« Die Pyramide wankt | Das Märchen vom Goldtaler » |
Das Pyramidenspiel
von Freigeist Rüdiger vom Weisenstein 26.01.11 21:43:49
Bernie spielte ein ganz großes Spiel. Er sammelte Milliarden Dollars vermögender Anleger und großer Investmentfonds, angeblich um sie rentabel zu investieren. Als sich herausstellte, daß dabei nur Scheingewinne aus einem Schneeballsystem ausgezahlt wurden, brach das Kartenhaus im Jahr 2008 in sich zusammen. Der Schaden betrug rund 65 Milliarden Dollar und traf Anleger in aller Welt. Heute sitzt Bernie Madoff im Knast und muß 150 Jahre für seinen Betrug absitzen.
Dies ist nicht der erste Fall dieser Art. Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber reimt sich. Wer erinnert sich heute noch an IOS, Investors Overseas Services? Auch damals hieß der Übertäter Bernie, Bernard Cornfield. Damals war der Schaden noch deutlich geringer. Als der Fond 1969 in einer schwachen Börsenphase zusammenbrach, betrug der Schaden nur 2,5 Millarden Dollar. Die Betrugsabsicht war hier nicht ganz so eindeutig nachzuweisen und Bernie wurde 1979 von einem Schweizer Gericht tatsächlich freigesprochen.
Aus gutem Grund sind Schneeballsysteme oder Pyramidenspiele generell verboten, da sie ersichtlich auf Betrug angelegt sind. Nur die Initiatoren oder die Anleger an der Spitze gewinnen, die Masse der Anleger wird gnadenlos abgezockt.
Es gibt jedoch anscheinend eine allgemein akzeptierte Ausnahme:
Staatsanleihen.
Generationen von Politikern haben ein riesiges Schuldengebirge aufgetürmt. Alleine für den Bundeshaushalt in Deutschland betragen die Schulden knapp 2 Billionen € . Rechnet man die Länderschulden und Schattenhaushalte, sowie Pensionsverpflichtungen und Rentenzusagen dazu, kommt man gut und gerne auf die dreifache Summe. Damit diese gigantische Schuldenlast nicht noch weiter ausufert, und um die Schuldner zu beruhigen, hat man neuerdings die Schuldenbremse erfunden.
Gleichzeitig wird so getan, als müßten künftige Generationen diesen Schuldenberg wieder abtragen. Deshalb wären Schulden unsozial gegenüber der nächsten Generation. Da fragt man sich, wer uns diese Suppe eingebrockt hat.
Aber keine Angst. Ein Abtragen dieses Schuldenberges ist gar nicht vorgesehen. Es ist auch gar nicht möglich. Schon heute werden zur Rückzahlung alter Schulden neue Schulden aufgenommen, die noch höher sind. Schließlich müssen ja auch noch die anfallenden Zinsen bedient werden. Solange es noch genügend naive und gutgläubige Menschen gibt, die dem Staat Geld leihen, kann das System noch eine Weile am Laufen gehalten werden. Staatsanleihen gelten per se als sicher, aber leider ist dem nicht so. Griechenland, Portugal und Spanien sind bereits die ersten Dominosteine, die den Zusammenbruch ankündigen.
Genaugenommen handelt es sich bei sämtlichen Staatsanleihen inzwischen um ein Schneeballsystem. Weil die Anleger irgendwann ihr Geld zurück haben wollen, anstelle ständig neue Schuldscheine zu akzeptieren, ist das Ende in Sicht. Nachdem das bereits in einigen Fällen schon heute nicht mehr funktioniert, beginnen die Notenbanken damit, selbst Staatanleihen aufzukaufen.
Im Falle der FED ist das ja noch nicht mal sonderlich verwunderlich. Daß aber die angeblich so unabhängige EZB das gleiche Spiel spielt, ist ein klarer Bruch der Regeln.
In Deutschland ist das sogar ein klarer Bruch des Grundgesetzes. Aber während unsere Politiker das Grundgesetz stets wie eine Monstranz vor sich hertragen, wird getrickst und getäuscht, wenn es darum geht, einen Verfassungsbruch zu vertuschen. Wen wundert da die Politikerverdrossenheit? Nur gut daß einige wackere Kämpfer nun das Bundesverfassungsgericht bemüht haben. Allerdings sind die Erfolgsaussichten meines Erachtens gering. Sollen die Richter den Zusammenbruch des maroden Finanzsystems tatsächlich zulassen? Wohl kaum. Man wird sich für das kleinere Übel entscheiden und versuchen, die Probleme, sofern möglich, noch etwas weiter in die Zukunft zu verschieben.
Die Lehre daraus:
Finger weg von Staatsanleihen. Diese werden künftig wie der schwarze Peter von Anleger zu Anleger weitergereicht, bis das Spiel endgültig aus ist. Das mag noch eine ganze Weile gutgehen. Auf Dauer jedoch geht dieses Spiel garantiert nicht gut. Es gibt nur 2 Varianten. Einen plötzlichen Zusammenbruch mit Umschuldung oder einen längeren und signifikanten Wertverfall der Anleihen.
Bei genauer Betrachtung werden dabei jedoch keine realen Werte vernichtet. Es lösen sich nur Scheingewinne in Luft auf. Die Anleihevermögen, die ja nur durch Schulden gedeckt sind, werden dabei durch die Schulden neutralisiert. Die Luftbuchungen entweichen mit einem lauten Furz. Der Sparer wird geschröpft und den Schuldenmachern werden die Schulden teilweise erlassen.
Dem sich abzeichnenden Ende kann sich leider keiner völlig entziehen. Auch unsere Ersparnisse in Form von Lebensversicherungen sowie Renten und Pensionsansprüche sind betroffen. Auch die kapitalgedeckte Riesterrente ist nicht sicher. Ein gewaltiger Wohlstandsverlust wird jeden von uns mehr oder weniger stark treffen.
Aber man muß auf die sich abzeichnenden Verluste nicht noch weitere draufsetzen. Setzen Sie auf Sachanlagen, solange es noch geht. Ich mag eigentlich keine englischen Sprüche, aber hier gilt das Motto:
If you panic, panic first!
Ihr Freigeist Rüdiger vom Weisenstein
EMail: Ruediger@silbertaler.eu