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Turbo gezündet!

von Jan Kneist E-Mail 21.02.11 20:50:29

Was für eine Woche! Nachdem die Auguren Ende Dezember ein Top und ein Ende des Bullenmarktes beim Silber ausriefen, schwang sich das edle Metall diese Woche zu einem neuen Hoch seit 1980 auf und liegt jetzt bei 33 $! Gold robbt sich wieder an die Marke von 1.400 $ heran, trotz massier Drückung. Beim Silber hört man immer wieder, physisches Material werde extrem knapp.

Ein gutes Indiz dafür ist die Backwardation bei Terminkontrakten unterschiedlicher Laufzeiten, jetzt verfügbares Silber wird also mehr geschätzt und höher bezahlt als in x Monaten lieferbares Silber. Falls es denn lieferbar ist. Bei Silber kam zuletzt noch eine interessante Theorie auf. Ist es möglich, dass Silver ETF´s immer öfter als Mittel der physischen Auslieferung genutzt werden? Terminkontrakte haben einige erhebliche Nachteile: Margins, Positionsobergrenzen, bürokratische physische Auslieferung (plus hohe Lieferkosten!). ETF-Anteile hingegen können in unbegrenzter Anzahl gekauft und bei Erreichen bestimmter Größenordnungen leicht zurückgegeben - physisch geliefert - werden. Es wird kolportiert, daß sich die Chinesen freudig dieses Mittels bedienen. Man sollte daher bei "Abflüssen" aus ETF´s auch Anteilsrückgaben gegen Metallauslieferung in Betracht ziehen, zumal es immer wieder bei steigenden Preise zu angeblichen Abflüssen kommt, was dem prozyklischen Herdentrieb der Anlegerschaft aber widerspricht.

Auch Gold erfreut sich weiter starker Nachfrage, wie der neue Jahresbericht des WGC gerade belegt. Demnach wurden im Gesamtjahr 3.812 t Gold im Wert von ca. 150 Mrd. USD nachgefragt. Anmerkung: Das entspricht 10% der US-Verschuldung EINES Jahres! Peanuts. Besonders stark wuchs die Schmucknachfrage in Asien und auch die Investmentnachfrage blieb hoch, nur 2% unter dem Rekord von 2009. China verzeichnete in diesem Sektor starke Zuwächse. Bekanntermaßen wurden die Chinesen im TV zu Gold- und Silberkäufen aufgerufen und die boomende Wirtschaft verschafft ihnen die Einkommen dafür. Hinzu kommen neue Anlagemöglichkeiten. Die Commercial Bank of China hat zusammen mit dem WGC einen Goldsparplan aufgelegt, wo man monatlich in Gold sparen kann. Seit 16. Dezember wurden so über 1 Mio. Konten eröffnet und bisher 11,5 t Gold gekauft.

Verfolgt man die Nachrichten, dann ist eine weitere starke Edelmetallnachfrage auch nur folgerichtig. In Deutschland wurde eben die Bundesbank endgültig entmachtet. Axel Weber war die letzte Hoffnung, bei der EZB das Schlimmste zu verhindern. Ein tadelloser Zentralbanker, abgesehen von seiner systemkonformen Reaktion im Fall Sarrazin. Jetzt wurde ein Günstling von Kanzlerin Merkel installiert, von dem keinerlei Widerstand gegen weitere Milliardenprogramme mehr zu erwarten ist. Deutsches Vermögen wird also in immer schnellerem Tempo ins Ausland abfließen. Beim Thema Bundesbank muß das "geräuschlose" Finanzierungsprogramm für ausländische ZB´s noch erwähnt werden, das gerade von der Wirtschaftswoche aufgegriffen worden ist. Demnach bestehen Verbindlichkeiten von EZB und Notenbanken des Eurosystems gegenüber der Bundesbank in Höhe von 338 Mrd. €, vor wenigen Jahren noch war dieser Posten vernachlässigbar. Forderungen werden im Ernstfall wertlos, wer weiß, wie viel davon auf die PIIGS entfallen. Notfalls muss der Staat sich bei der Bundesbank das Geld borgen, um damit mit einer Kapitalerhöhung (wie bei der EZB neulich) die Bundesbank zu retten. So lief es auch in den USA. Wir leben im Irrenhaus.

Aber nicht nur Edelmetalle steigen, auch andere Metalle (Kupfer!), Grundnahrungsmittel, Baumwolle, Kaffee und so weiter und so fort. Man könnte auf die Idee kommen, das zu kaufen, was noch nachhängt und wird damit wohl richtig liegen. Was sich jetzt langsam seinen Weg an die Oberfläche bahnt, sind die frisch gedruckten Milliarden, die alles verteuern. Die Entwicklungsländer werden darunter, wie 2008 schon, besonders zu leiden haben.

Während also Gold und Silber die nächste Phase der Hausse starten, werden wir in den Systemmedien mit breiten Debatten über die Plagiate von Herrn zu Guttenberg, überflüssige Diskussionen über Frauenquoten und anderen alltäglichen Unsinn unterhalten. Es muß mächtig brennen - virtuell an den Metallmärkten, reell in der arabischen Welt. Bleiben Sie weiter voll investiert, denn jetzt scheint die von Manfred Zimmel erwähnte "Raketenphase" zu beginnen. Alles steigt und am Ende steht die Währungsreform.

Erschienen im Rohstoff-Spiegel Nr. 04/2011 vom 19.02.2011

4 Kommentare

Kommentar from: B.P. [Besucher]
Und was war Ihrer Meinung nach die Rolle des "tadellosen Zentralbankers" Weber beim "geräuschlosen" Transfer der 338 Milliarden an europ. Banken? Mfg


Wir haben nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Wie bei den politischen Parteien. Man sollte die Frage stellen, wie es OHNE Weber gelaufen wäre, sicher noch viel schlimmer. JK
22.02.11 @ 07:37
Kommentar from: Peter [Besucher]
"Alles steigt und am Ende steht die Währungsreform. "

Wie würden Sie einen Immobilienkredit während dieser Phase bewerten? Positiv oder negativ?


Solange Sie immer liquide sind (einschließlich Edelmetalle) und ihn jederzeit bezahlen könnten, ok! Wer eigentlich keinen Kredit braucht und ihn doch nimmt, fährt in dieser Lage sicher sehr gut. Wer aber volles Risiko fährt und die Mittel für einen möglichen Nachschuß nicht hat, kann hohe Verluste erleiden. JK
22.02.11 @ 10:50
Kommentar from: Joe [Besucher]
Hallo Jan, danke für die Zusammenfassung. Physisch in jedem Fall investiert bleiben. Bei einer Silberpreisexplosion die Papierpositionen, falls vorhanden, auch einmal reduzieren. Nichts steigt ewig.


Ja, Papier traden. Steuerfreie Altbestände durchhalten. Aber wer seine Minen immer durchhält, wird nicht viel weniger Gewinn machen als Trader. Die Korrekturen sind kurz und heftig und das richtig mitzunehmen, ist schwer. JK
22.02.11 @ 13:23
Kommentar from: Vujan [Besucher]
Wie sieht es mit Goldmienenaktienfonds aus? Sehen Sie hier gravierende Nachteile im Vergleich zu Einzelnaktien oder physischen Edelmetallen?



Das hängt davon ab, wieviel Zeit und Risiko Sie selber investieren wollen. Man kann einen Teil gut geführten Fonds anvertrauen, im Falle einer Bankenkrise sind die Anteile aber wie Aktien, d.h. wahrscheinlich für einige Zeit nicht handelbar. JK
22.02.11 @ 21:58

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