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Minen - ein Buch mit 7 Siegeln? Teil 13
von Johannes Forthmann 03.05.12 12:49:10
Link: http://jf-research.com/blog/
Turnarounds
Mineninvestoren erleben im Moment eine frustrierende Phase. Es ist nicht leicht eine Bodenbildung oder möglichen Turnaround bestimmter Unternehmen auszumachen. Ein optimaler Einstieg in unmittelbarer Nähe eines Tiefstpunktes ist der Traum vieler Investoren, aber nur in den seltensten Fällen realisierbar. Eine möglichst genaue Annäherung lässt sich jedoch manchmal dann erreichen, wenn man fundamentale und technische Faktoren in bestmöglicher Art und Weise kombiniert. Dieses setzt ein gewisses Maß an objektiver Beobachtungsgabe und Geduld voraus. Beim Kauf einer Minenaktie spielen bei vielen Investoren fundamentale Gesichtspunkte eine Hauptrolle. Sie bringen aber oft nicht den erhofften Erfolg, vor allem dann nicht, wenn beispielsweise gleichzeitig das Chartbild der Aktie eher aussieht wie „Dr. Todd´s Wild Ride“. Es gibt viele technische Methoden, die man in Büchern nachlesen kann. Einige davon sind kompliziert, andere obsolet. Es wäre zu einfach, wenn man bei jeder Schulter-Kopf-Schulter-, Dreiecksformation, Wimpeln, Flaggen, Keilen, Fibonacci Zahlen, Wellen, Trendlinienbrüchen usw. Erfolg hätte. In diesem Teil meiner Essayreihe werden ein paar handfeste Kriterien anhand eines realen aktuellen Beispiels demonstriert. Sie verknüpfen sowohl fundamentale als auch technische Faktoren sinnvoll und können Einzelinvestoren bei einem besseren Timing helfen.
Das Marktsentiment als Frühindikator
Veröffentlichte Zahlen eines Unternehmens können auf verschiedene Art und Weise vom Markt aufgenommen werden. So befremdend es auch klingen mag: Hierbei spielt nicht das exakte Ergebnis die entscheidende Rolle, sondern die Reaktion des Marktes darauf. Ein klassischer Indikator einer beginnenden Baissephase ist es beispielsweise, wenn Unternehmen Rekordergebnisse melden, der Markt aber nicht in adäquater Weise positiv darauf reagiert. Bei Bodenbildungsprozessen können ähnliche Phänomene in umgekehrter Art beobachtet werden. Eine Minengesellschaft, die dabei ist, eine Schwächeperiode hinter sich zu bringen kann nicht mit positiven Meldungen aufwarten. Sie kann jedoch vom Markt dafür belohnt werden, wenn sie trotz negativer Ergebnisse bzw. Randfaktoren strukturelle Prozesse erkennen lässt, die zu einer Verbesserung der Gewinn-und Verlustsituation führen könnten. Hierbei ist nicht nur das vorgelegte Zahlenwerk von Bedeutung, sondern auch das Vertrauen in die Fähigkeit des Managements, eine Krise zu bewältigen. Dieses interessante Thema wird in einem der nächsten Teile dieser Reihe beleuchtet werden.
Reaktionen des Marktes auf Unternehmensergebnisse sollten stets in einem Gesamtkontext gesehen werden. Fällt der Kurs einer Minenaktie beispielsweise daraufhin um 1 %, der gesamte Index jedoch 2%, dann ist dieses Ergebnis dennoch als positiv zu bewerten. Die besten Signale(Frühindikatoren) dieser Art treten immer dann auf, wenn der Kurs einer Aktie sich positiv vom allgemeinen Marktkonsens abhebt. Dieses wird hier an einem aktuellen Beispiel gezeigt. Es handelt sich dabei um ein großes kanadisches EM Minenunternehmen, welches in Toronto, New York und Frankfurt liquide gehandelt wird.
Grafik 1: kanadische Minenaktie x mit Turnaround Potential( 1 Preisstab = 1 Tag )
Diese Minenaktie befand sich in einem langen Abwärtstrend, der ca. 20 Monate anhielt. Negative Unternehmensmeldungen überschatteten diese Zeitperiode. Der Trend wurde schließlich Mitte Februar 2012 zunächst gestoppt, nachdem das Unternehmen sein Halbjahresergebnis meldete. Dieses war alles andere als berauschend. Es wurde jedoch vom Markt besser aufgenommen als man vermutet hätte. Während die Aktien von Unternehmen vergleichbarer Größe(Peergroup) am gleichen Tag um 1 -2% stiegen sehen wir hier einen Tagesanstieg von ca. 15%. Dieses war ein erster Frühindikator für einen möglichen Trendwechsel.
Bollinger Bänder geben nicht nur Informationen, wie sie in anderen Teilen meiner Artikel bereits beschrieben wurden. Eine extreme Verengung deutet oft auch auf einen bevorstehenden Ausbruch oder finalen Bullsqueeze hin. Sie weiteten sich nach dieser extremen Verengung bereits einen Tag bevor das Unternehmen ein verbessertes Quartalsergebnis bekannt gab. Ein aufmerksamer Beobachter konnte auch erkennen, dass vor dem Ausbruch in Form einer Lücke(Runaway Gap, siehe Grafik) drei aufeinanderfolgende Tage stattgefunden hatten, an dem die Aktie schwächer eröffnete und stärker schloss(pinkfarbene Preisstäbe). Dieses findet bei Minenaktien meistens nur am Ende einer Schiebezone statt und gibt ein weiteres Indiz dafür, dass eine Aktie nach oben will. Es ist nicht unbedingt etwas für Investoren mit schwachen Nerven, eine Aktie kurz von Bekanntgabe wichtiger Zahlen zu kaufen. Deuten jedoch mehrere Faktoren auf einen Turnaround, dann sind die Chancen überproportional gut, dass dieser auch tatsächlich stattfindet. Was spricht dagegen, auch bei langfristigen Investments zu versuchen gleich von Beginn an auf dem richtigen Fuß zu starten und nicht erst „ein paar Jahre schlafen“ gehen zu müssen wie es uns die Altmeister verkündeten?
Relative Stärke im Branchenvergleich - Momentumfaktoren
Das Verhalten der Aktie gegenüber der gesamten Branche gab Tage und Wochen zuvor weitere Hinweise, die die Wahrscheinlichkeit einer Umkehr wesentlich vergrößerte. „Momentum“ bedeutet vereinfacht die Schubkraft des Gesamtmarktes nach oben, aber auch nach unten. Diesen Aspekt sollte man hin und wieder über einen Zeitraum von mehreren Wochen hinweg beobachten, um sich ein Bild über die relative Stärke(Schwäche) einer bestimmten Minenaktie zu bilden, für die man sich
interessiert. Es stellt nur einen geringen Zeitaufwand dar. Hier gilt folgende einfache Regel:
Je mehr sich eine Aktie den negativen Einflüssen von Branchenführern widersetzt, desto stärker wird ihr Verhalten bei positiven Meldungen sein.
Führt man eine solche vergleichende Analyse einmal für das oben genannte Beispiel durch, dann ergibt sich folgendes Bild:
Grafik 2: Branchenvergleich und relative Stärke(Minenaktie x blau, Branchenführer rot)
Hier sieht man deutlich, dass sich die Performance dieser Aktie im Vergleich zum Branchenführer schon ab Mitte März verbesserte. Dieses wäre auch mittels zwei einzelner einfacher Linien erkennbar gewesen, wenn man sie ausgedruckt, nebeneinander gelegt und verglichen hätte. Es soll hier nur anhand von konkreten % Zahlen mit einer Spezialsoftware demonstriert werden. Ein einfacher Notizblock, in dem man die Tagesendkurse einträgt hätte dieses auch bewältigen können. Die rote Mittellinie ist die Nulllinie, um Abweichungen zu messen, die obere rote Linie zeigt rechts die aktuelle positive Abweichung. Man hätte auch den HUI Index als Vergleichsparameter nehmen können. Einen ganzen Index in nur 2 Tagen um ca. 15% mit Hilfe eines simplen Bluechips positiv auszuperformen erscheint schwierig, ist aber nicht unmöglich wie man an diesem Beispiel sieht.
What´s next?
Wie geht es nun weiter mit dieser Minenaktie? Wir wissen es nicht, denn kein Mensch kann die Zukunft genau vorherbestimmen. Alles, was man als Investor erreichen kann, ist mittels einfacher, nachvollziehbarer Verknüpfungen eine optimale Voraussetzung für ein erfolgreiches Investment zu schaffen. Hierbei ist eine Kombination von gesundem Menschenverstand, Demut, Geduld und eine glückliche Hand erforderlich. Prognosen und Kursziele von Analysten behindern dabei eher. Immer wieder wundere ich mich darüber, wie viele Investoren ihr Geld freiwillig Fonds anvertrauen, die stets voll investiert sind. Der unschätzbare Vorteil von Einzelinvestoren liegt darin, keinen zeitlichen Zwängen zu unterliegen, sondern auf Situationen warten zu können, die ein größtmögliches Chance Risiko Verhältnis bieten. Je selektiver man dabei vorgeht, desto besser. Die besten Gelegenheiten für Value Investoren bieten sich immer dann, wenn man Qualitätsminenaktien beobachtet, die eine Korrektur durchschreiten.
Zusammenfassung
Charts oder einfache Zahlenreihen stellen die Summe aller verfügbaren objektiven Informationen eines Marktes dar. Sie neutralisieren Hirngespinste, Gerüchte, Tipps, Erwartungen oder von Fachleuten propagierte (subjektive) Einschätzungen. Diese erweisen sich oft entweder als zu ungenau oder falsch. Eine gute Kombination aus fundamentalen und technischen Überlegungen kann dabei helfen ein effektiveres Timing beim Kauf von Minenaktien zu erzielen oder spezifische Marktsituationen grundsätzlich besser einzuordnen. Was danach stattfindet wird nicht von uns, sondern allein vom Markt bestimmt.
Für diejenigen Leser meiner Artikel, die sich für das Gebiet der kleineren Minenunternehmen interessieren, habe ich meinen informativen Besuch bei einem Explorer per Video festgehalten.
Er ist im Blog meiner Webseite www.jf-research.com zu sehen.
Johannes Forthmann ist deutscher Wirtschaftswissenschaftler. Einige der in diesem Artikel beschriebenen Analysen basieren auf eigenen Verfahren und Datenquellen. Es wird keine Garantie für deren Richtigkeit übernommen.
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