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Verwirrspiel

von Jan Kneist E-Mail 03.11.09 14:21:26

Was für eine Woche war das! Zentrum des Wahnsinn war natürlich, wie kann es anders sein, die Wallstreet.

Am Donnerstag wurde gemeldet, dass die US-Wirtschaft im 3. Quartal um hochgerechnet 3,5% (im Quartal also 0,875%) gewachsen sei. Der Dow Jones raste wie wahninnig um 200 Punkte nach oben, die Kommentatoren ergossen sich in Jubelhymnen, das Schlimmste sei überstanden! Freitag kam dann die Retourkutsche – 250 Punkte minus. Am Tag vorher war noch alles auf dem Wege der Besserung, jetzt plötzlich wurden neue Horrorszenarien hervorgeholt. Auslöser waren Konsumentenausgaben, die um 0,5% im September sanken. Im August hatte man noch 1,3 % plus, besonders durch die US-Abwrackprämie, verbucht. Dann auch noch das Verbrauchervertrauen der Uni Michigan, das von 73,5 auf 70,6% sank. Was es auch immer an Teilerholungen geben mag – sie sind temporär, Einmaleffekten geschuldet und verschlimmern die Situation der Verbraucher mittelfristig nur. Man hat wirklich den Eindruck, als sollten mit kurzfristigen Anreizen die Bürger bis auf´s allerletzte Hemd ausgezogen und verschuldet werden.

Aber man kann noch eine andere Erklärung finden, warum diesmal der Greenspan- bzw. Bernanke-Put nicht gezogen wurde – es waren diese Woche 123 Mrd. USD an Anleihen unterzubringen! Nichts verleiht kurzfristig mehr Nachfrage als eine provozierte „Flucht in Sicherheit“, vermeintliche Sicherheit. Gleichzeitig wird die Angst geschürt, der Goldpreis könnte deutlich einbrechen. Warum sollte er das? Fakt ist, dass die Commericals short sind wie nie. In der Vergangenheit war das ein gutes Indiz für Gefahr. Aber anstatt den Commercials jetzt auch wieder besonderes Insiderwissen zu unterstellen, interpretiere ich das anders. Es ist meist viel einfacher, als man es sich vorstellt. Warum sollten JP Morgan und Goldman Sachs nicht einfach von der FED bzw. dem US-Finanzministerium den Auftrag erhalten haben, unter allen Umständen den Anstieg des Goldpreises zu bremsen? Die neuen Shorts werden fast ausschließlich von JP Morgan eingegangen, schon immer ein Arm der US-Regierung und mit schmutzigen Geschäften bestens vertraut. Also macht diese Partei munter Kontrakte auf, wissend, dass sie im Ernstfall eh von der US-Regierung rausgehaun wird. Andere „normale“ Shorts gibt es kaum noch! Unter normalen Umständen klappt das auch so. Aber wir müssen eins bedenken: Gold ist jetzt nicht mehr primär ein normales Spekulationsobjekt. Bis vor wenigen Jahren war es doch für die meisten – außer ein paar notorische Goldbugs – nichts weiter als eine Spekulation, die man kauft und verkauft und den Gewinn woanders anlegt. Kein Gedanke an physische Lieferung. Was jetzt vielen aber bewusst wird, ist der Fakt, dass das Papiergeld selber, mit dem Ihre Anlagen bewertet sind, dem Untergang geweiht ist. Gold ist nicht mehr das Spekulationsobjekt, es wird als einziger dauerhafter Wertspeicher wahrgenommen. Der Papiergewinn kann ohne Gold nicht mehr gesichert werden! Die Asiaten haben das längst begriffen, auch die Japaner. Die Brisanz zeigt sich auch darin, dass jetzt schon gefälschte 400 oz- Goldbarren mit Wolfram-Kern aufgetaucht sind! Diese Aussagen sind glaubwürdig. Auch die Gefahr eines Short-Squeeze im US-Dollar sehe ich nicht wirklich! Die USA sind eine Schuldnernation, ganz anders als die Japaner, die Sparer sind. Die japanische Verschuldung liegt fast ausschließlich im Inland, wer sich als Ausländer in Yen verschuldet hat, trifft (noch) nicht unbedingt auf ein reichliches Yen-Angebot, denn alles wandert ja zu den japanischen Institutionellen und Sparern selber!

Ganz anders die USA, die ständig neue Anleihen (siehe oben) auf den Markt werfen müssen, massiven Zufluss aus dem Ausland brauchen und noch viel zu niedrige Ersparnisse haben! Der US-Dollar hat fertig, der Euro wird ihm später folgen. Dennoch steht eine größere Inflation nicht unmittelbar bevor. Noch ist die deflatorische Kraft der Kreditkontraktion stärker. Noch! Als Bürger, Arbeitnehmer, Rentner etc. sollten Sie der Gefahr ins Auge blicken. Durch die massiven Konjunkturprogramme wächst die Verschuldung der Nationalstaaten uferlos, sogar Schäuble, Verteidiger bürgerlicher Freiheiten, hat das eingestanden. Gleichzeitig sitzen die Banken auf riesigen Geldsummen und reichen immer weniger Kredite aus. Die Realwirtschaft schleicht langsam talwärts, die Banken (das Thema kommt wieder, jetzt von Seiten der Gewerbekredite) werden erneut massive Verluste erleiden – auch deshalb horten sie jetzt Geld – und hunderte Milliarden des Staates brauchen. Diesmal nicht mehr nur Garantien! In der EU wird man sich auf eine Aufhebung des Maastricht-Kriteriums einigen und den Club-Med subventionieren müssen. Es drohen gewaltige Lasten. Gleichzeitig wird es für Arbeitnehmer – Investmentbanker ausgenommen – kaum noch Lohnerhöhungen geben, realen Zuwachs erst recht nicht mehr. Wer sich jetzt nicht mit Gold und Silber positioniert, wird seine Kaufkraft bald wie Eis in der Sonne dahingehen sehen! Schauen Sie auf das Gold am letzten Freitag!

3 Kommentare

Kommentar from: Ziganskakurwa [Besucher]
Gold wird noch Preise erreichen, die sich heute niemand vorstellen kann.
Amen!
03.11.09 @ 18:13
Kommentar from: Rolf Kuntz [Besucher]
Richtig, Gold wird in ungeahnte Höhen schießen. Nun aber leben wir letztendlich nicht vom Gold sondern durch die Arbeitskraft und Inovation des Menschen, respektive seiner technischen- u. wissenschaftlichen Fortschritte, sowie Etwas, was Meschen außerhalb der Finanz- und Spekulationswelt als Natur wahrnehmen. Es wäre vielleicht nicht unangebracht sich dieses elemantaren Wissens er erinnern. Es tut sich nämlich etwas außerhalb der Renditegier nach leistungslosem Einkommen. Man könnte es auch einen Umdenkprozess nennen. Schätze, es wird nicht mehr lange dauern, bis von dort ein kühler Wind weht. Ob dann allerdings unsere Gesellschaftsordnung noch so erfreulich ist um sich genüsslich an den leisteungslosen erfeuen zu können, da habe ich erhebliche Zweifel. In den Gettos, wie z.B. den teuren künstlichen Palmeninseln in persischen Golf ist nämlich dann für die Bezahlung Gold notwendig und wenn nicht mehr vorhanden, erfolgt gnadenlos ein Rauswurf ins wirkliche Leben. Wundert euch nicht über die klammheimliche Freude die dann entgegen schlägt.


Sie haben natürlich Recht. Gold soll einfach nur Geld sein und ein geordnetes und blasenfreies Wirtschaften ermöglichen. An sich ist es kein Spekulationsgut. Das ist es nur im Papiergeldsystem geworden. Unsere Gesellschaftsordnung wie sie jetzt besteht, kann und wird nicht überleben. Das ist gut so, doch nur wenige denken über Alternativen nach.

JK
04.11.09 @ 11:07
Kommentar from: Rolf Kuntz [Besucher]
Lieber JK !
Will Ihrer angehängten Meinung nicht ganz wiedersprechen, aber aktuellisieren oder sollte ich besser sagen kreativisieren. Wie Sie schon sagen ist unsere Papiergeld etwa geworden außerhalb dem was das Geld aus Zwischentauschmittel sein sollte. Betrachten Sie aber mal das Gold nüchtern, dann ist es dort nicht anderst. Nur die Tradition ist da halt ein paar tausend Jahre älter, so daß hier die Reflektionen vom Verstand auf die Instinktebene abgerutscht sind. Traditionen halten sich hartneckig, meißt wie hier auch, ohne neu hinterfragt zu werden. Oder wir könnten es auch etwas mathemtischer ausdrücken und sagen:" Auf einem Zahlenstrahl bei dem die ideale Mitte mit "0" markiert ist, geht die falsche Papiergeldfunktion ettliche Zahlen is Plus, das Gold entgegengestetzt ins Minus. Wollen Sie davon noch eine solzialpolitisch klingende Variante hören, dann könnte man sich einmal überlegen: "Wesshalb die Forderung von einem "bedingungslosen Grundeinkommen" sofort Emotionen von Faulheit hervoruft, wogegen ein Promi, welcher außer seinem puren Sein nicht für die Gesellschaft abwirft, eine Schleimspur von Lakeien nach sich zieht wenn Er über den Markplatz läuft. All das sind Gegensätze über welche sich nur wenige im Promillbereich der Bevölkerung wirklich Gedanken machen. Und ich gebe es ja auch zu, daß zumindest bisher, daß reale Leben auch so funktioniert, aber eben auf Kosten irgend eines Anderen. Dieses "auf Kosten eines Anderen" haftet sowohl dem Gold an, wie auch dem kreditbasierenden Papiergeldsystem. Geld im Sinne von "einfach nur Geld sein" ist beides nicht. Wir nehmen das nur nicht so wahr, weil unsere Gesellschaft kollektiv verabredet hat, dieses System als legal zu betrachten und die Renidten daraus standesfördernd. Man findet überraschend schnell Paralellen, wenn man den alten Adelsbegriff Feudalismus gegen die neue Wortschöpfung Finanzfeudalismus stellt. "Einfach nur Geld sein" wäre dann gegeben, wenn das Geld der Warenfuktion gleich gemacht würde. Aber selbst die Reduzierung auf die Elementarfunktion "Tauschmittel" würde Geld nicht zum idealen Mittel machen. Da der Mensch ein soziales Wesen mit Verantwortung ist und es gemeinschaftserhaltende Dinge gibt, die sich dem Geldgeschäftsfluß entziehen, muß dieses idale Geld einige Dinge abgeben bzw. schultern. Wieviel dieser Seite zugestanden bzw. in diese investiert wird, müßte eigentlich in einem demokratischen Konsens gesucht werden. Das hier die Interessen- und Krafteverhältnisse auch nicht ideal sind, daß ist wohl Stammtischkonsens und es liegt im Interesse einiger, daß es so bleibt. Tja, nicht die Politik steht auf Nummer 1 des Sigertreppchens, sondern die attraktive Finanzlobby, auf Nummer 2 folgt die Gesundheitslobby und auf 3 die der Energieversorger. Irgendwo dahinter kommt als Blitzableiter und Watschenmann die Politik. Nun kann man natürlich jeden Bogen überspannen, wie uns die Geschichte immer wieder zeigt und ich bin der Überzeugung die Gier und der Egoismus der Finanzakteure hat diesen Bogen überspannt. Ich halte es für nicht ausgeschlossen daß die Politik die Geld- und Goldwirtschaft, so wie sie jetzt ist, zunehmend als Störenfried empfindet. Noch habe wir eine Demokratie und sollte diese aktiviert werden, dann ist diese ein starkes Instrument um hier neue Parameter zu setzen, bzw. setzen zu müssen, weil der Druck der Straße zunimmt, so wie mit den 9,5 Thesen, welche letztes Wochende an die Kirchntüre genagelt wurden.
04.11.09 @ 17:50

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