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Der Tschekist (Aleksandr Rogozhkin)
von Markus Bechtel 09.11.14 23:00:09
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Am 25. Jahrestag des Mauerfalls wird vielfach der Ereignisse dieses 9. Novembers gedacht. Für viele war dies ein völliger Neubeginn in eine neue Zeit. Für manche unter ihnen begann damit aber auch die schmerzvolle Aufarbeitung sozialistischer Zeitgeschichte. Einer der Ersten unter ihnen war der russische Regisseur Alexandr Rogozhkin.
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1992 entstand unter der Regie von Aleksandr Rogozhkin das russisch-französisches Film-Drama „Der Tschekist“ (englisch: chekist, russisch: Чекист, französich: Le tchékiste). Der Film wurde 1992 auch auf dem Cannes Film Festival gezeigt.
Die Geschichte
In den frühen Tagen der sowjetischen Revolution gab es eine Geheimpolizei, auch Tscheka genannt. Sie sollte jegliche Opposition gegen die neue kommunistische Herrschaft, darunter Aristokraten, Beamte, Soldaten und Freunde und Verwandte derselben im Keim ersticken.
Für diese war es bereits Grund genug jemanden zu töten, wenn er verwundete zaristische Soldaten pflegte, wenn er die geringste Kritik an der bolschewistischen Herrschaft äußerte oder wenn sich jemand noch nach 8 Uhr abends auf der Straße herumdrückte.
Es gab auch Agenten unter den Menschen, die Informationen für die Tscheka lieferten. Nicht selten gerieten sie dabei wechselseitig ins Visier der Tscheka und töteten sich so gegenseitig. Auch ein Freund des Vaters des Tscheka-Offiziers Andrei Srubov, ein Arzt, wird von der Tscheka getötet.
Ein Tschekist-Offizier spuckt in das Gesicht der Putzfrau. Um seine Verachtung für das russische Volk und vielleicht auch für Frauen zu zeigen. Später wird sie von dem jüdischen Tschekist Katz verhört. Trotzdem bleibt sie bei der Geheimpolizei. Und säubert das Gebäude von dem Blut und dem Fleisch der getöteten Personen. Jeden Tag.
Der Tscheka-Offizier Andrei Srubov und seine Männer verbringen ihre Gefangenen in dem nasskalten Keller ihres Gebäudes, entledigen sie ihrer Kleidung, stellen sie an eine Wand mit alten Türen und erschießen sie dann mit einem Kopfschuß von hinten. Die Leichen werden dann auf einen Rollwagen geladen und unter eine Bodenöffnung gerollt. Darüber warteten Männer mit Seilen, um die Leichen kopfüber nach oben auf einen Karren zu ziehen und sie anschließend in Massengräbern zu verscharren.
Auch das Verhör eines alten Juden wird dargestellt. Der alte Jude kannte Katz Vater. Und er wußte auch, daß Katz von dem alten System völlig unbehelligt erzogen worden war. Als Katz ihn anschreit, er sei ein Jude, antwortet dieser, ja, und Katz sei auch einer. Das sollte sein Todesurteil sein.
Nicht alle Opfer sterben wortlos. Ein Offizier weigert sich, seine Kleidung auszuziehen. Manche weigern sich, an dem Erschießungskommando vorbei zu gehen. Einige weinen: "Sie können uns nicht alle töten!". Eine Frau bittet um ihr Leben – und wird von Srubov eigenhändig erschossen.
Dabei entwickeln Srubov und seine Männer über einen längeren Zeitraum eine derartige Routine, daß sie leidenschaftslos Hunderte von Menschen exekutieren. Srubov nimmt seine „Arbeit“ ernst genug, daß er die Vergewaltigung eines beabsichtigten Opfers durch einen seiner Untergebenen unterbindet ("Was macht das für einen Unterschied?" fragt der Kerl: "Sie muß doch sowieso sterben").
Wenn ihn auch manchmal sein Gewissen plagt, so gehen die Hinrichtungen trotzdem weiter. So beginnen manche seiner Tschekisten-Kollegen selbst durchzudrehen: Ein Tschekisten-Kollege versucht sich selbst zu erhängen. Ein anderer Tschekisten-Kollege ersticht eine junge Frau sinnlos mit dem Bajonett.
Erst nach einem kleinen militärischen Aufstand verzeiht er den etwa 100 Männern, die an dem Aufstand teilgenommen hatten, nachdem ihr Offizier um ihr Leben gebeten hatte. Die Tschekisten, die bereits die Maschinengewehre zur Hinrichtung der Männer ausgerichtet hatten, zeigen sich darüber erleichtert, diese "Arbeit" nicht tun zu müssen.
Schließlich wurde Srubov selbst wahnsinnig, Während einer Hinrichtung entledigt er sich selbst seiner Kleidung und versucht direkt in die Schußlinie zu laufen. Srubov wird später den Rest seines Lebens in einer Irrenanstalt verbringen.
Die Reaktionen
„Der Tschekist“ ist wahrscheinlich die stärkste Entlarvung des Kommunismus, die jemals gemacht wurde. Besonders wenn man bedenkt, daß die vielen häßlichen Szenen einen geradezu mikroskopischen Blick auf das vermitteln, was sich tatsächlich zugetragen hat.
So meinte Piers Handling, der Direktor des „Toronto International Film Festival“, über diesen Film: "Rogozhkin dringt mit einem Moment erhabener Einsicht in den psychotischen Geist der bolschewistischen Tscheka ein. „Der Tschekist“ ist ein überwältigender Schrei angesichts des bolschewistischen Blutdursts und Wahnsinns".
Der Film zeigt daher eindrucksvoll die zerstörerische Natur des Bolschewismus, welcher einen noch nie dagewesenen Terror verbreitete. Der Sozialismus brachte unzählige Millionen Menschen vom Leben zum Tode. Und machte ein Vielfaches dieser Zahl zu Sklaven.
Es ist daher sehr gut nachvollziehbar, dass dieser Film auf der realen Geschichte von den Großeltern oder Urgroßeltern einiger seiner russischen Schöpfer basiert.
Video (russisch mit englischen Untertiteln):
Chekist Чекист '1992' Russian film 'Eng-Subs' (full)
Achtung:
Wegen seiner erbarmungslosen Gewaltszenen ist dieser Film nichts für schwache Gemüter. Insbesondere nichts für Kinder. Auch wenn Sie sonst nicht an Wassern gebaut sind, sollten Sie dennoch etwas Hochprozentiges bereithalten. Für alle Fälle.
© 2014 Markus Bechtel. Alle Rechte vorbehalten.
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2 Kommentare
Ja, das war alles gesetzlich verankert und legal, auch Kreuzigungen vor 2000 Jahren.
Kein Wunder, dass so mancher Jurist an den Gesetzen verzweifelt, an denen er gebunden ist.
MB: Es liegt weniger an den Gesetzen selbst. Das deutsche Bürgerliche Gesetzbuch von 1900 (Kaiserreich) hat die Weimarer Republik, das Dritte Reich und auch die "DDR" überdauert. Es liegt also mehr daran, wie diese Gesetze in der Realität umgesetzt werden. Diese Gesetze werden eben immer von Menschen ausgeführt. Die Gesetze scheitern daher fast immer an der Subjektivität der ausführenden Menschen.
Es gibt den Film auch mit deutschen Untertiteln.
Sehenswert.
Und nachdem, was ich auch 1939/1940 aus Bessarabien, Estland, Lettland, Litauen u.a. in Fotos und Erzählungen gehört und gesehen habe (das Rigaer Okkupationsmuseum hatte dieses Jahr im "Eckhaus", eine Ausstellung, in der auch pausenlos die Erinnerungen ehemailiger überlebender Insassen von ihnen selbst erzählt wurden, immer gleich, immer gleichförmig, immer das selbe Ende) in keinster Weise übertrieben.
MB: Vielen Dank für den Hinweis. Gibt es diese Fassung auch im Netz? Ich habe nur die Fassung mit englischen Untertiteln gefunden.
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