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Verhärtete Fronten
von Jan Kneist 13.12.10 14:42:11
Die Diskussion der letzten Wochen kreist immer stärker um Sicherungsmaßnahmen für den Euro und natürlich die damit zwangsläufig verbundene Mißachtung bestehender Verträge. Wenn es heißt, Staaten der Eurozone haften NICHT für die Verbindlichkeiten anderer Länder, dann ist das eine eindeutige Aussage, die keinerlei Interpretationsspielraum zuläßt, ebenso wie es der EZB verboten war, Staatsanleihen direkt anzukaufen.
Rechtlich ist die Weigerung (?) der deutschen Bundesregierung, an einem Euro-Bond teilzunehmen gar nicht kritisierbar. Also müssen die Befürworter des Europrojekts die Diskussion auf die emotionale Ebene verlagern und permanent den Teufel des Scheiterns des Euros an die Wand malen. Genau das geschieht jetzt ganz massiv. Diese Art emotionaler Diskussion kommt in erster Linie von den betroffenen Ländern, aber auch von führenden Euro- Protagonisten aus Deutschland.
Für Aufsehen sorgte ein Interview mit Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt im Handelsblatt. Schmidt beklagte sich dort über den Mangel an echten Führungspersönlichkeiten in Europa (Jean-Claude Juncker ist für ihn eine löbliche Ausnahme) mit ausreichend Urteilskraft. Schmidt beklagt weiterhin zu Recht, daß Länder Teil des Euros wurden, die man besser (vorerst) draußen gehalten hätte und daß man keine strengen wirtschaftlichen Regeln festgelegt hat. Wie sich das mit „Demokratie“ vereinbaren läßt, erklärt er nicht. Er läßt auch unerwähnt, daß es sich um ein rein politisch motiviertes Projekt handelt, siehe dazu sein Parteifreund Verheugen weiter unten. Der Knackpunkt ist jetzt aber, daß Schmidt es langfristig für gefährlich erachtet, wenn Deutschland hohe Leistungsbilanzüberschüsse aufbaut, so wie China. Er wird der Wirtschaft kaum vorschreiben können, schlechtere Waren herzustellen, die nicht mehr so gut im Ausland verkäuflich sind; so bleibt ohne das Korrektiv der früheren Wechselkurse nur ein Ausweg: Kapitaltransfer!
Ein Ausgleich wäre NUR durch permanente Geldzahlungen an die Defizitländer oder Investitionen in diesen Ländern möglich. Das sagt Schmidt natürlich nicht, es ist aber ein volkswirtschaftliches Muß. Aber Transferzahlungen sind verboten, NO BAILOUT. Die gesamte führende politische Kaste in Europa war – mit sehr wenigen Ausnahmen – ausdrücklich für das Europrojekt, ganz besonders auch die deutschen Bundesregierungen.
Ihnen mußte klar gewesen sein, daß es ohne Transfers niemals funktionieren kann. Man sollte daher jetzt nicht auf die vorgebliche Standhaftigkeit von Merkel setzen, denn sie und besonders Ziehvater Kohl sind extrem Pro-Euro. Wie alle anderen ihrer Kaste, werfen sie jegliches Recht über Bord, um den Euro an sich zu erhalten. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie sich mit Juncker geeinigt haben werden und die Eurobonds kommen. Vermutlich über eine getarnte Variante zur Täuschung der Öffentlichkeit, wie beispielsweise über eine deutliche Erweiterung des Rettungsschirms, der ja de facto ein Eurobond ist. Um es also zu wiederholen: Man kann rechtlich nicht für die Stützung der Südländer argumentieren. Falls sich die derzeitige Entwicklung fortsetzt, also fortschreitende Desintegration der Südschiene und weiteres wirtschaftliches Erstarken Deutschlands, dann gerät das Europa-Projekt noch von einer anderen Seite, der entscheidenden Seite, unter Druck. Deutschland wird wieder zu stark!
Falls Sie die Diskussion bei Illner neulich verfolgten, dann sind Ihnen vielleicht einige demaskierende Aussagen von Ex-Kommissar Verheugen im Gedächtnis geblieben. Schauen Sie das im Internet an, ab Minute 25 der Sendung vom letzten Donnerstag. Verheugen sagt hier explizit, daß das Projekt der europäischen Einheit WEGEN Deutschland notwendig geworden sei, es galt, Deutschland „einzubinden, damit es nicht zur Gefahr wird für andere.“ Das ist also die Motivation des gesamten Europaprojekts einschließlich Euro! Die viel verschrieenen Verschwörungstheoretiker wußten es lange. Nur entwickelt sich das Projekt jetzt nicht wie vorhergesehen. Um jetzt wieder auf Kurs zu kommen, muß die Transferunion kommen, notfalls über die Hintertür. Die „verhärteten Fronten“ meiner Überschrift können Sie getrost als Farce, als Theater für das Volk bezeichnen. Man wird das Spiel noch eine Weile weiterlaufen lassen und dann unter dem Druck der Ereignisse in den „PIIGS“ Ländern (Unruhen, Streiks etc.) einknicken. Weiterhin (leider) beste Voraussetzungen für steigende Edelmetallpreise.
Erschienen im Rohstoff-Spiegel Nr. 25/2010 vom 11.12.2010
8 Kommentare
Es gibt eine sinnvolle Alternative, die ja auch bereits gefordert wird: nämlich größere Lohnsteigerungen in Deutschland. Dadurch werden deutsche Produkte teurer = weniger Wettbewerbsfähig und vermutlich wird der Außenhandelsüberschuß abgebaut. Gleichzeitig wird die Inlandsnachfrage angekurbelt, weil die Verbraucher mehr Geld haben.
Natürlich, aber halten Sie das für realistisch? Die Wirtschaft soll ich freiwillig beschneiden? Es funktionierte nur, wenn die Gewerkschaften Druck machen. JK
Sollte nicht zu schwierig sein, die Bevölkerung davon zu überzeugen ....
Es ist ganz einfach: das Volk interessiert nicht im Geringsten, bei diesen Fragen. So, wie Deutschland die Hochleistungsmilchkuh der EU ist, so sind wir, die Deutschen, die Milchkühe der politischen Klasse. Was interessiert den Bauern, was seine Kühe wollen?! Sie werden gemolken, wie und wann es dem Bauern passt und sie werden geschlachtet, wenn sie nicht mehr genug Milch geben. Punkt.
Dabei zeigt die Geschichte, dass es ganz einfach wäre, durch zivilen Ungehorsam die Peiniger zurückzuschlagen.
Als 1923 in DE die Rundfunkgebühr eingeführt wurde, zahlte sie einfach niemand und der Staat konnte absolut nichts machen. Erst als dann Jahre später eine "Kritische Masse" anfing zu zahlen, gings mit der Staatswillkür los.
Natürlich... Aber per Definition wurden die "Peiniger" 1945 und 1989 "besiegt". Die jetzt dran sind, können ja keine Peiniger sein. Bis es irgendwann zu offensichtich wird. JK
Ich habe das Schmidt-Interview teilweise anders verstanden.
1. Grundsätzlich pro EURO, allerdings ohne die Südschiene. Wundert ja nicht, da Helmut einer der Architekten des Währungsverbundes war.
2. Der Mangel an Führung in Europa ist ja offensichtlich. Alle lassen sich am Nasenring der Bankster führen.
3. Das Thema Überschuss interpretieren Sie meiner Meinung nach völlig falsch! Schmidt fordert eben NICHT eine Verschlechterung unserer Exportprodukte oder die Beschränkung der Exporte a la Obama. Er impliziert ebenso NICHT eine Transferautomatik zum Abbau der Ungleichgewichte.
Wie aber kann der Überschuss dann abgebaut werden? Durch Importe!!
- Soll Deutschland doch einfach riesige Rohstoffreserven anlegen (wie China das brilliant tut)
- Massiv in Energieinfrastruktur investieren und Energiedrehscheibe Europas werden
- Einen Staatsfonds auflegen und Firmen kaufen. - Aktive Aussenpolitik in Afrika und Asien betreiben (so wie China!!!)
- Die Technikelite der USA abwerben und subventionieren
Schmidt hat doch recht: Im Moment hat Deutschland lediglich riesige Papierforderungen!!! Und die werden eines Tages durch den Federstrich der USA wertlos! Die 3000t Gold sehen wir auch nie wieder.
Ich sehe kein Szenario oder Person, die die abschüssige Entwicklung Deutschlands aufhält. Sachzwänge werden die Gerichte dazu verpflichten, das EU-Unrecht abzunicken.
Es gibt (leider) nur eine einzige Hoffnung.
Die deutsche Wirtschaftselite!!!!!!! (siehe die Wendung von Sprachrohr Henkel).
Lassen sich die Quandts, Öttkers und Piechs der Republik von Wallstreet und London ruinieren lassen? Wollen die die Revolte der Bürger? Ist da kein Funken "rheinischer Kapitalismus" mehr vorhanden, der etwas von Patronage für das eigene Volk hatte??
Von der FDJ-Marie, grünen Bundeskanzlern und Betroffenheits-Kirchen braucht man keine moralische Wendung erhoffen. Alle werden den Zwersetzungsauftrag aus verschiedenen subjektiver Motivation fortsetzen. DAs ist ja das fatale an dieser Kabale: Alle Spieler stzen sich für das gleiche Ziel ein, ohne es notwendigerweise zu wissen!
Schmidt ist zwar Atlantiker und somit US-FAn, aber in seinem Alter muss er auf nichts mehr Rücksicht nehmen AUSSER seinem guten Ruf. Und wollte Schmidt jemals als Dummkopf dastehen?
Sie haben natürlich Recht, die Industrie könnte es China gleichtun. Warum passiert das nicht? Wenn sich D. jetzt in großem Umfang Rohstoffe sichern würde, brächte es sicher längerfristig in eine noch bessere Position. Das widerspricht aber der Devise des "Kleinhaltens". Leider kann ich Ihre hohe Achtung Schmidt gegenüber nicht teilen, die Realität spricht nicht dafür. Dumm ist er keinesfalls... JK
Das dt. Volk hat jahrzehntelang bei ihren Rücklagen umsonst gearbeitet, daß wird immer deutlicher. Jetzt ist verschärft abzuliefern! Die vorgebundene Plastikwurst Euro soll jetzt gerettet werden und man muß die letzten Schinken herausholen, um nach diesem angeblichen so hehren Ziel zu werfen. Die meisten Deutschen machen dabei selber voll überzeugt mit (UNGLAUBLICH). Abwehrhaltungen der BRD-Regierung ist wie IMMER reines Theater auch die Gerichte werden umkippen, auch wie IMMER.
Das Füllen des Rettungsschirmes ist das Mittel der Versklavung auf sehr lange Zeit. Erst danach kommt die WEICHE DM (wegen der Verbindlichkeiten). Der Euro hat seinen Zweck (jetzt in 2. Stufe!) erfüllt und kann gehen. Erst wenn der Sack voll ist wird zugebunden.
Diese Schuldbelastung nach Außen ist bei einer Währungsreform (kommt!) nicht abwertbar, jedenfalls nicht für die BRD. Die Schwächung der Bundeswehr muß UNBEDINGT verhindert werden, diese steht damit in Verbindung!
Nur eine Anmerkung zu Helmut Schmidt, diese war und ist eine Institution. Ja, aber nur für die BRD nie für Deutschland und schon gar nicht für das deutsche Volk. Dumm ist er nicht eher gerissen und vor ALLEM gegen Deutschland. Alle anderen Hereindeutungen zu diesem Zusammenhang erübrigen sich.
Aber noch einmal ganz deutlich: was jetzt läuft ist die kommunistische Abrechnung: wer gut, ehrlich und fleißig arbeitet ist ein Verbrecher. Wer Verbrecher ist und nun gestellt wurde muß seine so genannte Diebesbeute oder so genanntes Bedrohungspotential (wohlgemerkt jahrzehntelange ehrliche EIGENE Leistung!) abliefern zu den „Gerechten“, welche um Deutschland herum wie eh und je schon lauern. Aus der Traum BRD statt Deutschland.
Natürlich wird das Ganze IMMER zentral konzertiert, aber damit möchte ich jetzt hier nicht auch noch anfangen.
Zu guter Letzt: die angebliche Wirtschaftselite wird’s auch nicht richten. Verloren ist verloren. DIESEN Zug stoppt jetzt KEINER mehr (volkswirtschaftlich und politisch). Jetzt heißt es nur noch Eigenvorsorge (!) und zurücklehnen. Wichtig ist für Änderungen eine grundsätzliche geistige Umstellung (wird auch durch die ERBENISSE der Krise erzwungen) bei uns allen, also dem Volk für den Neuanfang d. h. VOR ALLEM: raus aus dieser Hamsterrollenstruktur für Deutschland. Hauptschwerpunkt ist das Geldsystem und die Beschäftigung mit dem Thema und der Lösung durch Vollgeldtheorie, an Arbeit gebundenes ausschließliches Staatsgeld nur dem Volk verpflichtet. Keine fraktionale private Luftgeldschöpfung mehr! (Eine gewisse garantierte Goldbindung als Versicherung dem EIGENEN Volke gegenüber ist durchaus denkbar.)
NUR damit wird der Zahn gezogen! Was jetzt noch ist, daß ist verloren nur was kommt ist zu retten.
Noch ein Nachtrag zu China und Rohstofflager.
China ist frei und souverän, die BRD als Verwaltung für den größten Teil Deutschlands war es nie und wird es nie sein. Die BRD hat eine ganz andere Aufgabenstellung. Wer das nicht glaubt der kann es an solchen wichtigen Fragen wie z. B. die Freiheit der Umwandlung von EIGNEN Überschüssen, ungerechtfertigte Bürgschaften und Transfers usw. und sofort bestens ablesen. Warum also weiter diese Selbsttäuschungen? Langsam wird diese Tour wirklich langweilig. Warum nicht mal zur Abwechslung aufwachen auch in ZENTRALEN Themen?
Diesmal wirklich zu guter Letzt: Angebliches Gold der Deutschen. Ja dieses wurde schwer und EHRLICH erarbeitet! Besessen hat man nur eine Buchung mehr NIE! Man hat ca. 80 Tonnen mehr nicht und das war es!
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