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Stammtischgeflüster die Zweite

von Marco Freundl E-Mail 03.12.10 19:54:51

Am Donnerstag fand erneut einer unserer Stammtische in Weiden statt. Auch dieses mal war es eine wahre Freude den verschiedenen Meinungen und Einschätzungen zu lauschen und ebenfalls möchte ich auch dieses mal die Eindrücke und entstandenen Diskussionen mit Ihnen teilen. So erhalten Sie einen kleinen Einblick über die Meinungen und Erwartungen von Goldbesitzern, dies ist gerade deshalb so interessant, da es viele verschiedene Szenarien gibt wie die Schuldenproblematik aufgelöst werden könnte und jede dieser „Auflösungen“ seine individuelle Anlageausrichtung erfordert.

Dieses mal stand vor allem der Rückblick des Jahres 2010 und der Ausblick für das Jahr 2011 im Mittelpunkt meines Vortrags. Dabei kam aber die aktuelle Schuldenproblematik nicht zu kurz, da so auch Erstbesuchern des Stammtischs der Einstieg ermöglicht wurde. Wer die Schuldenproblematik verstehen will muss dabei lediglich die Zinsmärkte betrachten und deren Zinssätze, die die einzelnen Länder für ihre Anleihen entrichten müssen. Absoluter Spitzenreiter der Euroländer ist derzeit (noch) Griechenland mit ca. 12%. Doch die Länder Irland (ca. 8%) und Portugal (ca. 7%) folgen dicht. Bald könnte sich jedoch ein weiteres Land in die Riege der Problemkinder einreihen, nämlich Spanien. Zwar wird aktuell noch abgewiegelt, doch interessant ist auch hier erneut eine Betrachtung des Marktes, denn dieser setzt sich langfristig immer durch. Ein Banker und Besucher des Stammtisch brachte es treffend auf den Punkt: "Die Probleme von Irland wurden lange bestritten, doch 2 Wochen bevor man das wahre Ausmaß kannte schossen bereits die Zinsen für die irischen Staatsanleihen in die Höhe. Da gerade bei Spanien das Gleiche passiert, brauchen wir nur zwei Wochen warten und wissen was Sache ist." Fakt ist, dass die Spanier mittlerweile bereits um die 5% für ihre Anleihen bezahlen müssen. Doch bei Spanien handelt es sich um einen „Sonderfall“. Griechenland, Irland oder Portugal fallen nämlich nicht weiter ins Gewicht wenn man deren BIP betrachtet und es ins Verhältnis zum Gesamt-BIP der Eurozone setzt. Spanien hingegen macht sehr wohl einen großen Teil dieser Kennzahl aus. „Fällt“ Spanien und müsste unter den Rettungsschirm, so würde dies viel weitreichendere Folgen haben als der Fall Griechenlands oder Irlands. Doch wie wahrscheinlich ist es, dass Spanien dieses Schicksal ereilt? Meiner Meinung nach ist es nicht nur wahrscheinlich, sondern eine bereits ausgemachte Sache. Betrachten Sie hierzu bitte unten stehende Grafik.

Arbeit

An dieser erkennt man die Situation des Arbeitsmarktes im jeweiligen Land. Spanien ist dabei absoluter Spitzenreiter mit 20% Arbeitslosigkeit. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es sich hierbei um offizielles Zahlenmaterial handelt. Die Realität dürfte weit schlechter aussehen. Doch warum ist dies so problematisch? Ganz einfach, wer soll die Schulden eines Landes abbauen, wenn 20 Prozent der arbeitswilligen Bevölkerung keinen Beitrag zum Schuldenabbau leisten kann und sogar noch schlimmer, auf soziale Hilfen angewiesen ist? Zwar gibt es in diesem Land eine nicht zu vernachlässigende Schwarzarbeitsquote, doch diese dürfte der 20-prozentigen Arbeitslosigkeit nicht her werden.

Ebenfalls ist ein Blick auf die CDS hoch interessant.

CDS

Die Marktteilnehmer schätzen auch hier die Probleme der oben aufgeführten Länder und den damit möglichen Staatsbankrott immer höher ein!

Darüber hinaus brachte ein Besucher einen weiteren interessanten Aspekt in die Diskussion ein, er sprach nämlich von einer „Hyperdeflation“ die seiner Meinung nach ca. 2013 kommen dürfte. Er stützte sich dabei auf die Kress-Zyklen. Wer hierzu mehr erfahren möchte wird sogar bei Goldseiten.de fündig. Zwei interessante Artikel habe ich daher für Sie hier verlinkt: http://www.goldseiten.de/modules/news/print.php?storyid=7493
http://www.goldseiten.de/modules/news/print.php?storyid=11006
Bis dahin sollte aber weiterhin eher das Thema Inflation der dominierende Faktor bleiben, wie ich bereits des Öfteren durch Grafiken aufzeigte. 2013/2014 wird man dann erneute Auswertungen hierzu anfertigen müssen um die neuen Tendenzen abschätzen zu können. Denkbar wäre nämlich eine Lösung der Schuldenproblematik, welche dann zu der vom Kress-Zyklus angekündigten Deflation führen könnte. Wird keine Lösung gefunden geht die Inflationsjag weiter und Gold wird weiter in luftige Höhen getrieben. Doch wie kann man die Schuldenproblematik lösen? Eigentlich ganz einfach, mehr oder weniger sind unten stehende Punkte die möglichen Lösungen hierzu:

1. Verschuldung geht weiter bis zum Staatsbankrott

2. Entschuldung durch:
- Einnahmeerhöhungen bzw. Ausgabensenkungen bis zu einem Maße, dass sehr bitter für die Bevölkerung wird
- Extremes Wirtschaftswachstum
- Inflationierung
- Krieg
- Währungsreform (mit oder ohne Inflation)
- Schulden werden für nichtig erklärt

Dies sind die Hauptpunkte zur Bekämpfung der Schulden, dabei sollte aber jedem klar sein, dass einige von vorne heraus ausgeschlossen werden können, da der Staat entweder kein Interesse an einer Möglichkeit hat oder es unmöglich geworden ist sie durch- und umzusetzen.

Ferner wurde darüber diskutiert ob ein Ausstieg von Deutschland aus dem Euro wahrscheinlich, logisch und vorteilhaft wäre. Der allgemeine Tenor war für einen Austritt Deutschlands, da dies weit weniger Probleme aufwerfen würde als ein Rauswurf der extrem verschuldeten Euroländer mit Zahlungsproblemen. Auch führende Volkswirte kamen in neusten Auswertungen zu genau dieser Einschätzung.

Auch auf die Märkte wurde eingegangen. So kam auch die Investmentmöglichkeit Seltene Erden zur Ansprache. Dabei wurde klargestellt, dass es sich bei der Mediendarstellung zu diesem Thema größtenteils um Preistreiberei handelt. Zwar ist es Fakt, dass derzeit der größte Exporteur dieser Materialen China ist und eine gewisse Abhängigkeit besteht, doch diese Materialien sind auf der ganzen Welt zu finden. Die Minen dieser Länder wurden jedoch geschlossen, da der Abbau in China zu weit niedrigeren Kosten möglich war. Steigt nun der Preis dieser Produkte, so wird ein Abbau auch in anderen Teilen der Welt wieder rentabel, was das Knappheitsproblem löst. Doch bis eine Mine zur Produktion bereit ist, können Jahre vergehen, was man nicht außer Acht lassen sollte. Weiter bleibt zu beachten, dass diese Materialen, anders als unter Umständen Gold, vor allem in wirtschaftlichen Boomzeiten benötigt werden. Wer also mit einer Abkühlung der Konjunktur rechnet, könnte hier ein vorerst bitteres Erwachen ereilen.

Abschließend möchte ich Ihnen noch eine Grafik aufzeigen, welche ich auch auf dem Stammtisch präsentierte.

HUI

Ich hatte neulich auf einen Ausbruch bei den Edelmetallen hingewiesen: http://www.goldseitenblog.com/marco_freundl/index.php/2010/11/30/die-edelmetalle-stehen-vor-einer-weitrei

Es scheint jedoch, dass zuvor nochmals bei den Minen, beim Überwinden des alten Hochs, ein kurzer Rücksetzer folgen könnte ehe sich die Trendbewegung fortsetzt. Dies ist zumindest wahrscheinlich wenn man sich die bisherige Treffsicherheit des von mir aufgezeigten Zyklus vor Augen führt.

Ich freue mich bereits heute auf den nächste Stammtisch, weiterhin angeregte Diskussionen und viel Erfolg bei Ihren Investments.

Marco Freundl

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Der Autor kann derzeit in den besprochenen Investments investiert sein.