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Neue riesige Verluste am Horizont – Crash?
von Jan Kneist 02.11.10 12:34:45
Was sich zur Zeit am US-Hypothekenmarkt abspielt, ist bisher wenig in die Öffentlichkeit gedrungen, obwohl es mit sehr großer Wahrscheinlichkeit gravierende Folgen für den US-Dollar und die gesamte Weltwirtschaft haben wird.
Das Problem der Subprime-Hypotheken ist bekannt und verursachte ab 2008 eine erste Welle an großen Verlusten bei den Banken. Die nächste Welle rollt jetzt an, denn ein Betrugsskandal in Größenordnungen von hunderten Milliarden Dollars, wenn nicht sogar Billionen, zeichnet sich ab. Bekanntermaßen wurden die Hypotheken in mit Hypotheken besicherten Papieren, genannt „MBS“, „ABS“ oder „CDO“ gebündelt („Bundles“) und an Investoren in aller Welt als ertragreiche Anlagen verkauft. Schlechte wurden mit guten gemischt, um sich höchste Bonitätsnoten zu sichern. Zur Erklärung, diese Papiere beinhalten die den verauslagten Krediten zugrundeliegenden Titel und wer den besitzt, ist logischerweise der Gläubiger, denn er hat den ehemaligen Gläubiger mit dem Erwerb ja abgelöst. Der Eigentümer der Papiere hat also Anrecht auf die monatliche Zahlung des Schuldners und er kann auch im Falle des Verzuges zwangsvollstrecken. Als wäre es nicht Skandal genug, daß hier Großbanken Schrott bündelten, in alle Welt vertrieben, anderen Banken (in Deutschland besonders HRE!) riesige Verluste auferlegten, sich selber mit Provisionen die Taschen füllten und dann vom Staat retten ließen, nein, das reicht noch nicht!
Wie jetzt kolportiert wird, habe Bear Stearn, eine der aktivsten Firmen im „Weiterreichen“, vorhandene Hypotheken mehrfach weiterverkauft! Nachzulesen z.B. hier: http://www.washingtonsblog.com/2010/10/professorsblack-and-wray-confirm-that.html. Als gutgläubiger Erwerber hat man also in seinem „Bündel“ mehrere faule Eier, auf die andere Käufer ebenfalls Anspruch erheben. Man muß sich das auf der Zunge zergehen lassen, verkaufe ein und dieselbe Sache mehrmals, in der Hoffnung, es merkt keiner, und verjuble das Geld. Betrug allererster Güte. Wenn ein solches Hypothekenbündel nur einige dieser Duplikate enthielt, fiel das nicht weiter auf, es wird aber virulent, wenn immer mehr Hypotheken notleidend werden – nach Zahlen von Realtytrac im September 347.420 Anträge auf Zwangsversteigerung und mit 102.134 erstmals über 100.000 durchgeführte Zwangsversteigerungen in einem Monat. Plötzlich versiegt also der Zahlungsstrom und der Hauseigentümer sieht sich der Zwangsversteigerung durch mehrere Banken gegenüber, die alle wähnen, den nötigen Titel zu besitzen. Die Hypotheken wurden mehrfach verpackt und x-Mal weitergereicht, so daß sich trotz oder gerade wegen MERS (elektronisches Registrierungssystem für Hypotheken) ein riesiges Chaos entfaltet. MERS ermöglichte eine schnelle Übertragung der Hypotheken ohne den sonst üblichen Papierkrieg. Alles vom Notar zu beurkunden und ordentlich zu übertragen, war ja so lästig...
Jetzt gerade wird die nächste Stufe der Katastrophenrakete gezündet. Die bedauernswerten Banken, die solche Schrottpapiere gekauft haben und keine Zahlungen erhalten, versuchen, die Zwangsvollstreckung zu betreiben, scheitern damit aber immer öfter, weil sie eben die Titel nicht vorlegen können. Angeblich wurde reichlich von „eidesstattlichen Versicherungen“ Gebrauch gemacht, um so die Rechtmäßigkeit zu belegen. Die Gerichte akzeptieren das aber nicht mehr so leicht, so daß oftmals nicht vollstreckt werden kann. Wie sähe aus Sicht der Käuferbanken und Verkäuferbanken die optimale Lösung aus? Die FED kauft alles! QE-2. Damit ist man den Junk los und bürdet die Kosten der Öffentlichkeit auf, die dafür mit Geldentwertung zahlt.
Um dieses Chaos zusammenzufassen: Einige große US-Banken und Hypothekenfirmen vergaben massenhaft Hypotheken an Leute, die sie nicht verdienten, weil der Schrott ohnehin weitergereicht werden sollte. Ein Gutteil wird bei den dummen europäischen Vasallen abgeladen. Schrott wurde unter Qualität gemischt und so lange verschleiert. Aber die Krönung – der wertlose Schrott wurde noch mehrfach verkauft, so daß sich jetzt viele Inhaber dieser Papiere (auch Versicherungen, Pensionsfonds, andere Banken) um die Verwertung der Objekte streiten und sie in immer mehr Fällen wegen nicht vorhandener Dokumente gar nicht mehr verwerten dürfen. Die Masse dieser Schrottpapiere muß so gewaltig sein, daß sie jede Vorstellungskraft sprengen. Wenn der Öffentlichkeit klar wird, daß von Hypothekenbanken und anderen Großbanken begebene Papiere auf diese Weise „verseucht“ sind, wer soll dann noch Vertrauen in diese Papiere haben? Ein drastischer Abverkauf wäre die Folge, der den Dollar gen Null befördern würde. Den ursprünglichen „Bündlern“ und Weiterverkäufern wäre es egal, sie haben ihre Tantiemen kassiert und rings um sich verbrannte Erde hinterlassen.
Es ist unwahrscheinlich, daß ein solcher Crash des ABS-Marktes die US-Staatsanlei(c)hen unbeeindruckt ließe. Viel wahrscheinlicher ist eine globale Kettenreaktion, die seitens der Nationalstaaten wieder riesige Notprogramme notwendig machte, was aber im Gegenzug den Widerstand der Leute gegen die Sparprogramme deutlich erhöhen wird. Und zu Recht! In den USA und weltweit staut sich eine Wutwelle auf, die sich bahnbrechen wird. Ohne grundlegende Reform des Finanzwesens kann es keinen Neustart geben. Bis dahin bleibt Ihre einzige Chance der Besitz von physischem Gold und Silber.
Erschienen im Rohstoff-Spiegel Nr. 22/2010 vom 30.10.2010
11 Kommentare
diese Wortkreation ist preiswürdig..
Es kann kein Verzeihen geben!
Wenn die Zeiten chaotisch werden, ist das nicht auszuschließen. Hoffen wir besser, davon verschont zu bleiben. JK
genau zu diesem Thema habe ich 2005 an die Wirtschafts-woche geschrieben und nach den Konditionen gefragt, was in den USA geschehen soll, falls die Hypothekenblase platzt. Meine Frage ging dahin, ob die zu ständig steigenden Preisen beliehenen Immobilien im umgekehrten Fall zu Rückzahlungen zwingen, falls der Beleihungswert wieder zurückgeht. Ich erhielt leider nur die lapidare Antwort, dass der US-Immobilienmarkt anders als in Deutschland funktioniert. Dabei saß der Korrespondent der WIWO sozusagen mittendrin (in den USA) und ein klein wenig Recherche hätte die Zusammenhänge offenbart. Früher haben einzelne Banker in Deutschland vor der Kreditvergabe die Kunden überraschend zu Hause besucht, um sich einen Eindruck von der Qualität zu verschaffen. Keine schlechte Methode, um verantwortungsvoll mit den Einlagen der Sparer umzugehen. Aber in unserer Zeit offenbar verpönt.
Herzliche Grüße
Der Protest muß von unten kommen. Sonst ändert sich nichts. JK
ich bin sprachlos und komme aus dem Staunen nicht mehr raus...
Vielen Dank für den sehr interessanten Beitrag. Der Press-Award für Sie :o)
Gerne doch. :_) JK
DER BANKEN-CLOU
Bankier Goldmännchen die Sorge drückte
als auf’s Portfolio er blickte:
"Hypothekarkredite en masse! –
ausgereicht an Hausse-Tagen,
ohne viel nach Bonität zu fragen!
Kredite erhielten Kunz und Hinz,
die bald schuldig bleiben den Zins.
Ein Plan muss her, der wirksam verhindert,
dass Kreditausfall den Profit uns mindert!"
Da hatte Goldi 'ne super Idee:
"Wir sollten die Kredite verbriefern
und den Finanzmarkt damit beliefern.
Unverzüglich und ganz flott,
denn bald sind die Papiere Schrott.
Dies' Handeln bringt uns dreifachen Segen:
Erstens sind wir los das Risiko,
weil dieses liegt dann anderswo.
Zweitens erzielen wir mit dem Beginn
einen leicht verdienten Zusatzgewinn.
Drittes profitier'n wir auf jeden Fall
von entschloss'nen Wetten auf Kursverfall.
Doch gilt's, den Coup klug vorzubereiten:
Ein Top-Rating muss die Sache leiten.
Ein Rating, das Vertrauen generiert,
damit der Käufer sich nicht lange ziert.
Ein Rating also, dass den Markt beseelt
und das Wesen des Deals sehr gut verhehlt."
Selbstredend war dem Cleverle klar,
dass das nicht ohne Geschmäckle war.
Doch Goldi gab hier nichts verloren,
schließlich hat es sich sehr oft gezeigt,
dass die honorigen Censoren
den Wünschen der Bank sehr zugeneigt.
Das um so mehr wenn ganz offenbar
am delikaten Investgeschäfte
auch für sie viel zu verdienen war.
Nach finaler Prüfung seiner Gedanken
hat Goldi sich kichernd eingestanden,
dass sein Projekt eigentlich nicht fein,
ja, dass es geradezu gemein:
"Bedenkt man es recht, so verkaufen wir
vage Versprechen auf buntem Papier.
Es ist kaum mehr als heiße Luft.
Wer sowas tut, gilt gemeinhin als Schuft."
Doch rasch hat Goldi die Grillen verjagt,
damit das Gewissen nicht länger plagt
Und stört seines Strebens zwiefachen Sinn,
nämlich Machtzuwachs und Surplus-Gewinn.
Goldis Credo macht offenbar,
dass er ein Feingeist ganz und gar:
"Imperien, Reichtum und Wirtschaftskraft
werden nicht dadurch vorangebracht,
dass sich die handelnden Eliten
in puncto Tugend überbieten.
Der Erfolg ist es, der die Macher adelt.
Flüchtige Moral wird selten getadelt.
Auch die Politik zeigt allemal,
dass Wahrhaftigkeit nicht erste Wahl.
Selbst der Kirche Glanz und Herrlichkeut
hätte nicht überdauert bis heut,
wenn Kirchenfürsten und Hochwürden
alle Gebote befolgen würden."
So quasi weltanschaulich gestärkt
machte sich Goldi energisch ans Werk.
Sein Plan gelang, gekauft wurde weltweit.
Darob strahlte der Beau, sehr hell und breit.
Bald darauf feierte Goldi's Kreis -
bei Dom Perignon, Hummer und Eis -
üppige Boni und Supergewinn,
so macht das Bankerleben Spaß und Sinn.
Feierlich sang der Chor im Saal:
"Wir machen Business as usual!"
http://www.welt.de/finanzen/article10713549/Buerger-besitzen-mehr-Gold-als-die-Bundesbank.html
haben die "Vermögensverwalter" ein massives Problem, weil der Deutsche mit (Wert-)Vermögen die Papiergeldprobleme aussitzt.
Frage: warum kann er das ?
Antwort: weil er arbeitet, er verdient sich seinen Lebensunterhalt selber.
Dieses simple Tatsache - sparen u n d arbeiten -
läßt den Taschenspieler sehr alt aussehen, gewissermaßen tot aussehen.
Die Spekulanten werden sich noch wundern über die basisdemokratische Funktion "Gold" und "silber".
Die Wertschöpfung unseres Geldsystems beruht auf Zinseszins ohne Gegenleistung. So ersticken wir an uns selbst.
Oder wir handeln außerhalb dieses Systems. Dann haben wir gewonnen. Das Wechselgesetz ist geltendes Recht seit 1933, oder?
Warum wird Bartering verteufelt?
Ja so schlimm und so einfach ist das! Vielen Dank für den sehr guten Artikel!
Nun offenbart sich warum es in USA schon seit Monaten Probleme mit der Hypotheken-Datenbank gibt. Weil offensichtlich die traumhaften Eigenkapital-Renditen der sogenannten "Finanz-Industrie" nur noch mit mehrfachem Betrug aufrecht zu erhalten waren. Neben der Qualität wurde auch die Quantität der Hypotheken "gefaked".
Für mich stellt sich zunehmend eine weitere Frage: Was hat denn die von wohlwollenden Kommentatoren immer noch so genannte größte Volkwirtschaft der Welt neben der "Finanz-Industrie" noch zu bieten? Musik-, Film-, Software-, Lizenz-, Saatgut- und Genfood-Industrie leben doch zu großen Teilen vom Image Amerikas aber auch von der Macht bestimmte Regeln in aller Welt durchzusetzen.
Wer mag noch in Levi's bei McDonalds Coke trinken und Ami-Musikvideos sehen, wenn Einige aus dieser Bananen-Republik die ganze Welt ruinieren und dabei glauben Gottes Werk zu verrichten? Und welcher Staat wird sich noch für den Schutz des geistigen Eigentums derer einsetzen, die die eigene Wirtschaft ruiniert haben?
- Die Banken verkauften nicht die Kredite an Mittellose, weil der 'Schrott' sowieso weitergereicht werden sollte.
+ richtiger wäre der folgende Gedanke:
die Banken mußten Kredite vergeben, um frisches Geld zum eigenen Bedarf und als eigene Anlage zu schöpfen, bei Strafe des eigenen Unterganges. Jede neue Verschuldung ist Geldschöpfung, das so 'geschöpfte Geld' wurde mehrfach und anfänglich profitabel verwertet: einmal wurde das neu 'geschöpfte Geld' als Bonus an die Betiligten ausbezahlt, dann als Guthaben angelegt und weiterhin wurde der 'faule Kredit' verkauft, also wurde versucht, aus Aktiva und Passiva jeweils Zusatzgehälter (Boini) und Gewinn zu erwirtschaften. Das geht nur solange, wie Käufer da sind. Erinnert an die "Tulpenblase".
Ein auf Zinseszins aufgebautes Geld- und Wirtsschaftssystem ist rein wissenschaftlich dem Untergang geweiht, soweit der Zinseszinseffekt nicht grundlegend beseitigt wird. Alternativen gab es schon in der Praxis "Experiment Wörgl" während der Wirtschaftskrise Anfang der 30'ger Jahre.
Ein Weg zur Veränderung zeitg das Grundgesetz auf, den wir allen beschreiten können:
Es riecht nach 1789, wenn die Unteren nicht mehr wollen und die Oberen nicht mehr können, es fängt der Fisch am Kopfe zu stinken an.
So erinnern wir uns an Artikel 20 Absatz IV Grundgesetz, der zwischen 24. und 29 Juni 1968 als Ausgleich und zur Beruhigung der Gegner im Rahmen der Notstandsgesetzgebung (die während der Proteste der "68'ger" beschlossen wurde) in das GG aufgenommen werden mußte. Ohne Verbesserung der Rechte des Volkes wurde die Notstandsgesetzgebung dann im Jahre 2004 (wegen der bundesweiten Hartz-IV Proteste) kurzfristig im Bundestag aktualisiert.
Zitat GG, Artikel 20:
"(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Staat.
(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist."
greats Joist
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