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Die deutschen Traumtänzer

von Wolfgang Arnold09.08.13 09:54:23

Spaniens Schulden explodieren. Portugal will die Wirtschaftsreformen reduzieren, Frankreich darf die Verschuldungsgrenze ein paar Jahre länger überschreiten, in Griechenland galloppiert die Arbeitslosigkeit, in Italien schließen massenhaft Unternehmen, die Gesetze zur Bankenrettung durch Sparer sind nun überall beschlossene Sache, die Deutschen aber machen Urlaub und hoffen, das nach dem Wahltag alles besser wird. Welch ein Aberwitz!

In wenigen Monaten werden wir hierzulande böses erwachen, wenn die Schulden regelrecht explodieren, und der Zahltag absehbar wird.
Die deutschen Ersparnisse werden regelrecht verdampfen, gemeinsam mit den Forderungen der Bundesbank, die über das Target-System zugleich Forderungen über die EZB gegen die maroden Zentralbanken der Südländer darstellen. Mit dem Target-System verschenkt Deutschland seine Einnahmen aus dem Außenhandel an die Krisenländer. Derzeit ca. 700 Milliarden Euro. Naivlinge glauben trotzdem noch immer an das deutsche Exportwunder.
Über die wachsende EZB-Bilanz für die die BRD bekanntlich mit 27,7 % haftet, stehen die Deutschen mit mehr als 1 Billion Euro in der Kreide. Hinzu kommen die Haftungsrisiken der BRD aus dem ESM in Höhe von 86 Milliarden Euro. In ihrer unbeschreiblichen Generosität will die Kanzlerin demnächst noch einen gemeinsamen "Solidaritätsfonds" auflegen, der reformeifrige Krisenstaaten für Fortschritte mit zusätzlichen Darlehen belohnt – welch ein Irrsinn, der vielleicht jedoch nur eine „Persil-Erklärung“ ist, um guten Willen zu zeigen. Wirtschaftliche Fortschritte kann es unter den Euro-Kriterien in den Krisenstaaten nicht geben - wie Griechenland zeigt, wo die Jugendarbeitslosigkeit von 57 Prozent im April auf 65 Prozent im Mai gestiegen ist.
Die reine deutsche Staatsverschuldung liegt inzwischen bei 2,4 Billionen Euro.
Die Banken von Euroland haben 9,3 Billionen Euro Schulden in den Büchern.
Diese Schulden werden bei den Banken der Krisenländer mit jedem weiteren Rückgang der Wirtschaft, weiteren Unternehmens- und Privatinsolvenzen und Zahlungsausfällen bei Kreditnehmern drastisch steigen. (Nicht umsonst treffen die Finanzminister Vorsorge um strauchelnde Banken über die Beteiligung von Anteilseignern und Sparern zu retten).
Zur Verhinderung panikartiger Kapitalflucht werden Kapitalverkehrskontrollen diskutiert.
Noch will kein Staats- und Regierungschef in EuroLand das Wort vom Staatsbankrott in den Mund nehmen. Dagegen spricht man lieber von „Schuldentragfähigkeit“ und bricht ohne mit der Wimper zu zucken Verträge, die jeglichen Bail-out verbieten, ersetzt die Begrifflichkeit durch das sympathischere Wort „Solidarität“. Selbst das Bundesverfassungsgericht hat sich zu diesem offensichtlichen Rechtsbruch bislang nicht äußern wollen.
Das schuldenfinanzierte Wohlfahrtsstaatsprinzip, eine ökonomisch irrsinnige Währungsunion und ein völlig fehlkonstruiertes Geldsystem haben nicht nur die Südländer in eine Krisenregion verwandelt, aus der diese Länder vor einem endgültigen Zusammenbruch nicht mehr herausfinden werden. Auch die einst wirtschaftlich gesunde Bundesrepublik wird nur noch durch Politikerversprechen und Wähleranspruch in Gang gehalten. Dass diese Wählerbestechungsdemokratie längst an ihre Grenzen stößt, wird konsequent ignoriert.
Doch es melden sich immer häufiger Ökonomen zu Wort, die die schweren Störungen anprangern. Der Euro hat keinen Wohlstand geschaffen und wird auch in Zukunft keinen Wohlstand schaffen. Die Kosten der Währungsunion sind zu hoch. Sollte der Euro noch eine Weile fortbestehen, werden wir entweder die Südländer mit gigantischen Summen alimentieren müssen oder das deutsche Lebensniveau auf dasjenige des Mezzogiorno (Süditalien) absenken. Über den ESM haben die Brüsseler Eurokraten das Instrumentarium dazu in der Hand. Sie können die Rettungssummen beliebig zu Lasten der Deutschen erhöhen, Bankenrettungen finanzieren und demnächst eine gemeinsame Bankensicherung für EuroLand beschließen. Laut einem vertraulichen Bericht des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags gibt es keine Haftungsobergrenze für den deutschen Beitrag zum Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM).
Bereits im Herbst 2013 und noch stärker gleich zu Beginn 2014 werden die Deutschen spüren, wie sehr sie zur Kasse gebeten werden, weil die Südländer die fälligen Staatsanleihen nicht mehr ohne Hilfe überwälzen können.
Sobald die Staatsverschuldung auch in Deutschland explodiert und die Deutsche Fata Morgana platzt, werden die deutschen Traumtänzer in einer anderen Welt aufwachen. Es gibt heutzutage schlicht und ergreifend viel zu viele Schulden in der Welt. Nie zuvor gab es zu ein und demselben Zeitpunkt überall auf dem Planeten so viele Schulden.

In den Massenmedien wird landauf, landab behauptet, die Party würde auf immer und ewig so weitergehen. Erinnern wir uns nur an die Eigenheimblase und wie sie endete. Jede Finanzblase wird irgendwann platzen, und mit dieser weltweiten Schuldenblase wird das gleiche passieren. Hoffentlich sind Sie vorbereitet, oder sie bereiten sich vor, solange es noch geht. Dieses Buch gibt Ihnen viele Ratschläge.

2 Kommentare

Kommentar from: Iris S. [Besucher]
*****
Sehr guter Artikel, oft Frage ich mich, bin ich wirklich eine der wenigen die sich für Politik interessiert, oder einfach nur auf den falschen Seiten unterwegs? Es ist traurig im Bezug auf unsere "Wahlen" dass es einfach keine Alternative gibt.
Armut für alle, danke. Es erscheint aussichtslos. Najs irgendwann haben wir dann auch Hungerspiele, ala Panem.
09.08.13 @ 11:33
Kommentar from: wolfgang eikmeier [Besucher]
*****
Die Deutschen?

Die Dicken sind gemütlich, aber satt müssen sie sein!!!

Das ist die Politikerphilosophie.

Eigentlich einfach oder?
09.08.13 @ 11:43

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