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Vom Sinn oder Unsinn eines Marktzinses
von Marco Freundl 06.04.15 15:59:16
Viele "möchtegern Ökonomen" oder "Stammtischplauderer" schimpfen gerne über den Zins und dass ohne diesen die Welt doch "viel besser" wäre. Nach deren Meinung würde es allen Menschen hierdurch besser gehen und man könnte meinen, dass der Zins an allem schuld ist, selbst an der "asozialen" Art mancher Menschen. Ist dies wirklich so und entspricht es der Realität? Wäre ohne einen Zins wirklich "alles besser".
Zunächst einmal muss festgehalten werden, dass soziales Verhalten unter den Menschen nicht am Zins liegt, sondern an den Menschen selbst und deren Wille zur Hilfe. Zins kann also nicht alles beeinflussen, vieles liegt am Menschen selbst und der Zins dient nur als Ausrede.
Betrachtet man den Zins jedoch aus ökonomischer Sicht, so haben die "Stammtischparolen-Schreier" teilweise sogar recht. Der Zins kann wirklich ein ganzes Wirtschafssystem und dessen Gefüge in den Zusammenbruch führen, indem es einen Schuldenberg schafft, der nicht mehr beglichen werden kann und ins utopische ausufert. Genau dies kann man derzeit feststellen. Die Frage ist jedoch, ob hieran wirklich der Zins verantwortlich ist. Auch hinter dieser Frage muss ein klares JA stehen. Wie es scheint wurde der wahre Schuldige gefunden - der Zins! Aber ist es wirklich so einfach? Nein, denn es besteht ein großer Unterschied zwischen einem freien Marktzins (welchen wir derzeit nicht haben!) und einem sozialistischen Planzins (welcher derzeit vorherrscht!).
Um den extrem wichtigen Unterschied auch Nichtökonomen verständlich zu machen, sollen nun Beispiele folgen. Hierzu wird zunächst der freie Marktzins betrachtet, der keiner staatlichen Reglementierung unterliegt und in der Geschichte lange vorherrschte.
Nach klassischer Ökonomie ist es so, dass der Zins den Preis für das Geld darstellt. Hat jemand gespart und möchte dieses Ersparte an Unternehmen verleihen, so erwartet der Verleiher einen Zins hierfür. Immerhin muss er auf sein Erspartes eine gewisse Zeit verzichten und trägt ferner das Risiko des Verlustes, sollte der Unternehmer mit seiner Geschäftsidee scheitern. Weiter kommt hinzu, dass man die Inflation für den Zeitraum der Verleihe ausgeglichen haben möchte, denn anders würde es Sinn machen das Geld gleich heute auszugeben und nicht zu verleihen, wenn die Inflation extrem hoch ausfällt. Der Zins setzt sich somit aus drei Komponenten zusammen: Inflation, Risiko und Liquidität/Zeitverzicht. Hätte der Sparer zwei Unternehmen und deren Geschäftsideen zur Auswahl, so müsste er wählen in welche Idee er sein Geld investiert. Nimmt man weiter an, dass Idee Eins recht risikoreich ist und Idee Zwei relativ risikoarm, so dürfte klar sein bei welcher Idee der Verleiher höhere Zinsen verlangen wird, unter der Bedingung dass die restlichen Voraussetzungen identisch sind. Ganz klar müsste Unternehmer Eins höhere Zinsen an den Sparer bezahlen, denn das Ausfallrisiko ist deutlich erhöht. Um überhaupt an Geld zu kommen muss Unternehmer Eins höhere Zinsen bezahlen, sonst würde der Sparer sich sicher für die risikoärmere Unternehmung entscheiden. Ist der Zins bei beiden Geschäftsideen zu gering, bezogen auf das Risiko, wird er keinem der Unternehmer sein Geld leihen oder einen höheren Zins verlangen (so steigt die Versuchung in risikoreichere Unternehmungen zu investieren).
Bereits an dieser Stelle erkennt man, dass Zins eine wichtige Funktion übernimmt. Wenn dieser sich frei bewegen kann bestimmt er das Marktrisiko und somit ob sich ein Investment lohnt oder nicht. In der Regel gilt, je höher der Zins, desto risikoreicher ist ein Investment. Dies muss aber auch so sein, denn das Ausfallrisiko ist deutlich erhöht und ohne diesen erhöhten Zins hätte das Investment keine Chance Anlagegeld zu finden.
Betrachten wir nun ein Gegenbeispiel, welches unsere eingangs festgestellten Theorien untermauert, dass Zins schlecht für den Wohlstand unserer Gesellschaft ist. Dies ist in der Regel nur der Fall, wenn der Zins zentralplanerisch (ZENTRALbanken) festgelegt wird, denn hierdurch wird der Zins extrem verzerrt bzw. verfälscht. Wie bereits gelernt, stellt der Zins einen Gradmesser für das Risiko dar. Wird dieser künstlich durch die Zentralbanken niedrig gehalten, wird den Sparern/Investoren vorgegaukelt, dass es kein Investitionsrisiko gibt. Ferner ist es so, dass sehr risikoreiche Geschäftsideen, die unter normalen Marktzinsen keine Kreditgeber finden würden, zu Geld kommen. Doch dieses Geld geht häufig verloren, da die Unternehmenstätigkeit sich nicht trägt, doch dies wurde durch den künstlich niedrigen Zins verschleiert. Geschieht dies alles im großen Stil kann man sich vorstellen, dass es im Anschluss an solche Zinsphasen zu Rezessionen oder Depressionen kommen kann, da Geschäftsideen die sich nicht tragen wieder aussortiert werden. Durch einen höheren Zins wäre es aber erst gar nicht zur Geschäftseröffnung gekommen, spätere Entlassungen und Geschäftsschließungen wären so erspart geblieben.
Doch dieses Szenario ist nicht das Hauptproblem eines zentralistischen Geldsystems! In Wirklichkeit ist das Problem viel schlimmer und größer. Der künstlich niedrige Zins als solches wäre verkraftbar, es würde nur häufiger zu Rezessionen kommen, ist der Markt dann wieder um unrentable Firmen "bereinigt" kann es weiter gehen. Das Problem, welches die "Stammtischparolen" anprangern, nämlich die Schere zwischen Arm und Reich und die extreme, weltweite, Verschuldung (wichtig: in Wirklichkeit sind Schulden gleich Vermögen!!!!) sind nämlich nicht Folge des Zinses, sondern entspringen der Tatsache, dass Zentralbanken Geld schöpfen können und dies bei Schöpfung bereits verzinst haben möchten. Schöpft die Zentralbank nämlich Geld und gibt dieses einer Geschäftsbank, so möchte die Zentralbank einen Zins für dieses geschöpfte Geld als Bezahlung. Der Witz und an Lächerlichkeit grenzende Fakt liegt nämlich darin, dass die Geschäftsbank um diesen Zins bezahlen zu können erneut Geld bei der Zentralbank leihen muss, da nur diese Geld schöpfen kann! D.h. die Welt MUSS sich immer weiter verschulden, da die Zinsschulden durch die Geldschöpfung entstehen und diese nur durch immer weiteres Geldschöpfen "beglichen" werden können. Daher wachsen die Schuldenberge ins unermessliche und eine riesen Umverteilung, hin zu den Geldschöpfern, findet statt. D.h. das Volk wird um ihre Produktivität (hierdurch kann es sparen) betrogen und verliert somit alles Ersparte.
Fazit: Zins für Geld ist an sich nichts schlechtes und stellt nichts anderes als Miet- oder Pachtzins dar. Er reguliert den Markt und hilft Sinn von Unsinn zu unterscheiden. Ferner würden nur wenige ohne Zinsertrag ihr Erspartes verleihen, sondern lieber behalten oder ausgeben. Zum Problem wird der Zins erst, wenn er zentralistisch gesteuert wird und die Geldschöpfung in der Hand eines Zentralbankensystems liegt. Die Folge ist, dass das Volk verarmt, zu Gunsten der Zentralbank (und deren Eignern!), da es nicht im Stande ist Geld zu schöpfen - dies ist staatlich verboten.
Zusammengefasst bedeutet dies: Der "Staat" selbst darf also "legales Falschgeld" schöpfen, das Volk selbst begeht hingegen eine Straftat, wenn es "Falschgeld" erzeugen würde.
Marco Freundl
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Der Autor kann derzeit in den besprochenen Investments investiert sein.