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Trampolin - Steht die Gesundheit auf der Kippe, dann wippe
von Hans Jörg Müllenmeister11.05.13 07:31:23
Im Mittelalter tingelte ein gewisser Monsieur du Trampoline als Zirkusartist durch die Lande – so erzählt man. Der Akrobat begeisterte das Publikum mit seinem Sprunggerät der Marke Eigenbau. Erneut „erfand“ in den 30er Jahren der US-Hochartist G. Nissen das „Trampolin“ als Fun- und Fitnessgerät. Das Springen auf dem Rebounder, so heißt das Sportgerät auf Neudeutsch, entwickelte sich alsbald zu einem populären Volkssport. Schließlich kam das Trampolin im Jahre 2000 in Sydney zu olympischen Ehren. Jahre zuvor erkannten US-Piloten und Fallschirmspringer das Gerät als optimalen „Trainingspartner“, um schwebend den Gleichgewichtssinn in der Luft zu schulen. Um 1972 gab es die ersten kreisförmigen Mini-Trampoline; sie waren für den medizinischen Bereich und als Fitnessgerät ausgelegt. Wir verzichten hier bewusst auf olympische Salti, stattdessen gehen wir es wesentlich ruhiger nur mit Wippen und leichtem Hopsen an.
Leichtes „Anwippen“ zum Warmwerden
Trampoline bieten ein anschauliches Beispiel für die Wechselwirkung von Schwerkraft und Trägheitskraft. Das Trainingsprinzip ist einfach: Alle Körperzellen sind dem Zug- und Druckimpuls sanft ausgesetzt; der entsteht durch das rhythmische Auf- und Abschwingen auf der elastischen Matte. Es ändert sich die „gefühlte“ Schwerkraft oder Gravitation auf den Organismus − ohne dabei die gewichttragende Wirbelsäule und Gelenke zu überlasten. Im oberen Umkehrpunkt des Auf und Ab erleben wir kurzfristig die Schwerelosigkeit. Nicht unbedingt ein Hopsen muss es sein, bereits ein Wippen auf der Matte genügt − ohne Schuhe und im ständigen Mattenkontakt. Für einen Augenblick ist jede einzelne Körperzelle in den Flugphasen um ein Mehrfaches schwerer als normal: Diese Kraft wirkt auf den Körper lange genug ein, um jeden Muskel effektiv zu trainieren. Kaum eine andere vergleichbare Trainingsform vermag den ganzen Körper so umfassend schonend zu trainieren. Der Trainingseffekt: Muskelzuwachs, Fettabbau, Knochenstärkung.
Was kann das rhythmische Schwingen auf dem Trampolin z.B. bewirken?
- Es trainiert Herz- und Blutkreislauf; fördert dabei die Kapillarbildung und verbessert die Durchblutung im gesamten Körpergewebe.
- Regt das Immunsystem an.
- Harmonisiert die Sensomotorik, also das fein aufeinander abgestimmte Zusammenspiel von Muskeln, Nerven und Sinnesorganen.
- Aktiviert das Lymphsystem und die Organfunktionen.
- Unterstützt wirkungsvoll Entschlackungs- und Entgiftungsprozesse.
- Fördert die Darmtätigkeit.
- Regt die Interaktion der beiden Gehirnhälften an.
- Verbessert das allgemeine seelische Wohlbefinden.
Sanfte Knochenarbeit
Betrachten wir zunächst unsere „blutleeren“ Körperteile, die nicht vom Blutgefäßsystem durchwirkt und also nicht über die Blutgefäße mit Nährstoffen versorgt sind. Das sind die Bandscheiben und die Gelenke. Die Bandscheibe besteht aus einem knorpeligen Faserring und einem Gallertkern. Beim Strecken und Beugen der Wirbelsäule wirkt dieser organische Puffer als Druckverteiler und Stoßdämpfer. In der Aufwärtsbewegen auf dem Trampolin dehnt sich die Bandscheibe: Für einen Augenblick ist sie entlastet. Die Abwärtsbewegen erzeugt einen sanften Druckimpuls, sobald die Schwerkraft den Körper nach unten zieht. Durch diese Zug- und Druckmassage können die Bandscheiben ihre natürliche Elastizität und Stoßdämpferfunktion erhalten. Merke: Nur durch Bewegung diffundieren Nährstoffe in die Bandscheibe und „ernähren“ diese. Grundsätzlich ist die Körperbewegung im Leben eminent wichtig zur Gesunderhaltung, und: sie gibt es umsonst, im Gegensatz zur Fülle der nebenwirkungsreichen Medikamente.
Das Wipp-Training beugt Verschleißerscheinungen im Bewegungsapparat vor. Auch bei Knochenschwund, Osteoporose, Arthrosen und zur Rehabilitation nach Knochenbrüchen ist damit ein aufbauendes ideales Training möglich, da es einem übersäuerten Organismus entgegenwirkt und die Durchblutung der Knochenhaut fördert. So bietet das Training der Osteoporose keine Entfaltungsmöglichkeit. Das Auf- und Abfedern trainiert auch die Eigenelastizität der Gelenkknorpel gewichttragender Gelenke wie Fuß-, Knie- und Hüftgelenke. Die Beweglichkeit bleibt erhalten und verbessert sich sogar.
Osteoporose führt zu einer geringeren Knochendichte: sie erhöht das Risiko eines Knochenbruchs. Nur durch Einwirken der Erdanziehungskraft wird der Knochenstoffwechsel angeregt und dadurch vermehrt Calcium in die Knochen eingebaut. Dagegen erfahren Astronauten den gegenteiligen Effekt: Bei einem längeren Aufenthalt im schwerelosen Zustand erlahmt dieser Stoffwechsel. Warum? Der menschliche Körper braucht da oben keine harten Knochen mehr, also entkalken sie dramatisch. Der Abbau ist kaum umkehrbar. Dieses Schicksal erlitten die Astronauten, die lange Zeit in der Internationalen Raumstation verbrachten. Sie landete auf der Erde alle als “Weichknochen“. Bei längerem Verweilen im All kommt es auch verstärkt zu Infektionen: In der Schwerelosigkeit verweigern Immunzellen fast vollständig ihren Dienst. Viren die das Immunsystem zuvor beherrschte, „erwachen“ im Nervensystem zu neuer Tatkraft.
Muskeltraining im Banne der Schwerkraft
Reden wir über den ständigen Trainingsbegleiter: die Schwerkraft; sie ist für den Muskelaufbau der Lebewesen elementar verantwortlich. Ohne ausreichende Muskelkraft gelänge es nicht uns gegen die Gravitationskraft zu behaupten – wir würden zu „Plattwürmern“ verkommen. Die Gravitationskraft sorgt automatisch für ein absolut ganzheitliches Training, da sich all unsere Muskeln gleichermaßen gegen die Schwerkraft wehren müssen – die Krafteinwirkung ist gleichmäßig und effektiv.
Die über 600 quergestreiften Skelettmuskeln formen nicht nur unseren Körper, sie schützen auch die Gelenke und entlasten die Wirbelsäule. Die Skelettmuskulatur kann über Botenstoffe das Immunsystem, den Fettstoffwechsel und die Entstehung von Diabetes mellitus beeinflussen. Frauen haben bis zu 35% des Körpergewichts an Muskeln, Männern bis zu 50%. Die glatte Muskulatur der inneren Organe ist dauernd kontrahiert. Sie ist z.B. für die Darmbewegung, die Peristaltik verantwortlich. Die glatten Muskeln − gesteuert direkt aus dem vegetativen Nervensystem − arbeiten langsamer und ausdauernder als die quergestreifte Skelettmuskulatur. Die Herzmuskulatur kombiniert glatte und quergestreifte Muskelzellen.
Die Zug- und Druckimpulse beim Trampolin trainieren und kräftigen alle Muskeln: die quergestreifte, die glatte Muskulatur und auch den Herzmuskel. Außerdem wird die Zirkulation von Blut und Lymphe in der Muskulatur verbessert, also der Stoffwechsel in den Muskelzellen unterstützt. Nach intensiver Trainingsbelastung werden die Stoffwechselabfallprodukte aus den Muskelzellen herausgepumpt und über das Blut und die Lymphe abtransportiert. Dadurch erholt sich die Muskulatur schneller.
Die Zellen und das Mysterium der Schwerkraft
Merkwürdig, der Mensch verfügt über einen Sensus − das Innenohr − mit dem er die Schwerkraft wahrnimmt. Warum gibt es dann nachweislich Nervenzellen, die ebenso ein „Schwerkraft-Empfinden“ haben? Welch eine Redundanz! Niemand kann das bisher beantworten. Was bewirkt die Gravitation als Elementarkraft allen Lebens? Im Mikroraum des Zellinneren regieren doch ganz andere Kräfte (z.B. Van-der-Waals-Kräfte). Wir wissen z.B., dass veränderte Schwerkraftverhältnisse bei Schilddrüsenkrebszellen eine Zunahme des Zelltods, also eine Apoptose auslösen. Wissenschaftler konnten Veränderungen des Zytoskeletts, also der zellulären Skelettstruktur nachweisen. Studien zeigen, dass die Schwerkraft durchaus einen Effekt auf das Wandervermögen von Immunzellen und deren Zytoskelett-Komponenten ausübt. Nach wie vor unbekannt sind die zellulären und molekularen Ursachen der gestörten Immunfunktion in Schwerelosigkeit. Erst jetzt will man in schwerelosen Phasen experimentell herausfinden, warum das Immunsystem im Weltraum gefährdet ist.
Die „Weltraum-Ängste“ verkehren sich mit dem Arbeiten auf der Trampolinmatte ins Positive. Schon wenige Sekunden einfachen Wippens reichen aus, um ein höheres Spannungspotential innerhalb aller Zellen zu erzeugen: Blut und Lymphe fließen kräftiger, lebenswichtige Organe werden besser mit Blut und Sauerstoff versorgt, Zellgifte im Körper schneller abtransportiert.
Eine NASA-Studie zeigte, dass Trampolintraining dreimal effektiver ist als das Laufen – das neudeutsche Joggen. Übrigens, heutzutage „läuft“ man ja, wenn man geht. Mit einem zehnminütigen Trampolinspringen erreichen Sie ebenso viel wie mit 30 Minuten Joggen. Es reichen zweimal fünf Minuten täglich aus, um sich spürbar fitter und gesünder zu fühlen.
Das Lymphsystem - das unbeachtete Etwas
Eben erwähnten wir die Lymphe. Das Faszinosum „Lymphgefäßsystem“ des menschlichen Körpers ist für Weißkittel fast ein Nobody, dagegen ist die Wirkungsweise des Blutgefäßsystems sehr genau bekannt. Aber wer will sich am schnöden Abwassersystem des Körpers lange ergötzen? Dabei hat das System eine ähnlich gigantische Gesamtlänge wie das adelige Blutsystem, nämlich über 90.000 km. Eigentlich ist die Länge des genialen Klärwerks undefiniert, weil es im Gewebesumpf „blind“ beginnt, und es arbeitet eng mit den Blutgefäßen zusammen.
Ohne die Entsorgung über das Lymphsystem würden wir schlicht platzen wie eine Knallerbse. Das körpereigene Reinigungsmittel Lymphe nimmt Abfallprodukte aus dem Stoffwechsel auf und befreit den Körper vor Umweltgiften: Teile des Blutes treten im Kapillarbett der Gewebe aus, und zwar als interzelluläre Flüssigkeit, als Gewebewasser. Diese Flüssigkeit wird zum einen über die Venen, zum anderen als Lymphe über die Lymphgefäße abgeleitet. Wesentlich: die Lymphe hat im Gegensatz zum Blut keinen Motor, der sie durch die Lymphbahnen pumpt. Nur durch die Muskelkontraktion und durch unsere Atembewegungen der Lunge bleibt das Lymphsystem aktiv in Zirkulation. Bewegung ist also der beste Weg, den Lymphstrom zu unterstützen und damit das Immunsystem zu stärken. Durch das Trampolin-Wippen steigern wir die Aktivität des Lymphsystems bis zum 14-fachen!
Wirkung auf die Venen und die venöse Zirkulation
Sitzende und stehende Lebensweise forciert Venenschwäche. Typisch dafür sind Krampfadern, schwaches Bindegewebe, Spannungsschmerzen und Schweregefühl. Zu wenig Bewegung verschlechtert die Zirkulation in den unteren Körperteilen: in den Beinvenen sammelt sich vermehrt Blut an, der venöse Rückfluss zum Herz vermindert sich. Die Blutzirkulation geschieht vor allem durch rhythmische Kontraktionen der Beinmuskulatur (Muskelpumpe), bei denen die Venen zwischen Muskelbindegewebe und der Haut zusammen gepresst werden. Die Venenklappen funktionieren wie Ventile, so dass Blut nur in eine Richtung fließt. Ein Training von Venen, Bindegewebe und Beinmuskulatur ist äußerst wichtig, ganz gleich ob bereits ein Venenleiden besteht oder ob man dem vorbeugen will. Die neuromuskuläre Effizienz wird deutlich gestärkt. Dies führt zu einem Muskelwachstum im Verein mit einer verbesserten Größe und Anzahl der Blutgefäße. Durch den Einfluss des Trainings auf den Stoffwechsel ist sogar ein deutlicher Effekt auf das Bindegewebe zu bemerken. Wichtig für Cellulite-Geschädigte!
Das Trampolinschwingen bietet älteren Menschen eine effiziente Möglichkeit, die Stützmuskulatur zu trainieren: sie kann ihre Funktion wieder besser übernehmen. Obendrein wird durch das ständige Ausbalancieren die Koordination deutlich verbessert. Was gibt es für eine geeignetere Sturz-Prophylaxe? Speziell die Symptomatik von Multiple Sklerose-Patienten verbessert sich deutlich durch die Interaktion und das Training der Koordination beider Gehirnhälften.
Um nur noch einen positiven Aspekt zu nennen: Auch die Psyche des Trampolin-Wippers erhält einen Gute-Laune-Impuls: der Körpers schüttet Glückshormone aus, nämlich Serotonin und Endorphine. Außerdem sinken durch stetiges Training Ruhepuls, Bluthochdruck, Blutzuckerspiegel, auch die Blutfettwerte normalisieren sich.
In der Tat können wir bewegungsunwilligen Menschen etwas unternehmen gegen die Zivilisationsseuchen Herzinfarkt, Diabetes und Krebs. Unser Co-Trainer „Schwerkraft“ steht allzeit bereit. Wippen wir uns gesund!
© Hans Jörg Müllenmeister