Wolfgang Arnold

Wir leben bereits jenseits der Klippe.
Nach dem Gesichtspunkt der Olduvai-Theorie hat die gegenwärtige Krise maßgeblich mit der Ressourcen-Endlichkeit auf dieser Erde zu tun. Wir zerstören die natürliche Welt und konsumieren die restlichen Ressourcen im Austausch für wertloses fiat money, bis sämtliche Ressourcen verbraucht sind.

Die Lebenserwartung der industriellen Zivilisation beträgt nach der Olduvai-Theorie gerade mal 100 Jahre.
Der arabische Gelehrte Ibn Khaldun (1332-1406) betrachtet "Gruppen-Solidarität" als primäre Voraussetzung jeder Zivilisation. "Um zu überleben braucht Zivilisation die Stammes-Werte. Aber eben diese Werte werden durch die Zivilisation zerstört. Insbesondere städtische Zivilisation zerstört mit sich ausbreitendem Luxus die engen Maschen der Beziehungen zwischen Verwandten, schwächt Gemeinschaften, konkurrierender Ehrgeiz führt zum Wettstreit um modernere Küchen, größere Autos, neue Moden, größere Häuser, neueste Smart-Phons und all den anderen Plunder des heutigen Lebens.
Das alles kostet Energie und viele andere Ressourcen unserer Erde.
Unter den bekannten Energieträgern (Kohle, Gas, Öl) ist Strom wegen seiner universellen Anwendbarkeit der wichtigste. Je höher die zivilisatorische Entwicklung, desto entscheidender wird elektrische Energie. Wenn uns die Endlichkeit der Energieträger Sorgen macht, dann sind das weniger Kohle oder Gas, sondern es ist die Steckdose an der Wand. Öl ist derzeit zwar noch die wichtigste Primärenergiequelle unserer Zivilisation, in der Endanwendung aber ist es allein der Strom.
Die Theorie von Olduvai wird durch das Verhältnis von Welt-Energieerzeugung (Nutzung) und Weltbevölkerung definiert. Die Theorie besagt, dass die industrielle Zivilisation nach ihrem großen Sprung um 1930 nach etwa 100 Jahren, also 2030 enden wird.
Die bestehenden Erzeugungskapazitäten für Strom halten weder mit der weltweiten Bevölkerungsentwicklung noch mit deren zivilisatorischen Entwicklung Schritt. Das Stromgeschäft wird durch Mangel regiert. In Deutschland durch den Faktor Unsicherheit (Windkraft, Solarenergie). Die Politik verschließt vor der Notwendigkeit einer permanenten, gleichmäßigen Versorgung die Augen.
Der Rückgang an Arbeitsplätzen, steigende Jugendarbeitslosigkeit, unsichere Altersversorgung, verfallende Infrastruktur… das alles ist nicht durch steigende Steuerlasten aufzufangen. Im Gegensatz zur Situation in Europa steigt der Ressourcenverbrauch in den Schwellenländern sprunghaft.
Alle neueren Entwicklungen der Ölgewinnung (Fracking) können daran nichts ändern. Der Energiegewinn durch diese modernen Methoden ist kleiner als der notwendige Energieeinsatz für die Förderung (sogar bei Windkraft und Solarwirtschaft).
Unser gegenwärtiges Geschäftsmodell, das ewiges Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen erfordert, geht damit zu Ende.
Die "Klippe" ist das letzte Intervall im Olduvai-Schema. Demnach werden wir nach 2012 weltweit mit einer Epidemie ständiger Blackouts zu rechnen haben, d.h. zuerst gibt es Wellen von Unterspannung und temporäre Stromausfälle, dann erfasst es die Stromnetze selbst. Zum Schluss des 100-jährigen Verlaufs wird die Welt-Energieerzeugung auf das Niveau von 1930 zurück fallen. Die durchschnittliche Rate der Abnahme von E beträgt 5,44% / Jahr von 2012-2030 - vermutlich aber nicht so linear, sondern eher zum Schluss hin exponentiell.
Aus Stolz, Unwissenheit oder Feigheit ignoriert die Mehrheit unserer Gesellschaft nicht allein diese Erkenntnis, sondern glaubt, bis 2030 so weiter rücksichtslos mit allen natürlichen Ressourcen und auch mit den Menschen selbst so umgehen zu können. Die Frist, die Entwicklung noch zu ändern, läuft rasend schnell ab.
Unter einem anderen Betrachtungswinkel könnten wir sagen, der Zug rast mit Hochgeschwindigkeit gegen die Wand. Beide Bilder stimmen.
Im Blackout werden nicht nur Kerzen gefragt sein, sondern unsere gesamte Existenz könnte auf Tauschhandel zurück geworfen werden. Unter dem Link wird ein Buch vorgestellt, das auch für Realitätsverweigerer interessant sein dürfte.