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Frankreich als Trigger im Euro-Endspiel ?

von Jan Kneist E-Mail 24.04.12 16:33:36

Die Wahl in Frankreich und ihr vermuteter Gewinner Hollande schickten den Euro auf Talfahrt. Denn jetzt manifestiert sich in Frankreich, was jeder klar Denkende sowieso weiß – das Gerede vom Sparen ist ein Schmierentheater!

Frankreich sieht sich konfrontiert mit wirtschaftlichem Abstieg, Kapitalflucht, wachsender Gefahr von Unruhen und, wie jetzt bei den Wahlen zu beobachten war, einer Radikalisierung der Wählerschaft. Per Ende Februar lag der Target-2-Saldo von Frankreich bei fast -100 Mrd. € und je unglaubwürdiger das Spargerede wird, umso mehr Kapital werden die Franzosen und internationalen Anleger aus Frankreich herausschaffen. Ein Politiker, der mehrheitlich gewählt werden will, kann mit harten Sparmaßnahmen und in Gefolgschaft der Deutschen kaum punkten. Hollande ist ein Etatist, er will die Rolle des Staates ausbauen, eine neue Förderbank gründen, die das Land reindustrialisiert. Excusez-moi, monsieur, wie wäre es damit, die Rahmenbedingungen zu schaffen und das die Industrie selber erledigen zu lassen? Mühselig und langwierig und ehrlich (!) wäre das, während man mit der Druckerpresse und mit Überweisungen oder indirektem Ausplündern der nimmermüden „Boche“ doch viel schneller Potemkinsche Dörfer errichten und sich preisen und wiederwählen lassen kann. Der Wähler in Frankreich wird gewiss den Weg des vermeintlich geringsten Opfers wählen und Sarkozy in die Wüste schicken. Damit könnte Frankreich zum Auslöser des Eurozerfalls werden, denn damit wird großes Gezeter beginnen.

Gewinnt Hollande, dann werden auch die Rufe aus den anderen strangulierten Ländern um das Mittelmehr nach mehr Wachstum und weniger hartem Sparen zunehmen. Sie als Leser verfolgen ja die Nachrichten und wenn z.B. in Spanien 25% arbeitslos sind, 50% aller Jugendlichen, wenn in Griechenland ca. 50% aller Arbeitnehmer für den Staat „arbeiten“ (das ist kein Witz!!), dann wird einem doch schlagartig klar, daß diese Karre unrettbar im Dreck sitzt. Auch in Italien bröckelt es und das schlimmste Rezessionsjahr in der Geschichte droht. Wie bei sinkendem Konsumentenvertrauen und Einkommen und nachlassenden Investitionen der Unternehmen Wachstum entstehen soll, bleibt ein Rätsel. Die rapide steigende Schar der Eurosozialisten hat natürlich die Lösung, die da wäre Wachstum a la Japan und das geht nur über die Notenpresse. Sie wollen ja alle nur das Beste. Und das Beste muß schnell gehen. Natürlich wäre es in allen Ländern machbar und sinnvoll, blödsinnige Subventionen zu streichen (z.B. den völlig unwirtschaftlichen Solar-Wahn), manche Steuer zu erhöhen, den Staatsapparat zu verschlanken und ernsthaft zu sparen und allmählich den Kapitalstock wieder aufzubauen. Aber das dauert alles, es kostet zumindest temporär Wohlstand und es greift die Basis jahrzehntelangen Fehlverhaltens an. Ganz zu schweigen davon, daß man Millionen Beamte und andere überflüssige Staatsdiener ihrer bequemen Einkommen und ihrer Macht beraubt.

Es wird höchste Zeit, in der Endphase des Euro eine Grundsatzdebatte anzustoßen. Die Menschen und Firmen wissen normalerweise am besten, was sie tun und sie müssen ihre Handlungen selber verantworten. Der Staat hat sich weitgehend zurückzuhalten, doch stattdessen wird er zum Hauptakteur, erpreßt das Geld der Bürger, verschwendet es sinnlos und führt uns über die Hintertür wieder in den 1989 untergegangenen Sozialismus. Aber zu diesem Experiment darf man ja keine Parallelen ziehen. Was man vor 20 Jahren im Westen noch für völlig falsch, bar jeder ökonomischen Logik, das moralische Risiko fördernd oder gar absurd gehalten hätte, wird jetzt als alternativlos verkauft. Es mag sein, daß es falsch ist, man kann aber nicht mehr anders. Und bedauerlicherweise ist auch bei uns die Staats- und Medienhörigkeit in einem Maße gestiegen, das jedes kritische Restwort einiger Quertreiber verhallen läßt. Diese schleichende Euro-Sozialisierung wäre weniger aufgefallen, wenn sich der Prozeß jetzt nicht so beschleunigt hätte, also müssen wir dafür in gewisser Hinsicht sogar dankbar sein. Wir erleben jetzt hautnah, wie sich eine Gesellschaft langsam von etwas Akzeptierten in etwas Widerliches wandelt. Offenbar wird das der Masse erst im Augenblick des Bankrotts.

Lassen Sie sich nicht täuschen. Jede Wette, daß die Inflation kommen wird! Nur reale Werte können die Ersparnisse sichern und primär bleiben das gerade wenig gefragte Echt-Geld Gold und Silber.

7 Kommentare

Kommentar from: Nikolaus [Besucher]
sehr gut!
aber seien Sie vorsichtig.
Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank mußte
seinen Hut nehmen.
Vermutlich weil er Euro und Hyperinflation zusammen erwähnte..
24.04.12 @ 18:44
Kommentar from: ivan [Besucher]
Staat?
Von welchen Staat schreiben Sie?
Wer es bis heute nicht begriffen hat,dass die BRD kein Staat ist ,begreifft es nie.
Das BRD-Regiem vertritt nicht die Interessen des deutschen Volkes,dieses ist verraten und wird jetzt verkauft.
Schlaft weiter euer Traum wird jä enden.
24.04.12 @ 19:55
Kommentar from: Bert [Besucher]
Die Staats- und Medienhörigkeit ist vermutlich nicht die Ursache. Politiker, Bankster und die meisten Bürger haben etwas gemein, das mich pessimistisch für die Zukunft stimmt. Es ist die blinde Habgier.
25.04.12 @ 08:23
Kommentar from: Otto Normalverbraucher [Besucher]
Die Entwicklung war abzusehen. Die Franzosen denken überhaupt nicht daran, sich deutschen Regeln zu unterwerfen oder fiskalische Souveränität abzugeben. Sie erwarten ganz im Gegenteil von Deutschland, dass es das französiche Modell übernimmt. Das steht so seit Jahren (!) in jeder französischen Zeitung. Die deutschen Europapläne gründen auf einer Lüge.


Man kann von keiner Nation erwarten, ihr Selbstbestimmungsrecht aufzugeben. Der "Westen", besonders die USA, fordern das immer für Drittweltländer oder separatistische Bewegungen, während wir hier immer mehr unserer Selbstbestimmung verlieren. Jeder muß für sich selber verantwortlich sein, Einheitsbrei (Einheitswährung, Einheitssteuer etc.) führt zur Enteignung der Tüchtigen und am Ende zum Bankrott aller und zu Chaos. JK
25.04.12 @ 11:01
Kommentar from: Darius Manczyk [Besucher] E-Mail
Hollande hat bereits angekündigt, er wolle die EZB zu einem niedrigeren Leitzins drängen, um die Konjunktur anzukurbeln.
Wieder ein linker Politiker, der in die Befugnisse der EZB hineinpfuschen möchte!

Schon bei Sarkozy hat es ewig gedauert, bis er endlich auf die Spur von Angela Merkel eingelenkt ist. Mit Hollande dürfte es
meines Erachtens also wieder einige Grundsatzprobleme geben, die zwischen Deutschland und Frankreich neu ausgegraben
werden.

Das ist nicht gut für die Kontinuität in der Politik. Und da wir uns meines Erachtens derzeit zumindest in die richtige Richtung bewegen (wenn auch nicht schnell genug),
graut es mir vor neuen Grundsatzfragen seitens der Franzosen, verbunden sicherlich mit einem erneuten Kräftemessen.


Wenn Politiker scheinbar "einlenken", dann ist das reine Taktik. Sie unterschreiben etwas, um für eine Weile Ruhe zu haben. Letztendlich geben sie dem Druck der Straße nach. Wenn in Griechenland das Parlament brennt und die Abgeordneten ihres Lebens nicht mehr sicher sind, dann ist es sofort vorbei mit weiteren Sparversprechen. So wird es in allen Ländern passieren. Solange man noch unter den schlechten Alternativen "wählen" kann, wird es immer jemanden geben, der den leichten Weg verspricht und die kommen ans Ruder. Bei den Griechen sähe das anders aus, wenn sie wieder eine Militärdiktatur hätten, aber selbst diese kann sich nicht ewig halten und Härten gegen die eigenen Leute durchdrücken.

Mit dem Grundsatzproblem zwischen D. und F. haben Sie recht. Frankreich ist eben ein besseres Italien oder Spanien und gehört auf keinen Fall zu einem beständigen Hartwährungsblock. JK
26.04.12 @ 16:28
Kommentar from: nuetzi [Besucher]
Man darf gespannt sein wann die " Deutschen Schlafmützen " ( Volk ) aufwachen.
Vorwiegend volle Taschen und politische Interessenlosigkeit kennzeichnen die meisten Menschen in BILDschland.
Die Staatshörigkeit ist nicht auszutreiben genau so wenig wie das Beamtentum.
28.04.12 @ 16:52
Kommentar from: Claudius v.d.Bach-Zelewski [Besucher]
Es stellt sich doch die Frage: Wie soll denn dieses absurde Geld- und Bankensystem durch "Sparmaßnahmen" noch konsolidiert werden ?

Mit einer Politik a la Brüning, "Kasse vor Haushalt und Haushalt vor Wirtschaft" ?

Und die FDJ-Schickse aus der Uckermark führt das Regiment der ESM-NotVO an mit den Herren Vosskuhle, Jain, Baroso und Draghi dahinter alias Hindenburg, Parker-Gilbert, Groener/Schleicher und Schacht nach dem Young-Plan ?

Deren Probleme waren übrigens im Vergleich zum Ausmaß des aktuellen Desasters überschaubar, und der Herr Brüning im Gegensatz zu der chamäleonhaften, auf wundersame Weise ihrer Kaderakte verlustig gegangenen, volkseigenen Wetterfahne aus der Ostzone und der lautlos hinterdrein rollenden Schwefelwolke mit den vergessenen Geldkoffern der Frau Baumeister ein bemühter, redlicher und prinzipientreuer Mann.

Mit der Austeritäts-Strategie a la Merkel kommt im Handumdrehen zu der im Hintergrund heraufdräuenden und unaufhaltsamen Inflation erst einmal noch die Deflation als Sahnehäubchen obendrauf - in GR schon zu bewundern.

Aber das spielt wohl auch keine Rolle mehr - im Gegenteil.

So läßt sich das ganze Unternehmensgedöns von den systemisch alternativlosen Zombibanken noch billig zusammenkehren - mit den ESM Billionen des Steuerviehs, abgesaugt&großzügig herausgereicht von Merkel und ihrem Rollstuhl-Gollum, dem Schattenlosen.

Bevor es dann die Hexenmeister auf Faustsche Weise richtig zum Krachen bringen.

So vollendet, ist der Neustart nach dem Reset hübsch gesichert - wenigstens für die v.g. Zombibanken. Und mehr interessiert hier auch nicht.

Darauf läßt sich dann, wie eh und jeh, "neu" aufbauen.

Das lief nach der 1929er Krise nicht so viel anders.

Die Zustände, die sich im Wochentakt hüben (Europa) wie drüben (USA) immer weiter auf einer Spirale des Wahnsinns heraufschrauben, erübrigen wohl jede Debatte über eine eventuell noch einzuschlagende, "richtige Richtung".

Auch die gewiß honorigen Professoren, die dem ESM und dessen Erschaffer(n) - "abyssus, loca inferna et loca infernorum" - den juristischen Fehdehandschuh hinwerfen - besitzen die ein Konzept, wie es weiterginge, wenn der ESM juristisch gestoppt würde und der "Euro" schon deswegen den Weg der "Titanic" antritt ?

Als ob GR, PORT oder SP auch nur eines ihrer systemisch angelegten Probleme durch Abwertung einer Drachme, einer Peste oder eines Escudos02 lösen könnten.

Und was macht am Ende dann die BRD, die nur einen vier- und nicht zehnfachen Bit-Schuldenoverkill gegenübersteht ?

Wertet auch ab ?

Den Rest-Euro oder die neue DM ?

Und anschließend werten die PIGS wieder ab ?

Und Obama - oder wie dessen Nachfolger auch immer heißen mag - läßt auch abwerten ?

Und danach wertet Hu Jintao seinen Renminbi ab, wenn es Herrn Hu dann noch geben sollte ?

Und dann läuft alles wieder wie geschmiert - "comme d`un coup de baguette magique", um es in der Landessprache der Herren Sarkozy und Hollande auszudrücken ?

Es ist doch lächerlich, das zu glauben.

Um die Kompaßnadel herum herrscht ein Magnetfeld totaler Verwirrung auf einem Marsch in den Untergang.

Der Unterschied zwischen Hollande und Merkel ist nur der, daß mit dem Franzosen die Inflation sofort, mit Merkel und dem Schattenlosen im BMF erst noch die Deflation - vor der Inflation - Einzug halten werden.

Eine allerdings großartige Auswahl an "Alternativen" - m.a.W also: Alternativlos.

Wenigstens der Euro wird aber so oder so nicht überleben - plangemäß, wie man wohl feststellen darf.

Und das ist - immerhin - doch schon einmal etwas...

Die 1929er Krise zeitigte übrigens noch einen anderen "Kollateralschaden" - in Deutschland schon ab 1933, in Europa mit dem Jahr 1939 und schließlich weltweit nach 1941.

Es ist nicht davon auszugehen, daß nach der 2008er Krise diese Art von Kolleteralschaden ausbleiben wird.

Denn die mit dieser "Krise" von den Zombibanken und ihren Goldmännern erneut billig eingesammelten Produktionsstätten wollen schließlich beschäftigt sein, und zwar nachhaltig und jenseits ziviler Konjunkturporgramme auf Ramschrenditenniveau.
29.04.12 @ 02:24

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