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Verteilungskämpfe ziehen auf

von Jan Kneist E-Mail 24.08.10 13:03:32

Falls Sie mit dem Modell der Bedürfnispyramide nach Maslow vertraut sind, dann wissen Sie, daß Menschen weitergehende Bedürfnisse erfüllen (können), wenn untergeordnete dauerhaft gesichert sind.

Die Basis der Pyramide wird gebildet und grundlegende Bedürfnissen wie Essen, Schlafen, Atmen sichern die Körperfunktionen. Anschließend trachtet man nach Sicherheit, einem Heim, körperlicher Unversehrtheit, woran sich soziale Bedürfnisse – Familie, Freundschaften, Bekanntheit, Gruppenbildung etc. – anschließen. Die vorletzte Stufe stellen individuelle Bedürfnisse dar, Anerkennung, Lob, Wertschätzung. Die Spitze der Pyramide nennt sich „Selbstverwirklichung“. Maslows Theorie besagt jetzt, daß der Mensch bei Nichterfüllung eines Segments der Pyramide auf das darunterliegende oder noch tiefer gelegene abstürzt. Übersetzt bedeutet das, daß Ihnen Selbstverwirklichung völlig egal ist, wenn Sie nichts mehr zu essen haben. Damit wird auch klar, daß sich die Masse der Menschheit im unteren Bereich der Pyramide bewegt, aber nach oben strebt, die Mehrheit der Menschen im Westen weit oben ist und langsam nach unten abdriftet.

Gruppenzugehörigkeit ist völlig egal, wenn man täglich um seine Nahrung kämpfen muß oder wie es Hobbes sagte: „Der Mensch dem Menschen ein Wolf ist“. Von daher ist es für ein dauerhaftes friedliches Zusammenleben extrem wichtig, die Grundbedürfnisse zu decken und die Möglichkeit des Aufstiegs einzuräumen. Und genau das ist immer weniger der Fall. Die Preisanstiege von Getreide und Kaffee wurden hier schon besprochen, auch Baumwolle stieg gerade jetzt auf ein Mehrjahreshoch. Jeder Nationalstaat hat primär aber genau den Zweck, die Versorgung seiner Bürger und deren Sicherheit zu gewährleisten. Also kauft China beispielsweise weltweit riesige Agrarflächen auf, um seinen eigenen Schwund an Ackerland (durch Überschwemmung, Verschmutzung, Versteppung, Zersiedelung) auszugleichen. China erwarb bisher auf den Philippinen 1,24 Mio. ha, in Laos 0,7 Mio. ha, in Rußland 80.400 ha, in Australien 43.000 ha und weitere kleinere Flächen in Kamerun, Kuba, Uganda, Mexiko (Quelle: Handelsblatt vom 18. August 2010). Hinzu kommen große Käufe durch Golfstaaten, Hedgefonds und Banken (z.B. Goldman Sachs). Unvergessen auch der Versuch von Daewoo
aus Südkorea, sich die halbe bebaubare Fläche Madagaskars unter den Nagel zu reißen.

Ebenso existenziell ist Wasser und auch hier nimmt die Brisanz weltweit zu, Stichworte Westjordanland, Kalifornien, Australien, Nordafrika etc. Das weltweite Bevölkerungswachstum führt also dazu, daß der volkswirtschaftliche Anteil an Ressourcen, die aufgebracht werden müssen, um die elementaren Bedürfnisse zu decken, permanent steigt. Und dabei wird immer rabiater vorgegangen. Wenn Indien neuerdings große Flächen in Äthiopien bewirtschaftet, wird das der lokalen Bevölkerung kaum etwas nutzen, abgesehen von wenigen Arbeitsplätzen.

Zu den „Ressourcen“, die zum Einsatz kommen, um die Grundbedürfnisse zu decken, zählen natürlich auch Energie, effizienzsteigernde Mittel und Geld. In immer größerem Maße ist eine effiziente Landwirtschaft technisiert und damit von Ölprodukten und Bodenverbesserern wie Dünger abhängig. Gerade diese Woche greift BHP nach Potash Corp. Das wird nicht der letzte Versuch dieser Art bleiben. Auf funktionierenden Märkten kann jeder Defizite durch Käufe ausgleichen, wenn er gutes Geld besitzt. Als gutes Geld kristallisiert sich immer mehr Gold heraus, weswegen die Staaten immer intensiver daran arbeiten, die Kontrolle darüber zu erhöhen. China steigert permanent seine Goldproduktion und liberalisiert gerade den Goldhandel, was zu massiv ansteigenden Importen führen wird. Damit ist völlig logisch, auf welchen Gebieten sich die Verteilungskämpfe intensivieren werden. Die Situation spitzt sich
weltweit zu. Laut Maslow rangieren die basisnahen Bedürfnisse vor denen an der Spitze. Um die Basis zu sichern, werden immer mehr Bedürfnisse an der Spitze zum Opfer fallen. Aus diesem Grund stellt die aktuelle Wirtschaftskrise auch eine große Gefahr für die Freiheit der Menschen dar und die Politik wird ihnen die Sicherung ihrer Grundbedürfnisse als Begründung für ihren Freiheitsverlust verkaufen. Und wer ganz unten ist und nichts mehr zu verlieren hat, der wird radikal.

Erschienen im Rohstoff-Spiegel vom 21.08.2010

5 Kommentare

Kommentar from: Kaka [Besucher]
Menschen, die Nichts zu verlieren haben, werden aggressive und denen macht es auch nichts aus ihr Leben zu opfern. Sie denken nicht einmal darüber nach. Das wird eine grosse Herausforderujng für die Zukunft: Menschen werden auf die Strassen stürmen und um Lebensmittel kämpfen, nationale Unruhen werden stark anschwellen etc....

Denke es werden leider sehr grosse "Herausforderungen" auf die Menschen zukommen. Und dabei wird es sich um H. der untersten Schublade (nach Maslow) handeln.

Gruss K.
24.08.10 @ 14:18
Kommentar from: Jagerkini [Besucher]
Maßlose Übertreibung! Sehr schräge Darstellung. Nur weil an der Commodity Börse ein paar Leute zuviel Geld in der Tasche haben gibt es plötzlich Preisseigerungen für Agrar-Produkte. Eigentlich gehört der ganze Mist abgeschafft . Commodity Börsen sind reinrassige Casinobetriebe und haben mit der eigenlichen Idee der Absicherung definitv nichts mehr zu tun (wie alle anderen commodity-Börsen). Nur weil hier die Preise mal steigen - alles völliger Quatsch. Das Schlimmste: bei den Agrarbetrieben kommt von dem ganzen Hype nichts an. Deswegen: zumachen und Schlüssel wegwerfen!

Ihre Meinung ist Ihnen unbenommen. Aber ich stimme in der Hinsicht zu, daß alles über reine Absicherung hinausgehende bei Lebensmittel verboten gehört. JK
24.08.10 @ 20:17
Kommentar from: Jürgen Kremser [Besucher]
Für mich ist völlig ungeklärt wie eigentlich die Abrechnung der kreditierten Leistungsbilanzsalden einmal erfolgen soll; denn klar dürfte doch sein, daß China sein jahrzehntelang erarbeitetes und gespartes Geld, angelegt in US-Staatsanleihen, nicht einfach flöten gehen lassen wird. Imperiale Mächte pflegen sich dann zu wehren. So besetzte Frankreich 1861 Mexiko um die Interessem der französischen Banken zu gewährleisten, was dem unklugen österreichischen Erzherzog Maximilian im Endeffekt das Leben kostete, und der „liberale“ Gladstone ließ 1882 Alexandria bombardieren, weil die Ägypter ihre Schulden nicht mehr bezahlten. So http://de.wikipedia.org/wiki/Urabi-Bewegung: „Ab 1880 verwendete Ägypten die Hälfte seiner Staatseinnahmen zu Schuldentilgung. Für das Land bedeutete dies: hohe Steuerlasten, mangelnde Bezahlung der Beamten und Entlassungen von Soldaten und Offizieren.“
Ich vermute auch, daß Churchill sich in den russischen Bürgerkrieg 1917 einmischte, weil die Russen ihre geradezu ungeheuren Schulden nicht mehr honorieren wollten, gemäß Londoner Schutzverbandes ausländischer Staatsgläubiger 1918 „ ein Ereignis ohne Parallele in der Finanzgeschichte der Welt“ (Alfred Manes, Staatsbankrotte, 1922, S. 239). Wie hartnäckig die Gläubiger sind, kann man ersehen, daß es ca. 100 Jahre dauerte, bis die Preußen die Schuldscheine für das eroberte Schlesien an die Holländer zurückzahlte.

Also: Historische Beispiele für Streit gibt es jede Menge, und ich hoffe daß Kriege deswegen nicht erfolgen und China et alii nicht aufmucken.

Beunruhigend ist jedoch, daß wir mit dem 750-Milliarden-Rettungsschirm jetzt die ganzen Probleme unnötigerweise auch an der Backe haben, weil eine kleine Pfarrerstochter mit zweifelhafter Vergangenheit vermeint Politik zu spielen.

Mal was anderes: Zum Verständnis der USA ist das Buch von Werner Sombart, „Warum gibt es in den Vereinigten Staaten keinen Sozialismus?“, 1906, unverändert aktuell. Ich habe die ersten 37 Seiten gestern in meinem Forum eingestellt.

25.08.10 @ 09:17
Kommentar from: Claudius v.d.Bach-Zelewski [Besucher]
Um nun allerdings die nicht erst seit dem August 1914 erfolgten Kreditausreichungen an die "Entente" (bzw.ab 1904 "Entente Cordiale", ab 1907 "Tripleentente") jedenfalls für die Banken des frisch gebackenen FED-Konsortiums zu garantieren, ließen Mr. Baruch, Mr.Warburg und Mr.House leider nicht die spätestens ab 1916 zahlungsunfähigen und von den Armeen des Kaiserlichen Deutschland demolierten Großgläubiger Rußland, Großbritanien und Frankreich (Munitionsminister Churchill im Frühjahr 1917:"Noch Gold für einen Tag Krieg")
bombadieren, sondern das Deutsche Kaiserreich.

Das auch sonst eine weit lohnendere Beute war als z.B. Frankreich oder Rußland.

Nicht sofort, allerdings: Zuvor durfte die Kaiserliche Armee noch siegreich gegen Rußland sein, um die in Rußland hoch engagierte, britische Konkurrenz aus dem Weg zu räumen (vgl.o.Beitrag des Herrn Kremser).

Dafür brach Militärdiktator Ludendorff die Prinzpien und ließ über den Vermittler Alexander Helphand alias Parvus unter Bewachung eines Hauptmann v.d.Planitz und 12 Mann unter Gewehr den Gen. W.I.Lenin alias Uljanow mit 6 Mio. US$ in Warburgs Gold im verplompten Eisenbahnwaggon quer durch das Reich nach Russisch-Finnland karren (wie sich die Dinge fügen, denn während Paul Warburg in den USA die FED leitete, war sein Bruder, Max Warburg, der kaiserliche Bankier und Chef des Kaiserlichen Geheimdienstes).

Die Kredite der Russen bei Warburg und seinen FED-Freunden regelten der 1917 mit 20 Millionen US$ des Warburg-Intimus und FED-Bankiers Schiff und US-Paß im Koffer von New York nach Rußland abgereiste Gen.Trotzki alias Bronstein und seine Bolschewiki - über ein "Industrialisierungsprogramm" mit am Ende ca. 40 Millionen Toten.

Nicht, daß es am Ende alles reibungslos so funktioniert hätte, wie es das FED mit der Abmelkung des geschlagenen Reiches geplant hatte: Ungemach bereitete der frz. Mnisterpräsident Poincare (Warburg über Poincare:"Gerissener als alle Finanzleute der City"), der in seiner Reparationspolitik ggü. dem Reich klugerweise nur eines akzeptierte: Gold.

Zwar wurden, der Vereinfachung der Zahlung halber, von Frankreich Reichsbanknoten angenommen, aber Havenstein (Reichsbankpräsident) hatte die jederzeitige Einlösbarkeit der Banknoten in Gold zu garantieren.

Das Reich, daß seine an und für sich hochentwickelte Industrie nur mit US$-Krediten des FED wieder in Gang bekam, war forthin damit beschäftigt, erwirtschaftete Leistungsbilanzüberschüsse in Gold einzutauschen, welches für die Franzosen vorgehalten wurde, um auf diese Weise Reichsbanknoten durch Gold zu decken, währenddessen Frankreich seine Kriegsschulden bei den FED-Bankiers mit diesem, bei der Reichsbank hinterlegten Gold beglich und auf diese Weise weitere Verschuldung vermied.

Kein Reparationspolitk, die den Finanzgewaltigen aus der Wall-Street gefallen konnte: Schließlich sollte die deutsche Gans, die man auf Kredit gemästet hatte, irgendwann geschlachtet werden. Mit der frz. Politik der Goldreparationen gelang das aber nicht.

Nachdem Reichsmark-Hyperinflation, Rentenmark und andere Druckmittel (wie die Baseler "BIS"-Gründung des nachmaligen Reichsbankpräsidenten Schacht)das gewünschte Ergebnis im Hinblick auf Frankreich nicht zeitigten, wurde nach dem Beispiel Trotzki&Co. ein ex-kuk Bierlokalagitator mit Millionen US$ gefördert (vgl. Sutton,"Wall rise of Hitler"), der den unbotmäßigen Franzosen einmal "kräftig in den Arsch treten sollte."

Jedenfalls diese Hoffnung enttäuschte der Postkartenmaler und Weltkriegsgefreite nicht.

Andere allerdings schon, wozu allerdings nicht jene Episode zu rechnen ist, die heute allgemein die Betrachtung der Epoche bestimmt.

Denn was mit einer religiös-ethnischen Minderheit in Europa geschah, das war den ebenso wie heute auch damals streng pragmatisch denkenden Finanzgewaltigen der FED völlig gleichgültig.

Mit weit größerer Besorgnis sah man allerdings das vom III.Reich im Verbund mit Japan und Italien aufgezogene System internationaler Tauschgeschäfte unter Umgehung des heiligen US$, das so gar nicht in die Leitwährungspläne der Papiergeldkönige des FED paßte.

Dies umso mehr, da schon in der Sowjetunion nach dem Abgang Trotzkis und der Stalinschen` Politik des "Aufbau des Sozialismus im eigenen Land" die Dinge für FED und Wall Street nicht mehr so recht nach Plan liefen und auch die Lage in den USA nach 10 Jahren der allerdings planvoll herbeigeführten, wirtschaftlichen Depression nicht dazu angetan war, Lösungen für drängende Probleme im Sinne des FED zu beschleunigen.

An dieser Stelle mußte also etwas geschehen, und da bot sich das bewährte Rezept des Jahres 1914 an, zumal das Personal in der Küche ja noch verfügbar war - es mußte eben nur wieder reaktiviert werden (d.h.Churchill&Co., der private Vermögensverwalter von "Winni" war übrigens B. Baruch, der am schwarzem Freitag, dem 13.10.1929, mit dem gerade 6 Monate zuvor abgehalfterten Schatzkanzler Churchill auf der Tribüne der NYSE stand).

Und mit Blick auf das seit 1945 erreichte Ergebnis darf das FED durchaus zufrieden sein: Nicht nur die deutsche Gans, die sich seit der ersten Schlachtung (vgl. z.B. "Operation Paperclip") 1945 in vorauseilendem Gehorsam permanent immer wieder selbst filetiert und nebenbei noch bald ganz Europa garantiert und besichert, sondern ganz Europa plus Japan plus Afrika, Latein-Amerika und weite Teile Asiens werden im Namen von "Demokratie, Menschenrechten und Fortschritt" verwertet.

Jedenfalls bis jetzt - denn am Horizont ziehen große, gelbe Wolken auf.
26.08.10 @ 17:31
Kommentar from: Jürgen Kremser [Besucher]
Die Verteilungskämpfe werden u. a. deswegen so hart, weil das einheitliche Staatsvolk aus naheliegenden Gründen überall abgeschafft wurde. Dazu habe ich heute in meinem Forum "divo" zitiert.

Balkanisierung der Staaten durch divide et impera (teile und herrsche), wie etwa im Libanon, wo die Maroniten, Moslems und Drusen sich gegenseitig zerfleischt haben und wie demnächst auch bei uns die verschiedenen Völker sich gegenseitig die Waage halten sollen?

Einen interessanten Artikel hat divo am 21.08.2010 in http://klarblick.blogspot.com/ geschrieben

„Diese Leute WOLLEN, dass die von ihnen abhängigen Länder für alle Zeiten abhängig bleiben. Wüssten sie das nicht, hätten sie kein Gramm Hirn im Kopf – das ist auszuschließen. Diese Leute sind nicht dumm – sie verfolgen eine Strategie – die Strategie der Teilung und Zerstörung. Diese Strategie hat zum Ziel die vollständige und weltweite Übernahme der Macht. Nur zerstörte Staaten, ohne Saft und Kraft, mit völlig willenlosen, in mehrere Gruppen gespaltene, Bürge[n/r], die nie wieder aufmucken – nur solche Staaten sind für diese Parasiten gute Staaten und leicht beherrschbar.

Und unsere Politiker wissen das – sie wissen, dass wir versklavt und noch weiter unterdrückt werden sollen und helfen mit, dieses Ziel zu erreichen. Sie sind Bestandteil der Eliten – wenn auch nur deren Speichellecker und Brosamenempfänger – aber immerhin…“

Hinweis: Die Bezeichnung Brosamen bedeutet Brotbröckchen und stammt aus der Lutherbibel: Markus 7, 28, Matthäus 15, 27.
27.08.10 @ 09:53

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