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Zocken im Zeitraffer
von Freigeist Rüdiger vom Weisenstein 05.03.11 19:51:34
Hedgefonds und Banken fahren nach der Finanzkrise wieder Gewinne in Milliardenhöhe ein. Dabei produziert diese Branche absolut Nichts, außer Riesengewinne aus Spekulationsgeschäften. Ob Edelmetalle, Nahrungsmittel oder Währungen, mit allem läßt es sich in der virtuellen Welt trefflich zocken.
Wenn man dazu noch Milliardenbeträge zur Verfügung hat, bedeuten bereits Kursänderungen von einem Promille Millionengewinne innerhalb weniger Minuten oder Stunden. Gekauft und verkauft wird per Mausklick im Sekundentakt. Spekuliert wird auf steigende oder fallende Kurse im stetigen Wechsel. Gehandelt wird in aller Regel mit gehebelten Derivaten oder Terminkontrakten. Die Volumen dieser Papiere betragen ein hundert- oder tausendfaches der real vorhanden Güter. Eine virtuelle Scheinwelt ohne jede Moral.
Nun wird oft behauptet, diese Spekulation beeinflußt die Preise knapper Güter, wie Erdöl, Zucker oder Weizen. Dies trifft jedoch nur stark eingeschränkt zu. Die gigantische Welt der Derivate und Termingeschäfte ist nur durch ein dünnes Rohr mit der knappen Welt der realen Güter verbunden, wie ich im folgenden erläutern möchte.
Nur ein minimaler Teil der Derivate ermöglicht die physische Lieferung. Nahezu immer geht es um reine Wetten, die Gewinne in Dollar oder Euro produzieren. Die Terminkontrakte an den Warentermin-Börsen sehen zwar eine physische Lieferung vor, aber kaum jemand macht davon Gebrauch. Bei Gold oder Silber macht eine physische Lieferung für ein Metallunternehmen durchaus noch Sinn.
Aber macht es Sinn, Getreide, Mais, Kakao, Kaffee oder Schweinehälften an der Terminbörse zu kaufen? Wie ist die Beschaffenheit und Güte des Maises? Körnergröße, Zuckergehalt, Feuchtigkeit, Lagerdauer, Schadstoffgehalt – nichts als Fragezeichen. Kein verantwortlicher Produzent von Nahrungsmitteln kauft an den Terminbörsen, sondern direkt bei großen Erzeugern oder am Großmarkt, wo man die Ware prüfen und beurteilen kann. Im seltenen Fall wird die Terminbörse für Absicherungsgeschäfte genutzt, die Ware will man dabei aber weder liefern, noch erwerben.
Es ist nicht nachgewiesen, daß die Zockerei tatsächlich die Preise für Rohstoffe oder Agrarerzeugnisse beeinflußt. Zwar behauptet die Politik gerne, daß Zocker und Spekulanten für den Preisanstieg dieser Güter verantwortlich wären, aber die tatsächlichen Gründe liegen eher in der expansiven Geldpolitik. Immer mehr Geld steht den knappen Rohstoffen und Agrarerzeugnissen gegenüber. Die Inflation der Währungen treibt die Güterpreise. Es ist erwiesen, daß der ungezügelten Geldmengenausweitung mit einer Verzögerung von 6-12 Monaten ein allgemeiner Preisanstieg folgt. Sinnloser Öko-Aktionismus tut ein Übriges. Die Einführung des E-10 Sprits ist nicht nur sinnlos, sondern schädlich. Das Getreide, das wir in den Tank füllen, fehlt den Menschen auf dem Teller oder dem Vieh als Futter.
Es ist somit grober Unfug, wenn die Politik behauptet, an steigenden Preisen oder fallenden Währungen seien vor allem die Spekulanten Schuld. Das Problem liegt an anderer Stelle. Den riesigen Gewinnen der Hedgefonds und Investmentbankern stehen entsprechende Verluste gutgläubiger Anleger gegenüber, die mit großen Chancen und hohen Renditen geködert wurden. Der strukturierte Wertpapiermüll, ob CBO - CDO - MBO - CDS oder MBS, wurde von kommunalen Behörden, Landesbanken, Privatbanken, Versicherungen oder gutgläubigen Privatanlegern gekauft. Alle miteinander wurden über den Tisch gezogen. Es trifft uns Alle, weil wir zumindest indirekt die Geschädigten sind. Dies zudem in zweifacher Weise. Zum einen als Sparer und Versicherungsnehmer. Wir erhalten auf Guthaben nur noch Mickerzinsen, müssen aber für Kredite heftig in die Tasche greifen. Zum anderen haften wir als Steuerzahler für Landesbanken und die überbordenden Staatsschulden.
Der Derivatemarkt und die Terminbörsen sind ein wahrer Dschungel. Die Überlebenschancen sind dabei extrem ungleich verteilt. Die Großen fressen die Kleinen und wenn es schief geht, werden die Großen als systemische Zockerbanken sogar von der Politik gerettet.
Die Krise ist noch längst nicht vorüber, trotz der positiven Wirtschaftsmeldungen. Die gigantischen Schulden stecken immer noch im System und schwelen im Untergrund weiter. Die Politiker haben den Zockern Kredite gegeben, damit diese im Spielcasino ihre Verluste wettmachen können. Für die Zocker hat sich nichts geändert, die Bonuszahlungen fließen wieder und der Andrenalinspiegel steigt mit jedem Mausklick.
Der gute Rat zum Schluß:
Begeben Sie sich unter keinen Umständen in diesen Dschungel. Ich selbst habe wie viele andere für diese Lektion erhebliches Lehrgeld bezahlt. Eigenes Geld! Ich bin geheilt!
Ihr Freigeist Rüdiger vom Weisenstein
eMail: Ruediger@silbertaler.eu
7 Kommentare
Antwort Rüdiger: Schön wär´s! Aber für diese Großbanken spielen auch Milliardenverluste keine große Rolle. Die Notenbank kann ohnehin nicht Pleite gehen, die druckt sich ihr Geld selbst, solange bis das Papier knapp wird.
Wie schon gesagt, wird nur ein kleiner Teil der Terminkontrakte tatsächlich geliefert. Und wenn es den Banken nützt, ändert man eben die Spielregeln. Dies ist bei der Spekulation der Brüder Hunt auf den Silberpreis Ende der siebziger Jahre tatsächlich passiert und hat diese in die Pleite getrieben.
Letztlich entscheidet aber immer der reale, physische Markt. Virtuelles Brot sättigt nicht und die Hoffnung auf eine Silberlieferung kann sehr schnell enttäuscht werden.
Ich führe viele Gespräche, und wenn es um Geldvermehrung und Erhalt geht, sind sehr viele Menschen so scheint es zumindest gierig.
"Die Liebe zum Geld ist die Wurzel allen Übels"
(1.Thimoteus 6:10).
N i c h t das G e l d ist das Ü b e l, sondern die Rücksichtslosigkeit, die damit oft einhergeht.
Diese Rücksichtslosigkeit muss sich niemand zu eigen machen.
bei Öl habe ich schon den eindruck, dass es auch durch das Zocken steigt und zwar in derart, dass man Tanker vor Rotterdamm oder anderswo nicht löschen lässt, sondern das Öl bleibt im Schiff und damit wird Öl am Markt künstlich verknappt, der Preis steigt.
Wenn die Reeder der Meinung sind der Preis könnte fallen dann erst wird das Schiff gelöscht. Auch das ist Zocken und ich wette, an den Börsen ist man genauestens darüber informiert, wann welcher Reeder seine Schiffe löscht.
Was die Finanzmärkte und Währungen betrifft, so bin ich der Meinung, dass die Regierungen alles versuchen werden den Ablauf so lange wie möglich am laufen zu halten. Die wissen sicherlich selber ganz genau, dass es nicht ewig so weitergehen wird und kann.
Aber wenn es kollabiert, dann wird es die ganze Welt erwischen, wichtig wäre es die Welt vom Dollar zu erlösen, in dem man ihn nicht mehr als Weltleitwährung anerkennt.
Antwort Rüdiger: Saddam Hussein wollte kein Öl mehr gegen Dollar verkaufen. Danach hat Busch krampfhaft nach einem Vorwand gesucht, in den Irak einzumarschieren.
Nur so am Rande: Die FED wäre bei 3 Bio. Bilanzsumme und 60 Mrd. Eigenkapital eigentlich schon zahlungsunfähig (wenn Sie wie wir arbeitende Menschen bilanzieren müsste) wenn Ihre Risikoaktiva (hier sind übermässig viele Schrottpapiere darunter, die sie gegen neues Geld aufgekauft hat) mit nur ca. 2 % abschreiben müsste. Stellt Euch diesen Wahnsinn, in dem wir leben, und von denen wir diktiert werden, einmal vor. Das muss doch jedem Politokraten irgendwie einmal zum Nachdenken bewegen!!!
Selbst von Herrn Gburek musste ich heute enttäuschender Weise lesen, dass Lohnforderungen die Inflation treiben sollen. So ein Unsinn, die verspätete Wirkung zur Ursache zu mutieren.
Antwort Ruediger: Inflation ist immer und überall ein monetäres Problem (Milton Friedman). Es gibt sogar in USA einige kluge Köpfe.
Schon mal einen COT-Report gesehen? Für alle, die mit "Zockerei" nichts zu tun haben: www.cftc.gov
Antwort Rüdiger: Zugegeben ist dies nicht mein Spezialgebiet. Wenn man genau ist, müßte man zwischen Futures, Optionen und Zertifikaten unterscheiden. Die Frage ist vor allem, welcher Teil des Gesamthandels bei den Termingeschäften zur Ausliefung kommt. Bei Gold und Silber ist das nach Expertenmeinung nur ein sehr geringer Anteil.
Wie im Arttikel gesagt, gibt es beim Geschäft an der Börse immer den Gewinner und den Verlierer, die Heuler sind die, die viel gewagt und viel verloren haben.
Das ist mir auch schon passiert - in den Boomzeiten der Internetblase. Ich habe da einiges Geld an Cleverere verloren, die erkannt haben, dass die Gewinne aus diesem Geschäft noch viel schneller schrumpfen als die der in den 60er-Jahren boomenden Hersteller von Fernsehgeräten. Mit Google und Facebook wird das nicht anders sein!
Das Ungerechte bei der ganzen Sache ist nur, dass die, die nur das Nötigste für das tägliche Überleben haben, diese Spielchen nicht mitspielen können. Die Schar derer, die davon betroffen sind, wird leider immer größer, verursacht durch die Finanzpolitik der Mächtigen!