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Native Nahrung und der Botenstoff Serotonin

von Hans Jörg Müllenmeister24.09.11 08:16:56

Fein vermahlene native, also lebendige Pflanzenkost aktiviert nicht nur die Aufnahmefähigkeit unseres Dünndarms; sie bewirkt Erstaunliches im Stoffwechsel. Diese Erkenntnis hat einen größeren Tiefgang als alle hitzigen, zudem widersprüchlichen Diskussionen über Diäten, synthetische Vitamin-Pillen und Erkrankungen infolge eines gestörten Stoffwechsels. Spannend und verblüffend zugleich ist es, zu erfahren, warum in dem Zusammenhang ein bestimmtes körpereigenes Hormon wie ein Generalschlüssel aktiv Tür und Tor öffnet für eine kerngesunde Lebensweise!

Der fast brach liegende Dünndarm
Es scheint, dass wir zwei Organe besitzen, deren evolutionäre Kapazität wir nur zu wenigen Prozenten nutzen. Zum einen wäre das unser Gehirn – zum anderen der Dünndarm, dem Tatort der Verdauung. Wir können uns zwar mit üblicher Normalkost begnügen, dann bleibt aber der Dünndarm sträflich unterbeschäftigt. Seine Stoffwechseltätigkeit erledigt er mit dem Verdauungsepithel im oberen Teil, genauer mit dem ersten seiner sechs Meter Länge. Um Nahrungsbestandteile gut aufzuschließen, ist die innere Oberfläche durch Falten, Zotten und sogenannte Mikrovilli enorm vergrößert. Allein die Falten erweitern die Oberfläche schon um das Dreifache. Zotten und Mikrovilli erhöhen die Oberfläche nochmals um das Fünfhundertfache. Letztendlich hat der Dünndarm eine stattliche Resorptionsoberfläche von rund 200 Quadratmetern – so groß wie ein Tennisfeld. Dass wir davon nur 10 Quadratmeter seiner Verdauungsfläche nutzen und sie dabei strapazieren, aber den großen Rest brach liegen lassen, liegt kaum im Sinne der Natur.

Ein Zahlenspiel verdeutlicht es
Andererseits können wir dafür sorgen, dass bereits unsere angelieferte Nahrung mikroklein ist. Betrachten wir dazu ein Nahrungspartikel als Kugel. Je kleiner sie ist, um so besser lassen sich die Inhaltsstoffe aufschließen und verwerten: die Verdauungssäfte wirken nämlich an der Oberfläche und nicht in tieferen Regionen.
Die Gesamtoberfläche der aufgenommenen Nahrung ist bei fein vermahlener Kost um ein Vielfaches größer. Bereits bei verdoppelter Oberfläche der einzelnen Nahrungsbestandteile lässt sich – durch besseres Zerkleinern – mit der Hälfte der Nahrungsmenge derselbe Versorgungseffekt erzielen.
Zermahlen wir gedanklich einen Nahrungspartikel auf 0,001 Millimeter. Eine Milliarde dieser Winzlinge würden davon in eine 1-mm-Kugel passen. Gemeinsam haben sie die unglaubliche Oberflächen von rund 3,14 Quadratmeter! Eine volumengleiche 1-mm-Kugel böte nur das Einzehntausendstel dieser Oberfläche.

Zurück in die Praxis – rein in den Dünndarm
Mit unseren Backenzähnen können wir Pflanzliches in der Tat bis auf ein Tausendstel Millimeter herunter mahlen, theoretisch – meist sind wir aber kaufaul und verschlingen große Brocken. Sicher wundert es Sie, warum sich unsere Artverwandten, die Gorillas, aus fast reiner, wenig energiereicher Pflanzenkost zu solchen Kraftprotzen entwickeln. Was lernen wir daraus? Hohe Beißkraft und gutes Kauen sind die Voraussetzung dafür, dass sich fein vermahlene Nahrung besser verstoffwechseln lässt. Keine Angst, gepflegte Kaukunst macht uns nicht wieder zu Gorillas.

Normalkost muss erst durch das saure Milieu des Magens bearbeitet und vor Eintritt in den Dünndarm neutralisiert werden. Dann erst geht’s portionsweise im Minutentakt in den Dünndarm.
Es gibt eine einfache Methode, um den ganzen Dünndarm „in Brot und Arbeit“ zu bringen. Man muss nur – so wie unsere evolutionären Verwandten – rohe, fein vermahlene pflanzliche Kost gut eingespeichelt oder zusammen mit reichlich Flüssigkeit zu sich nehmen.
Bei leerem Magen geschieht dann folgendes: die millimetergroßen Nahrungspartikel laufen – „angelöst“ in Flüssigkeit – wie über eine Wasserrutsche die sogenannte Magenrinne hindurch, passieren ungehindert den Magenpförtner und verteilen sich über das ganze Dünndarmepithel. Solch ein feiner Brei mit seinen vielen Mikronährstoffen aus Aminosäuren, Vitaminen, Enzymen, Pigmenten, Mineralstoffen u.v.a. ist im Kern roh mit all seinen Nahrungsenzymen und besteht nicht aus strukturell denaturierten Proteinen. Dieser Speisebrei wird mit größerer Effizienz im ganzen Dünndarm in seine Einzelteile zerlegt und über die Darmbarriere hindurch an den Blutkreislauf und die lymphatischen Systeme abgegeben. Diese „Transportunternehmen“ geleiten sie durch den Körper bis in die letzte seiner 100 Billionen Körperzellen.

Naturnahe Nahrung – optimal geboten
Bei der Speisezubereitung denaturieren wir die Proteine, die Bausteine des Lebens, und zwar durch Kochen, Backen und Braten bis zur Unkenntlichkeit. Ab 55°C gibt es in der Nahrung keine funktionsfähigen pflanzlichen Enzyme mehr. Diese braucht unser Körper aber dringend als Verdauungshilfe. Man weiß, dass pflanzliche Enzyme 70 Prozent der Verdauungsarbeit leisten müssen.
Unser Darm beherbergt vorwiegend in den unteren Bereichen von Leer- und Krummdam eine Darmflora mit einem erstaunlichen Gewicht von etwa 1,5 kg; im Einzelnen sind das Billionen von Mikroben, die nach heutigem Wissen 80 Prozent unserer wichtigen Immunglobuline produzieren; davon steuert die Milz 20 Prozent bei. Diese Antikörper lagern sich in allen Schleimhäuten des Körpers ein und sie bieten dort einen wehrhaften Schutz gegenüber Bakterien, Viren und Pilzen.

Ganz anders sieht das Ergebnis des Metabolisierens von Normalkost aus. In nicht verdauten Nahrungsteilen übernehmen bestimmte Darmbakterien ein gefährliches Kommando. Im Darm gärt und fault es kräftig. Übel riechende Gase entfleuchen rektal oder suchen einen Ausweg über die Speiseröhre nach oben. Die Mikrogesellschaft des Magendarmtraks verändert sich ungünstig. Entzündliche Prozesse folgen: die Leber wird mit wichtigen Substanzen unterversorgt, sie kann zahlreiche Gifte nicht mehr neutralisieren oder ausscheiden.
Viele von uns sind kauunwillig. Wer nimmt sich schon die Zeit, um auf Pflanzenkost lange herumzukauen. Kaufen Sie sich dann eher marktfrische Ware und zerkleinern maschinell Gemüse, Obst und Körner im Mixer, Entsafter und Getreidemühle. Wem das zuviel ist, kann auf eine andere Möglichkeit zugreifen. Reden wir nicht lange um den „heißen Speisebrei“. Zwar weiß ich nicht was Ihr Weißkittel oder Pillendreher Ihnen empfiehlt, aber als Kaufauler mache ich gute Erfahrung mit sogenannter AMINAS-Vitalkost; täglich davon auf leerem Magen ein Esslöffel genügt! Es ist eine rohe Pflanzenfertigkost mit wertvollen Pflanzeninhaltsstoffen - durch Trocknung gut konserviert und fein vermahlen. Das Zusammentreffen der beiden Großflächen von Dünndarmschleimhaut mit dieser fein gemahlenen nativen Kost gibt die Initialzündung für eine Turboverstoffwechslung.

Zwei Königinnen der Pflanzenstoffe
Kommen wir zur spannenden Frage: Welche wertvollen Pflanzeninhaltsstoffe ermöglichen die körpereigene Synthese des Hormons Serotonin? Das wäre gut für das reibungslose Funktionieren all unserer mentalen Fähigkeiten im Wahrnehmen, Denken, Fühlen und Handeln.
Kennen Sie Amaranth, das Gold der Inkas und Azteken? Das Griechische „amaranthus“ heißt soviel wie „unsterblich“. Die senfkorngroßen Körner dieses Fuchsschwanzgewächses lassen die wertbestimmenden Inhaltsstoffe heimischer Getreidesorten arm aussehen. Die Körner des diätetisch wertvollen Nahrungsmittels enthalten im Vergleich zu Vollkornweizen fast die doppelte Menge Eisen, etwa 30 Prozent mehr Ballaststoffe und Zink, vor allem aber außerordentlich hohe Magnesium- und Calciumgehalte. Das Fettsäurespektrum hat hohe Anteile an ungesättigten Fettsäuren, darunter Linolsäure und Alpha-Linolensäure – eine Fettsäure vom wertvollen Omega-3-Typ. Der ungewöhnlich hohe Lysingehalt ist unentbehrlich für die Fettverbrennung und erhöht die körperliche Leistungsfähigkeit. Astronauten setzen auf diesen Nährstoff-Impuls und nehmen das kleine Wunderkorn mit ins All.

Die Quinoa, eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit, dient den Ureinwohnern der südamerikanischen Anden schon seit 6000 Jahren als wichtige Nahrungsgrundlage. Die robuste Hochland-Pflanze zählt zu den Gänsefußgewächsen. Botanisch gesehen ist die Quinoa mehr mit dem Spinat und der Roten Bete verwandt. Der Eiweißgehalt liegt bei etwa 15 Prozent und übertrifft den anderer Körnerprodukte erheblich. Nicht nur dies macht die Quinoa (Reismelde) so wertvoll, auch ihre lebenswichtigen Aminosäuren Lysin, Tryptophan und Cystin.

Beide vorgestellten Rohsamen Amaranth und Quinoa aus Südamerika enthalten alle Bausteine, z.B. L-Tryptophan, aus denen unser Gehirn das Hormon Serotonin produzieren kann. Unvorstellbar, aber bereits ein Gramm mikrofein gemahlener Samen von Amaranth oder Quinoa haben eine Partikeloberfläche von 1,25 Millionen Quadratmeter. Eben diese Inhaltsstoffe enthält die sogenannte AMINAS-Vitalkost.

Ein Botenstoff, der vieles in Gang setzt
Serotonin ist ein recht kleines organisches Molekül, das im Stoffwechsel des Menschen gebildet wird. Vom Namen her leitet es sich ab von Serum und Tonus: ein Botenstoff also im Serum, der den Druck der Gefäße beeinflusst.
Unsere Denkstube hält unglaublich viele Aufgaben für den Alleskönner bereit. Täglich muss unser Stammhirn Billionen von Serotoninmolekülen aufbauen. Das ist nötig, um in allen Gehirnbereichen wichtige Funktionen zu aktivieren und zu kontrollieren, etwa sinnliche Wahrnehmung und Schmerzempfindung.
Der Universalist moduliert aber auch den Einsatz aller anderen Gehirnbotenstoffe wie das Glückshormon Dopamin, das Schlafhormon Melatonin, das Aggressionshormon Adrenalin und die Sexualhormone Östrogen und Testosteron. Eigentlich ist alles, was uns gesundheitlich hilft und uns umtreibt davon betroffen.

In der Lunge und den Nieren veranlasst der umtriebige Botenstoff Gefäßverengung, in der Skelettmuskulatur indes Gefäßerweiterung. Evolutionsgeschichtlich ist dieses Lebenselecier ein uralter Botenstoff des

  • zentralen Nervensystems,
  • Herz-Kreislauf-Systems und
  • Darm-Nervensystems.

Das Letztere produziert mehr Serotonin als das zentrale Nervensystem. Es scheint, dass unser „Bauchhirn“ mehr Einfluss auf unser Gehirn oder auf unsere Psyche ausübt, als umgekehrt. Der Serotonin-Gehalt im Darm lässt sich durch Ernährung beeinflussen, der Gehalt im Gehirn nicht! Bis heute ist Serotonin nicht – wie etwa Melatonin – künstlich herstellbar. Man vermutet außerdem, dass Serotonin Körpertemperatur, Appetit, Schlaf und unsere Stimmung kontrolliert. Die Forschung steht noch am Anfang. Der kleine Botenstoff leistet Großartiges, obwohl er im Körper nur milligrammweise vorhanden ist. Keine andere Substanz vollbringt so umfangreiche Aktionen im Körper.

Wir können uns kaum in die reale Mikrowelt unseres Körperinneren hineindenken. Dazu fehlt uns das tieflotende Verständnis der Wirkzusammenhänge, die sich trillionenfach in jeder Sekunde in unseren Körperzellen abspielen. Können wir uns überhaupt vorstellen was passiert, wenn die riesengroße Verdauungsfläche des Dünndarms explosionsartig auf die Hektargroße Oberfläche der vermahlenen Lebensmittelpartikel trifft? Das löst einen mächtigen Impuls aus, der das Neurohormon Serotonin frei setzt und aktiviert. Rohe Samen bringen nicht nur alles an Aminosäuren mit sich, was dringend für den Prozess der Synthese des Hormons Serotonin benötigt wird, sie führen auch wertvolle Vitamine wie Vitamin B12 und eine Unzahl wertvoller sekundärer Nebenstoffe wie Carotinoide, Phytosterine und Phytoöstrogene mit sich.
Das alles funktioniert indes nur beim Verzehr dieser in Flüssigkeit angelösten Nahrung auf leerem Magen. Diese Erkenntnis geht konform mit dem Vorschlag der überzeugten Rohköstler, man sollte möglichst vor Aufnahme hitzebehandelter Nahrung ein wenig rohe Nahrung verzehren. Das bedeutet keineswegs, dass wir nur noch Rohes essen sollten. Die meisten von uns sind eh der Rohkost längst entwöhnt. Aber ein kleiner Rohanteil auf leerem Magen konsumiert, rückt unsere Verdauungssysteme wieder zurecht. Insbesondere macht Rohkost den körpereigenen Aufbau des wichtigen Schlüsselhormons Serotonin möglich. Übrigens ist die genannte dehydrierte Rohkost lange haltbar und als Vorrat in Notzeiten bestens geeignet.

Alles zu beherzigen, ist nicht leicht. Ja, das Leben ist wie eine Klobrille – man macht schon was durch. Aber seien wir nicht zu bequem beim Essen, kauen wir nachhaltig. Und vor allem: nichts zwischen den Mahlzeiten essen. Auch das gehört zur Esskultur! Verzichten Sie auf die „lila Pause“. Es hilft unserer Verdauung und steigert unser Wohlbefinden. Unsere naturnahen Mitgeschöpfe kennen keine unserer ernährungsbedingten Zivilisationskrankheiten, Gorillas kennen auch keinen Kochtopf.

Nachwort
Soeben erreicht die Menschheit die Sieben-Milliardengrenze! Die Rate der weltweiten Militärausgaben steigen weiter ins Utopische. Der Hunger in der Welt wächst erschreckend – nicht nur in Äthiopien. Statt schöner Worte und verlogener Absichtserklärungen könnten die Großen dieser Welt Hungersnöte, Elend und ernährungsbedingte Krankheiten stoppen, und zwar ohne viel Tamtam: eben mit der Versorgung nativer Pflanzenkost. Derartig simple Vorschläge erhalten indes das Stigma der Verschwörungstheorie. Der Philanthrop und „Saatgutdesigner“ Monsanto lässt da grimmig grüßen.