Jan Kneist

Wie schon seit geraumer Zeit an dieser Stelle beschrieben, geht das Drama unvermindert seinen Gang. Ich betrachte das retardierende Moment als abgeschlossen.

Womit wurden wir in den letzten Wochen beglückt – natürlich mit dem Theater um Sarrazin, dem IWF, der vor Panikmache warnt, Zahlungsausfällen bankrotter US Städte, auf der anderen Seite noch relativ guten Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten aus Deutschland. Aus Sicht der Edelmetall- und Minenaktien-Anleger waren die letzten 2 Wochen sehr gut und das scheint sich fortzusetzen, da jetzt wieder die saisonal beste Zeit angebrochen ist. Doch der Reihe nach.

Selten hat ein Thema solche Wellen geschlagen wie Sarrazins Buch und selten hat sich die Kluft zwischen öffentlicher Meinung (des Volkes) und veröffentlichter Meinung (der System-Schreiberlinge und Politiker) so tief dargestellt wie gerade jetzt. Es gibt wohl kaum einen Zweifel, daß Sarrazin recht hat, indes fragt man sich, warum gerade jetzt dieses Thema so hochkommt. In der Ochlokratie, in der wir leben, passiert nichts zufällig. Gerade wurde gemeldet, daß Griechenland weitere 9 Mrd. € aus dem Hilfspaket erhalten wird, davon 1,5 Mrd. aus Deutschland von der KfW. Geld, das wir nie wiedersehen werden. Diese Zahlung wird- ohne mit der Wimper zu zucken- geleistet, während man aus Geldmangel die Wehrpflicht abschaffen will. Allein diese Prioritäten sollten für eine Anklage wegen Hochverrat reichen. Wer bewußt zum Schaden der Nation handelt, tut nichts anderes. Selbst amerikanische „Think Tanks“ haben hier nicht mehr die rosarote Brille auf, zuletzt der CFR (Council on Foreign Relations). Man kann und muß die Rolle dieser Organisation immer kritisch hinterfragen, dennoch sollten Sie folgendes lesen: http://blogs.cfr.org/geographics/2010/09/02/greek-debt-2/ In der Graphik wird klar, daß durch das Rettungspaket das kurzfristige Risiko eines Zahlungsausfalls gesunken ist, die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls in wenigen Jahren aber fast bei HUNDERT Prozent liegt. Diese Darstellung paßt perfekt zur Maxime der uns beherrschenden Ochlokraten, die nächsten paar Monate irgendwie zu überstehen und sich dann schnell vom Acker zu machen, verbrannte Erde hinterlassend.

Der Wirbel um das Buch scheint eine Art „Wag the dog“- Effekt auslösen zu sollen und das hat er getan. Eine vollständige Staatspleite, verbunden mit dem Ausfall von Sozialleistungen wird die Situation in den nächsten Jahren so prekär machen, daß die jetzt zum Sündenbock gemachten Ausländer wohl freiwillig in ihre Heimatländer zurückkehren werden. Es ist dann eben nichts mehr zu holen. Gerald Celente sieht genau so wie in den USA ein bürgerkriegsartiges Szenario auf Europa zukommen. Vorreiter wird vermutlich Frankreich sein. Nur, ist das alles gewollt so herbeigeführt? Jeder normal denkende, patriotisch eingestellte Mensch hätte niemals so viele Fremde nach Europa gelassen und eine ganz andere Politik betrieben. Alles, ich wiederhole ALLES wird mit der Pleite bzw. völligen Geldentwertung auseinanderfliegen. Daher die Panik der Politiker, jetzt alles und jeden zu verbürgen, der irgendwie systemrelevant ist und das Umkippen hinauszuzögern. Sie wissen auch, daß mit dem Bankrott des Finanzsystems ihr undemokratisches Polit-Verwaltungssystem fallen wird. Sie schützen sich also selber, wenn sie die Banken immer wieder retten.

Zur Zeit ist der IWF dabei, die Panik an den Finanzmärkten anzufachen und das permanente Angstniveau zu erhöhen. Er warnte davor, wegen der hohen Staatsschulden vieler Länder in Panik zu verfallen. Viele kritische Geister warnen davor seit Jahren, wenn der IWF es jetzt lauthals tut, dann WILL er eine solche Panik herbeiführen. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem abgehalfterten Zug, der eine leicht abschüssige Strecke entlang fährt und dabei immer schneller wird, Teile verliert, sonst aber ganz ok aussieht. Plötzlich kommt einer der Lokführer herein und ruft: Keine Panik vor der tiefen Schlucht da vorne, leider ist die Brücke noch nicht fertig!! Danke für den Hinweis, wer kann, springt noch ab. Es soll ganz bewußt eine chaotische Situation herbeigeführt werden und in dieses Bild paßt auch Sarrazins Buch, selbst wenn er sich nicht bewußt ist, daß er von den Strippenziehern benutzt wird.

Den Zustand der Finanzen lesen Sie natürlich auch an den Gold- und Silberpreisen ab, die kaum noch fallen und unmittelbar vor einem massiven Anstieg zu stehen scheinen. Seit mehreren Tagen sind besonders beim Silber die Kursbewegungen auffällig, Einbrüche um 10-20 Cent, zügig gefolgt von erneuten Anstiegen.

David Morgan äußerte kürzlich die Vermutung, daß der Preisanstieg bei Silber etwas mit der Entscheidung von JP Morgan zu tun haben könnte, seinen Rohstoff-Eigenhandel einstellen zu wollen. Bekanntermaßen hat JP Morgan die größte Shortposition im Silber und könnte nur bei massiv steigenden Preisen eindecken. Also bleibt am Ende der Rat, weiter das zu kaufen, was schon seit Jahren gegenüber allen anderen Real- und Papierwerten zulegt. Von heute auf morgen kann der Tag kommen, wo sie nichts mehr bekommen werden.

Erschienen im Rohstoff-Spiegel Nr. 18/2010 vom 04.09.2010