß noch möglichst viel Zeit bleibt...

JK
24.08.09 @ 15:57
Kommentar from: a.k. [Besucher]
guter komentar, die zwei grundfehler kann mann leider nicht beseitigen 1. umkrempeln des bankenwesens - nur noch kerngeschäft keine scheingeschäfte mehr mit aktien und rohstoffen usw. banken pleite gehen lassen dann keine Abfindungen oder sonstigen ansprüche (das sind milliarden) sofort neu besetzen und arbeiten. alle guthaben der bankmanager eneignen (das sind wieder milliarden) leider sind die leute die mit im boot sitzen zuviele. 2. das geld zum ankurbeln nicht den banken geben sondern direkt der mittelschicht (handwerker und gewerbe). mit dem bisherigen geld hätte sich die deutsche mittelschicht zig-mal saniert und wäre technologisch und auch in anderen belangen super aufgestellt. beenden der kompletten förderlandschaft weil 9/10-tel der gelder nur in kanälen verschwinden. auch ist die vergabepraxis in D ungerecht. bei mehr gerechtigkeit egal wo wird es wieder besser laufen.



Ja, aber es ist gewollt, so wie es läuft. Um das zu ändern, bedarf es wieder echter Volksvertreter.
25.08.09 @ 12:43
Kommentar from: Wake News [Besucher] · http://wakenews.net
Was ist die Ursache? Systemkrise, mag sein, aber,
wenn man alle vorhandenen Punkte miteinander verbindet, dann muss man leider feststellen, dass es sich eher um Mutwilligkeit handelt. Wenige, nennen wir sie Eliten, haben - wann auch immer - beschlossen Kasse zu machen und absolute Macht zu erringen. Wie? Man besetzt alle politischen, wirtschaftlichen und medialen Führungspositionen mit entsprechenden Vasallen, das Bankenwesen, in dessen Besitz man sich befindet wird als Instrument der Korruption und zur Auspressung von Staat, Firmen und Bevölkerungen eingesetzt, das Militär wird entführt und mittels polizeistaatlicher Methoden und durch "falsche Flaggen" - Krisen mithilfe der Bevölkerung in Form von Kriegsrecht im Inneren eingesetzt, dann entledigt man sich nutzloser Esser und ausgeplünderter Bevölkerung, bevor die rebellieren, mittels einer fein ausgeheckten Schweinegrippe (-impfung) an der leider ganz viele versterben... Noch weitere Fragen?


Sie haben recht. Das alles dient nur der schnellstmöglichen Umverteilung von Reichtum und Machtkonzentration in den Händen der angeblichen Elite. Der Bürger ist sich dessen nicht bewußt, denn Schuld sind ja immer andere, ob Taliban, Banken oder sonst wer. Daß alles nur gemacht wird, um die Masse zu betrügen, ist dieser leider nicht klar.

JK
25.08.09 @ 17:08
Kommentar from: Ver Blaich [Besucher] E-Mail
Sehr gut geschrieben, aber nix neues...


Das stimmt. Wer sich länger mit der Materie befaßt, der hat nur noch wenig Erkenntnisgewinn. Er kann höchstens das Tagesgeschehen aus seiner Sicht kommentieren. Dem breiten, gutgläubigen Volke ist dieses "Nicht-Neue" aber nicht bewußt. Daher müssen solche Infos weit verbreitet werden, um die Leute zum selbständigen Denken anzuregen. Der Knoten muß nur einmal platzen. Hier liegt der Hund begraben, da die meisten passiv sind und ihre Energie auf die Scheingefechte (Afghanistan, DSDS, Schweinegrippe etc.)in den Systemmedien konzentrieren.

JK
25.08.09 @ 22:26
Kommentar from: wk [Besucher]
Sehr geehrter Herr Kneist.

"Dem breiten, gutgläubigen Volke ist dieses "Nicht-Neue" aber nicht bewußt. Daher müssen solche Infos weit verbreitet werden, um die Leute zum selbständigen Denken anzuregen."

...und genau hier liegt der Hund begraben, bzw. einer der Hunde. Sobald bei uns jemand die Hintergründe beim Namen nennt, wird er als Schwarzmaler oder noch schlimmeres tituliert; dies aber nicht von den Menschen, die am meisten an den Krisen (z.B. Wirtschafts-, Finanz- oder Bankenkrise incl. kommender Wertvernichtung durch Inflation) zu leiden haben, sondern von den sogenannten Mainstream-Medien, die sich selbst als Informationsquelle der breiten Massen bezeichnen. Diese Taktik ist zwiespältig: Einerseits wird derjenige gehenkt, der die schlechten Nachrichten überbringt; andererseits will die Mainstream-Presse (-Funk, -Fernseh) auch nicht immer als offensichtlicher Realitätsverleugner dastehen.
Daher ein praktikabler Mix aus "Die Krise neigt sich dem Ende zu" (wozu also Gold kaufen) und "Uii, der Goldpreis steigt ja" (vielleicht sind ein paar Kruegerrands im Garten kein wesentlicher Fehler).

Für mich stellt sich bei all dem Ungemach, das auf uns einströmt, immer die Frage: Wie sag' ich es meinem Kind, also der breiten Masse ? Andererseits: Wollen RTL2-Seher sich mit Silver-Loan-Rates herumschlagen ?
Möchten die meisten Menschen in den vollgefressenen Industrienationen WIRKLICH wissen, wie sie abgekocht werden ?
Wo beginnt die Arroganz des Wissenden ?

Ich denke, daß es keine schlechte Idee ist, speziell über das Netz immer wieder auf die tatsächlichen Verhältnisse hinzuweisen, so wie Sie und viele andere das aktiv tun, dabei aber im Auge zu behalten, daß die Quote an Unwissenden, die erreicht wird, klein bleibt.

Vielen Dank für Ihre Artikel.
wk




04.09.09 @ 23:19

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