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Empörung mit Vorbehalt

von Wolfgang Arnold24.08.14 13:58:59

Eric Margolis reißt uns die Brille der Selbsttäuschung von den Augen:

Die angebliche Enthauptung des freiberuflichen Journalisten James Foley durch den schattenhaften ISIS (oder Islamischen Staat) hat Empörung und Schrecken rund um die Welt ausgelöst.
Ich sage „angebliche,” weil wir nicht sicher wissen, ob die Enthauptung tatsächlich stattgefunden hat oder gefälscht war.

Nach drei Jahrzehnten Kriegsberichterstattung im Mittleren Osten, Afrika, Lateinamerika und Afghanistan war meine Reaktion als Journalist auch Empörung – aber Empörung mit Vorbehalt.

Wir im Westen huldigen dem charmanten und kuriosen Glauben, dass Menschen aus der Luft mit Bomben, Raketen, Geschossen, Napalm und Streumunition – oder gar Atomwaffen - zu töten irgendwie nicht wirklich so schlimm ist wie ein Bajonett in einen Gegner zu stoßen, ihn mit Artillerie in Fetzen zu reißen oder seine Kehle so zu durchschneiden, wie Schafe getötet werden.

Krieg aus der Luft ist sauber. Krieg aus der Luft ist die amerikanische Art des Krieges.

(Zwischenbemerkung W.A.: Wie sich der moralische Riss quer durch die Welt bis in die deutsche Provinz entladen wird, ist im Buch DER LICHT-KÖNIG beschrieben.
Reden wir nicht über Theorien. In Lugansk springt uns die Gegenwart an.)

Weiter Eric Margolis:
Außerdem, am selben Tag, an dem Foley angeblich enthauptet wurde, wurden 19 Menschen in Saudiarabien, einem engen Alliierten der Vereinigten Staaten von Amerika, wegen verschiedener Verbrechen öffentlich geköpft. Einer der Männer wurde wegen Hexerei hingerichtet. Es gab keinen Aufschrei über diesen mittelalterlichen Horror. Saudiarabien steht unter Verdacht, politische Gegner der Monarchie wegen Drogenvergehen anzuklagen, die mit der Enthauptung durch einen schwertschwingenden Henker bestraft werden. Kein Pieps davon in den Medien der Vereinigten Staaten von Amerika, die die Foley-Geschichte hinausposaunen.

Ich bin lange denselben Weg gegangen wie dieser mutige junge Mann und zahlreiche andere freiberufliche Journalisten, habe aus extrem gefährlichen Gebieten ganz auf mich selbst gestellt berichtet, ohne Unterstützung oder Hilfssystem. Es ist eine sehr einsame und oft demoralisierende Arbeit.

Als ich im südangolanischen Urwald war, um über die prowestlichen UNITA-Kräfte zu berichten, die gegen die von der Sowjetunion unterstützten angolanischen Marxisten kämpften, da akzeptierte ich das Risiko getötet zu werden. Aber was, so fragte ich mich, würde ich machen, wenn ich verwundet oder schwer krank würde? Die Antwort: 200 km weit zu den Linien der südafrikanischen Armee kriechen.

Wie ich in meinem Buch “War at the Top of the World” (Krieg auf dem Dach der Welt) schreibe, musste ich nachts den Khyber-Pass in Afghanistan in einem Toyota Land Cruiser hinaufrasen, Lichter ausgeschaltet, Pistole in der Hand, Straßensperren ausweichend, die von der kommunistischen Regierung in Kabul angeheuerte Afridi-Stammesleute errichtet hatten, um mich zu schnappen. Wäre ich gefasst worden, hätte man mich in ein 10 Meter tiefes Loch in der Erde voller Schlangen und grausamem Ungeziefer gesteckt, bis ich nach Kabul gebracht worden wäre, wo man mich gefoltert und wahrscheinlich getötet hätte.

Bei diesem und einer Reihe von weiteren haarsträubenden Abenteuern in furchterregenden Gegenden wie Syrien, Albanien, Kaschmir, Irak, Libyen oder Burma wäre niemand imstande gewesen, mich herauszubekommen, wenn ich im Gefängnis gelandet wäre. Niemand machte sich wirklich Sorgen, weil ich eigenständig unterwegs war und für zahlreiche Zeitungen arbeitete. Nicht einmal Al Jazeera kann seine eingesperrten Journalisten aus Ägypten heraus bekommen.

Zeitungen benützten mich, und andere waghalsige junge Journalisten wie Foley, um von den wirklich gefährlichen Orten zu berichten. Keine Krankenversichung oder Pensionsberechtigung für uns: wir waren entbehrlich.

Normalerweise fürchtete ich mich mehr vor Krankheiten wie Hepatitis oder Meningitis als vor Kugeln.

Mittlerweile berichteten gehätschelte Korrespondenten der TV-Netzwerke aus Vier-Sterne- Hotels, umgeben von Assistenten und Hilfskräften.

Wurde Foleys Kopf wirklich abgeschnitten? Schwer zu sagen. In den letzten Jahrzehnten hatten wir dermaßen viel verlogene Kriegspropaganda der Regierung – von kuwaitischen Babies, die aus Brutkästen geschleudert wurden bis zu Saddams geheimen Atomwaffen – dass wir sehr vorsichtig sein müssen.

Sehen sie sich die furchtbaren Bilder von Opfern in Gaza an: Babies mit aufgerissenen Köpfen und Körper, die von 155mm-Granaten in Fetzen gerissen wurden. Was ist der Unterschied zwischen dem und einer Enthauptung? Nur die Entfernung zwischen Killer und Opfer.

Natürlich bin ich empört, wenn ein Journalist entführt und gegen Lösegeld gefangen gehalten wird, eine Spezialität von ISIS und anderen jihadistischen Banden in der Sahararegion. Europa hat Lösegeld bezahlt und hat viele seiner Geiseln zurückgekommen.

Die Vereinigten Staaten von Amerika weigern sich offenkundig, so zu handeln. „Wir werden niemals mit Terroristen verhandeln,“ so Washingtons Mantra, obwohl es mit jeder Menge terroristischer Regierungen zu tun hat. Das Problem ist, dass jede Gruppierung, die sich heute den Vereinigten Staaten von Amerika im Ausland widersetzt, wahrscheinlich als Terroristen gebrandmarkt wird. Kein Wunder, dass die Terroristen überall wie Pilze aus dem Boden schießen.

Wäre ich selbst in die Nähe einer Geiselnahme gekommen, dann hätte ich gehofft, freigekauft zu werden, falls man mich geschnappt hätte. Das scheint eine zivilisiertere und effektivere Möglichkeit des Umgangs mit Geiselnehmern und Banditen zu sein, so geschmacklos sie auch sein möge. Und ja, die Bezahlung von Lösegeld wird zu mehr Geiselnahmen anregen. Hobson´s Wahl. Mir sind lieber schlechte Entscheidungen, die zu einem guten Ende führen.

Demokratien sollten sich selbst nicht gestatten, von Übeltätern provoziert zu werden. Aber gerade das ist es, was ISIS-Mitglieder jetzt machen, indem sie diese Video-Horrorshow aufführen. Wir müssen fragen: Warum? Warum versuchen sie, die Vereinigten Staaten von Amerika zu breiterer und tieferer militärische Intervention im Irak und in Syrien aufzureizen, wo sie leben?

Könnte das Teil des von Osama bin Laden klar dargelegten Plans sein, die Vereinigten Staaten von Amerika aus dem Mittleren Osten zu verjagen, indem man sie in eine Reihe kleiner Kriege hineinlockt, die den amerikanischen Koloss langsam ausbluten? Bis jetzt – durch den Einmarsch in Afghanistan, Irak, Somalia und Teile Pakistans – könnten die Vereinigten Staaten von Amerika genau in Osamas sorgfältig ausgelegte Falle gestolpert sein.

Oder ist das orchestrierte Wutgeheul wegen Foley das Medienvorspiel für eine direkte Intervention der Vereinigten Staaten von Amerika in Syrien, wo die von Washington unterstützten Jihadisten beim Verlieren sind? Das alles ist sehr verwirrend. Im Irak (sind) ISIS dämonische Terroristen. Aber jenseits der Grenze in Syrien sind sie auf unserer Seite, wo sie gegen das „terroristische“ Regime von Basher Assad kämpfen.

Wir stolpern über unsere Terroristen. Osama (fände) das sicher lustig.
Der Artikel ist bei www.antikrieg.com erschienen.
Hervorhebungen durch W.A.

8 Kommentare

Kommentar from: foxxi [Besucher]
.....der Artikel verkennt ein wenig die Ursachen. Die Ursache lässt sich am Besten mit einer Frage auf den Grund gehen: wem nutzen all diese Kriege? Wer verdient daran? Daraus lässt sich auch klar ableiten, wer der größte Kriegstreiber auf Erden ist! Antwort: es ist das Großkapital und wer es in den Händen hat. Dieses Kapital mit seiner Lobbyarbeit bestimmt die Politik zu seinen Gunsten. Wenn in laufe von vielen Jahren genug Menschen und Völker ausgebeutet und relativ arm gemacht wurden, dann ist doch der Widerstand, oder die Revolution nahe.
24.08.14 @ 14:44
Kommentar from: wolfswurt [Besucher]
Die nicht mehr existierende Nähe zwischen Opfer und Killer, aufgrund der Technik, erzeugt die psychische Akzeptanz des Tötens.
Gleich dem Verzehr von Fleisch aber nicht das Schlachten des Tieres zu erleben.

Vor langer Zeit gab es den Herzog der vor dem Heer herzog.
Die ihm folgten, taten es aus Akzeptanz seiner Führungsstärke und seiner biologischen elitären Erscheinung.

Wer wollte heute schon einem Van Rompuy oder sonstigen Gallionsfiguren folgen, welche andere zum Krieg anstacheln und sie hin kommandieren.

Die Obrigkeit ist verkommen und die ihr folgen ebenso.
24.08.14 @ 16:18
Kommentar from: niemand [Besucher]
@foxxi:
Falsch.

Der "Wiederstand" bist Du.

24.08.14 @ 17:50
Kommentar from: wahrheitsliebender [Besucher]
Könnte allgemein noch was größeres um Israel anstehen – Blutmond-Tetrade wie zur Zeit Jesu Kreuzigung in 32/33, wie zur Zeit der Neugründung des Judenstaates im Unabhängigkeitskrieg 1949/50 und im Sechstagekrieg 1967/68 als Zion = Jerzusalem zurückerobert wurde, findet im Jahre 2014/15 erneut als Endzeitzeichen statt!

http://www.youtube.com/watch?v=EDWjuL33h3Y
http://chodak.wix.com/die-warnung#!die-kommenden-4-blutmonde/c1sz5
http://www.youtube.com/watch?v=6Yd6PncvST8

Gruß!

24.08.14 @ 22:47
Kommentar from: apoc [Besucher]
V
Araber sind Ikonoklasten -- d.h. sie lehnen Bilder ab.

Dummerweise liebt aber der westliche Mensch die Bilderflut (Youtube, Kunstaustellungen etc.) -- und damit terrorisiert er die lieben Araber, die sich kaum an diese Bilderflut gewöhnen können sondern sogar jetzt selbst Youtube etc. für ihre Zwecke einsetzen.

D.h.: die Araber schlagen uns jetzt mit unseren eigenen Waffen (Youtube, Videos, etc., inkl. Gewehre aus Deutschland).

Irgendwann einmal wird der westliche Mensch hoffentlich seine vielen INDIREKTEN methodischen Umwege (Bilder, Kunst, Schrift, Bücher ,„Geschichte“, Genetik, etc. etc.) vielleicht nicht mehr brauchen…

Die alten Araber (die Religion des Mondes) haben uns gezeigt, wie man auch ohne Bilder und korrupte Kunstausstellungen sowie Medien-Overkill überall leben kann...

Kein Wunder, dass jetzt die armen bild-terrorisierten und bild-geplagten Araber überall Amok laufen...
24.08.14 @ 23:02
Kommentar from: Affe mit Waffe [Besucher]
Versucht mal ein Video ins Netz zu stellen, das den Holocaust leugnet. Es wird in kürzester Zeit abgeschaltet. Oder so was zu twittern. Das Konto wird sofort gelöscht. Und Twitter und Vidos der ISIS verbeiten sich ungehindert im Netz??? Glasklar, was da abläuft: Das Ganze ist eine koodinierte Aktion mit der Unterstützung der CIA und der Mossad. Deshalb auch die ungehemmte Einwanderung in die EU. Bürgerkriege in ganz Europa sollen angefacht werden, damit der Reset des maroden Schuldgeldsystems von den Überlebenden freudig akzeptiert wird.
25.08.14 @ 14:37
Kommentar from: pingpong [Besucher]
***--
> musste ich nachts den Khyber-Pass in
> Afghanistan in einem Toyota Land Cruiser
> hinaufrasen, Lichter ausgeschaltet, Pistole
> in der Hand

Erstens, wissen wir seit G.E. Lessing: "Kein Mensch muß müssen." Sie hatten in dem betreffenden Territorium nichts zu suchen. Ich bin kausal sicher, daß Sie mit sowas wie einem Touristenvisum in das Gefahrengebiet einreisten. Was denken Sie sich eigentlich dabei, die Staatsrechte eines anderen Landes für Ihre urpersönlichen Interessen zu unterwandern? - Ich bin durchaus vollkommen uneinverstanden mit etlichen Rechtsauffassungen und -handhabungen in den problemislamistischen Gebieten. Solche Dinge lassen sich aber nicht durch Höhnerei oder Besserwissertum oder ungeladener Lokalpräsenz oder gar Diktat lösen; sondern nur wachsend durch Einsicht und Kritik.

Zweitens, und das wiegt verdammt schwer: "Wenn alle den Frieden wollen, wofür braucht es dann Waffen?" Wie zum Teufel kommen Sie - und noch als Deutscher!; also mit einem niederdrückenden Erbe an Verantwortung - in einem zu uns weitgehend feindlich gesonnenen Ausland - an eine Handfeuerwaffe? ...und das auch noch als kausal angenommener Tourist!! Geht's noch?

Überschlafen Sie mal, was Sie da getan haben: In Jura gesprochen, sind Sie ein Missetäter! Selbst nach unseren eigenen Rechtsgrundlagen gibt es für Ihre Handlungen objektiv keinen ordentlichen Entschuldigungsgrund; auch nicht zum journalistischen Anlaß; eben weil Ihr Eindringen sowie Ihr Waffenbesitz Übermaß waren.

Und dann auch noch aus Ihren paramilitanten Touren Heldengeschichten zu machen, ist in sprichwörtlicherweise "eine bis zum Himmel stinkende Anmaßung".

So jedenfalls liegt zu Ihrem hier Artikel meine Persönliche Meinung. Noch nie in der bekannten Menschheitsgeschichte wurde mittels bewußter Respektlosigkeit gegen Dritte, etwas nachhaltend Gutes geschaffen. Wie gesagt, überschlafen Sie das mal.
25.08.14 @ 15:27
Kommentar from: foxxi [Besucher]
an "niemand"
Ohne einer Begründung ist deine Aussage einfach nur "deppert"
25.08.14 @ 20:02

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