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Unschönes Erwachen

von Jan Kneist E-Mail 25.01.10 18:15:13

Läßt man die vergangenen beiden Wochen Revue passieren, dann kann man am mit Fug und Recht sagen, daß die Feierlaune vorbei ist. Die "Scheinblüte" ist wohl am Ende.

Untermauert wird diese Aussage von zahlreichen negativen Wirtschaftsmeldungen aus aller Welt. Besonders bestimmend waren die erneuten Sorgen bei US-Banken, Baurückgänge, Arbeitslosenzahlen usw. In Europa beschäftigen uns der Euro und die "PIGS", besonders in Griechenland und in Deutschland wird der Frust über die neue Koalition immer größer. Mit dem aktuellen Haushalt zeichnet sich für die nächsten Jahre nichts Gutes ab. Es werden Rekordschulden gemacht, die vermutlich 6% des BIP erreichen werden.

Diese Zahlen nimmt man mittlerweile relativ gleichgültig zur Kenntnis. Aber wenn man sie in Relation zu den Banken und ihren Verlusten setzt, dann wird erst einmal klar, was hier für Minen bei den Banken liegen. Die HRE will sage und schreibe 210 Mrd. € in eine Müllbank auslagern. Was ausgelagert wird, ist minderwertig bzw. völlig uneinbringbar. Wenn nur 30% davon ausfallen, hat Schäuble weitere 63 Mrd. € zu berappen. Von dieser Verschuldungsorgie herunterzukommen ist genauso illusorisch wie es die Aussage von Hans Eichel war, ab 2006 ohne Schulden auszukommen.

In diesem Zusammenhang kam diese Woche auch die Frage auf, ob das Geld bei den Banken überhaupt sicher sei. Das Versicherungsunternehmen Talanx (HDI-Gerling, Hannover Rück) hat die Bundesbank auf Eröffnung eines Kontos verklagt, weil seine Einlagen bei normalen Banken nicht ausreichend sicher seien. Das sorgte beim Bankenkartell für helle Empörung. IHRE Einlagen bei den Banken sind natürlich nur zu einem winzigen Bruchteil vorhanden. Die Masse ist „investiert“ oder ausgeliehen! Aber zum Glück gibt es ja eine Garantieeinrichtung, die im Pleitefalle die Einlagen garantiert und auszahlt.... In der Theorie sind die Kundeneinlagen bei den privaten und öffentlichen Kreditinstituten bis zu mehreren Millionen Euro abgesichert. Die genaue Höhe richtet sich nach dem haftenden Eigenkapital der Banken. Eigentlich kann nichts passieren, aber was ist eine solche Sicherung wert, wenn der Fonds nur über Mittel von wenigen Mrd. € verfügt. Schon die Lehman-Pleite brachte die Einlagensicherung an den Rand der Zahlungsunfähigkeit. Eine Schadenssumme von 6,7 Mrd. € wurde genannt, die sich womöglich durch die Verwertung der Lehman Insolvenzmasse noch etwas vermindert. Für diese „läppischen“ 6,7 Mrd. € mußte die Einlagensicherung um Unterstützung des SoFFin bitten! Nach Lehman wurden die Beiträge der Mitgliedsbanken verdoppelt und gerade jetzt ist eine Reform der Einlagensicherung wieder Thema in der Politik. Vermutlich läuft es auf eine bundes-einheitliche Sicherungsinstitution hinaus, der auch die Sparkassen angehören. Am Ende berappt der Staat alles. Die Banken betreiben Konkursverschleppung in höchster Potenz, besonders extrem natürlich in den USA. Genau wie überall wird sich die Verschleppung so lange hinziehen, bis die Zeiten der vielen Nullen anbrechen und alles ausgebucht wird.

Es entbehrt nicht einer gewaltigen Portion Ironie, wenn in den USA die „Gewinne“ aus den Bankenrettungsprogrammen also großer Sieg verkauft werden, während die FED Billionen USD an wertlosen Forderungen eben von diesen Banken abgekauft hat. Immerhin will Obama jetzt die US-Banken zurechtstutzen und eine Aufspaltung in klassisches Bankgeschäft und Investmentgeschäft erzwingen. Soll der Glass-Steagall-Act von 1933 wieder aufleben? Den hatte erst Clinton 1999 aufgehoben und so die wahnwitzige Bonus-Maschine maßgeblich gefördert. Nun bringt sein Parteifreund Obama ein ähnliches Gesetz zurück. Die Banken werden sich empören, doch zur Beschwichtigung der Massen wird sich Obama vermutlich durchsetzen. Gerade eben haben die Banken ihre Staatsgelder (mit Geld vom Staat) zurückgezahlt und sich wieder Milliarden an Boni ausgeschüttet. Ohne jeden Anstand, ohne jede Reue. Vermutlich steht dahinter folgende Denkweise: Durch die vorübergehende (!) Rückzahlung der Steuergelder wurden die Bankmanager wieder frei, sich ein letztes Mal die Taschen zu füllen. Jeder realistisch denkende Banker weiß, daß sein gehebeltes Geschäftsmodell zusammenfallen wird. Die Banken sind also eh nicht zu retten, wozu sich noch gegen eine Aufspaltung wehren? Eine große Müllbank (bei den Amis „FED“) genannt, wird bald das ganze Bankensystem übernehmen. Dann ist es vorbei mit den Boni. Der Knall kommt schnell näher, darüber dürfen die guten Zahlen von Goldman Sachs nicht hinwegtäuschen. Jetzt ist die Zeit der Kreditkartenausfälle und der Verluste bei Gewerbeimmobilien angebrochen. American Express, Merril-Lynch und andere können davon ein Lied singen. Nur gut, daß die Meister der kreativen Buchführung für eine Weile von sich ablenken und alle Aufmerksamkeit auf den Euro und seine „Schwäche“ lenken können. Daß diese Kampagne jetzt von interessierten Kreisen der US-Ostküste und ihrer europäischen Vasallen losgetreten wird, steht außer Zweifel. Richtig, Griechenland wird 125% Verschuldung des BIP erreichen, aber wie hoch ist das BIP der Griechen? Genau 243 Mrd. € (2008). Im gesamteuropäischen Kontext ist Griechenland bedeutungslos. Sicher ist die Lage nicht gut und Schlendrian muß und wird bestraft werden. Kurzfristig wird aber sicher bis April eine Lösung gefunden, die selbstverständlich die anderen Mitglieder belasten wird. Im April müssen 8 Mrd. € griechische Anleihen umfinanziert werden, im ganzen Jahr 55 Mrd. €. Es mag sich vielleicht irrwitzig anhören, aber die Kursverluste der Griechenanleihen bieten vorübergehen sehr gute Kaufchancen! Etwas längerfristig ändert das nichts am unvermeidlichen Untergang des Euros bzw. seiner Aufspaltung. Aber verglichen mit dem US-Dollar ist der Euro wirklich solides Geld. Unübertroffen und jedem Papiergeld überlegen sind aber nur Gold und Silber. Damit werden Sie weiter gut fahren und Vermögen sichern. Kurzfristig kann Gold im Zuge der einbrechenden Aktienmärkte vielleicht auf 1.000 bis 1.050 USD sinken. Es warten aber zahlreiche Käufer auf den Einstieg. Sehen Sie es auch als Chance!

Erschienen im Rohstoff-Spiegel vom 23.01.2010

3 Kommentare

Kommentar from: bösch [Besucher]
tolle infos

26.01.10 @ 11:55
Kommentar from: Nikodemus [Besucher]
Zu: „Gerade eben haben die Banken ihre Staatsgelder (mit Geld vom Staat) zurückgezahlt und sich wieder Milliarden an Boni ausgeschüttet. Ohne jeden Anstand, ohne jede Reue.“

Ich sehe es als ein großes Problem an, daß diejenigen, die die Krise verursacht haben, weiter am Ruder sind. Es war zwar sinnvoll die Sparer zu schützen, nicht aber die Verursacher, die dadurch nichts gelernt haben.

Man lese einmal das Gleichnis vom unbarmherzigen Gäubiger: Matthäus 18, 23 ff. Dort kommt der König dem Schuldner entgegen, der sofort seinerseits seine Schuldner würgt. Bei uns wurden die Banken von Staats wegen gerettet, die sich ihrerseits an Prämien bereichern und die Unternehmen würgen.
27.01.10 @ 11:58
Kommentar from: Gold-Goldbarren [Besucher]
Hallo!
Ich fand den Beitrag intressant für unsere Leser und habe Sie in unserer Goldblogrundschau verlinkt: gold-goldbarren.com/blog/aktulle-gold-news-aus-den-deutschsprachigen-blogs/


Vielen Dank! JK
27.01.10 @ 16:45

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