Erste Risse in der Kapitalverkehrsfreiheit
von Peter Boehringer 31.03.10 20:49:45
Mit dem heutigen Blogeintrag habe ich extra mehrere Tage gewartet in der Hoffnung, dass jemand in der deutschsprachigen Blogosphäre oder gar in den Qualitätsmedien dieses etwas komplexe Thema aufgreift und der Kelch an mir vorübergeht. Aber nein - Schweigen im Blätterwald trotz eines durchaus bemerkenswerten neuen US-Gesetzes vom 18. März 2010 betreffend die Kapitalverkehrsfreiheit und die finanzielle Privatsphäre der US-Bürger. Und so muss ich Ihnen diesen Blogeintrag nun heute noch freischalten, denn morgen glauben die Leser an einen Aprilscherz - was diese Geschichte explizit NICHT ist.
3 Punkte vorab:
1. Die Kerninformation lautet, dass die USA ausländische Banken unter Ausübung von Druck zwingen will, 30% "withholding tax" auf Erträge aus diesen Konten und Depots einzubehalten. Dies geschieht über gesetzlichen Druck und im Extremfall via exterritorial erzwungener Schließung ausländischer Konten und Depots von US-Bürgern! Zudem verlangen die USA künftig die Offenlegung aller relevanten Daten der US-Kunden und Anlage-Beträge ggü. ihrer Finanzbehörde (IRS) oder dem US-Finanzministerium. Es gibt nur wenige Ausnahmen, die qua neuem Gesetz mehr oder weniger "kraft der Willkür" des Finanzministers verfügt werden können [sic!].
Das Wachstumscredo wankt
von Peter Boehringer 15.09.09 23:53:42
Einige Gedanken anlässlich dieser bemerkenswerten Schlagzeile von heute:
"Sarkozy will Glück als ökonomische Messgröße
Was ist Wirtschaftswachstum? Für den französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy ist es mehr als ein Plus im Bruttoinlandsprodukt. Das BIP habe ausgedient und müsste ergänzt werden etwa um die Qualität von Umweltschutz, Sozialleistungen, Glück und öffentliche Dienstleistungen, mahnte der französische Präsident am Montag."
=> Hört, hört: Nicolas "le roi c´est moi" Sarkozy setzt sich vom jahrzehntelang tabuisierten Wachstumscredo der westlichen Welt ab! Zwar nur notgedrungen, weil in der Wirtschaftskrise die positive wirtschaftliche Propaganda-Munition ausgeht - aber immerhin. Oberflächlich betrachtet erscheint die Idee der Glücksmessung somit zwar nur als ein bemitleidenswertes Ablenkungsargument des Staatschefs der Grande Nation, der erkennen muss, dass alle grandesse in den kommenden Jahren nicht ausreichen wird, um die wirtschaftliche Schrumpfung der Jahre 2009ff zu stoppen oder gar aufzuholen. Da baut man als cleverer Politiker denn doch lieber vor - und zieht neue Wohlstandskriterien aus dem Hut.