Wolfgang Arnold

Der Tag des Offenbarungseides ist nah – des finanziellen und des politischen Offenbarungseides. Auf die eintretenden Turbulenzen sollten wir vorbereitet sein. Das Buch Biete Haarschnitt gegen Brot ist ein Wegweiser dafür.
Wir werden bald den Tag erleben, an dem eine Verkaufswelle am Aktien- und Anleihemarkt einsetzt, nur weil die Krawatte von Herrn Draghi verrutscht ist, sein Mikrofon knarzt oder der Toningenieur versehentlich durchs Bild läuft. Es könnte auch sein, dass Petra Gerster plötzlich die Haare rot färbt.

Irgendeine Irritation wird genügen, um die Panik auszulösen, die permanent im Kessel brodelt. Es ist gerade so, als ob der Deckel vor Druck laut klappert.
Selbst Menschen, die bislang noch an ein gutes Ende geglaubt haben, sind inzwischen skeptisch. Das Endspiel in den USA beginnt mit der dritten Runde von Quantitative Easing, also wenn Mister Bernanke die Druckmaschinen auf Volldampf schaltet. Das Endspiel in Euro-Land beginnt mit dem Kollaps einer Großbank oder eines Landes der Währungsunion.
Im Prinzip starb das System bereits im Jahr 2008 mit der Lehman-Pleite. Es hörte auf selbständig zu existieren. Seit 2008 liegt das westliche Finanzsystem auf der Intensivstation und muss in immer kürzeren Intervallen mit stärkeren Defibrillatoren reanimiert werden. Wirtschaft, Politik und Verbraucher leben in einer Fata Morgana. Wer das nicht sieht, verkennt, dass in unserer vernetzten Welt sämtliche Systeme am Limit laufen.
Das Schmiermittel Vertrauen ist in Gefahr. Schon der geringste Zweifel, eines der komplexen Systeme Verkehr, Energie, Finanzsektor, Versorgung, Kommunikation... würden nicht mehr wie gewohnt funktionieren, könnte den Kollaps auslösen.
Dabei müsste uns eine noch viel größere Lüge aus dem Schlaf reißen. Gregor Gysi hat sie angesprochen als er am 8. August erklärte, die Bundesrepublik stehe noch immer unter Besatzungsrecht: Könnte man das nicht mal aufheben und die Besatzung Deutschlands beenden? Also ich finde es wird höchste Zeit. Ein paar mutige Schritte müssen gegangen werden. Und mich stört auch, dass unsere Bundeskanzlerin nischt macht. Sie müsste ja jetzt eigentlich täglich mit Obama telefonieren und versuchen zu klären, um dann der Bevölkerung zu sagen, das wird so und so und dann und dann beendet.
„Chapeau, Herr Gysi!“ Aber ist diese Erkenntnis so neu für Sie? Wissen Sie nicht längst wie viele andere auch, dass die Bundesrepublik seit Kriegsende niemals souverän gewesen ist? Wolfgang Schäuble bestätigte dies auf dem European Banking Congress in Frankfurt/Main am 18. November 2011.
Selbst das Sprachrohr der CSU, der Bayernkurier schrieb am 20. Juli 2013 im Zusammenhang mit dem Abhörskandal: Vereinbarungen auf Basis des Nato-Statuts und fortgeltendes Besatzungsrecht bieten den USA eine Grundlage für ihre Aktionen. Wir haben offensichtlich verdrängt, dass Deutschland noch immer solchen Vorbehalten unterliegt und in der Uno-Charta fast drei Generationen nach dem Zweiten Weltkrieg noch immer als „Feindstaat“ rangiert.
Sigmar Gabriel hat Anfang 2011 geäußert, Frau Merkel sei die Geschäftsführerin einer Nichtregierungsorganisation.
DIE ZEIT brachte am am 8.9.2009 in der Serie "MEIN DEUTSCHLAND (Teil 9): Drei Briefe und ein Staatsgeheimnis einen Bericht von Egon Bahr (unter Brandt Staatssekretär im Kanzleramt). Egon Bahr erwähnt wie empört Willy Brandt war, als diesem als gerade gewähltem Bundeskanzler drei Briefe zur Unterschrift vorgelegt wurden – Briefe an die Botschafter der Vereinigten Staaten, Frankreichs und Großbritanniens in ihrer Eigenschaft als Hohe Kommissare. Brandt sollte bestätigen, dass Artikel 146 Grundgesetz weiterhin außer Kraft bleibt, das deutsche Volk also keine Verfassung ohne Genehmigung durch die Siegermächte beschließen darf. An der Realität der 'Kanzlerakte' kann es folglich keinen Zweifel geben. Es geht dabei um die Tatsache, dass bisher sämtliche Bundeskanzler den Siegern einen geheimen 'Unterwerfungsbrief' unterschreiben mussten. Aufgehoben ist diese Pflicht bis heute nicht. Auch der Jurist und Politiker Gregor Gysi sollte das wissen.
Warum aber wurde dies vor dem deutschen Volk so beharrlich verschwiegen? Sollen wir nicht wissen, dass das Grundgesetz keine Verfassung, sondern ein Nachkriegsprovisorium ist? Dass unsere angebliche Souveränität ein blanker Irrtum ist? Dass die Siegermächte nach wie vor über wichtige Entscheidungen in der Bundesrepublik mit zu bestimmen haben? Dass Berlin (nach einer besonderen vertraglichen Festlegung der Alliierten keineswegs die Hauptstadt der Bundesrepublik ist?
Auszug aus dem Bundeskanzleramtprotokoll zur Verhandlung vom 17.07.1990 in Paris, Anlage Nr. 354 B: Die BRD stimmt der Erklärung der vier Mächte zu und unterstreicht, dass die in dieser Erklärung erwähnten Ereignisse und Umstände nicht eintreten werden, d. h. dass ein Friedensvertrag oder eine Friedensregelung nicht beabsichtigt ist.
Dürfen wir überhaupt die Frage nach dem Recht der Deutschen an ihren in Paris, New York und London lagernden Goldschätzen zu stellen?
Dürfen wir unserer Kanzlerin Vorhaltungen über ihre Eiertänze in Sachen Euro-Rettung machen, wenn die Siegermächte verlangen, alles für den Systemerhalt zu tun?
Vorhalten müssen wir der Kanzlerin allerdings, dass uns zu keinem Zeitpunkt jemals reiner Wein eingeschenkt wurde.