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Vom Ende der Ölförderung

von Wolfgang Arnold04.10.16 13:57:11

Könnte es sein, daß das Ende des Systems aus einer ganz anderen Ecke eingeläutet wird, als wir vermuten? Bestimmt die Schuldenblase den Zeitpunkt, oder der Kollaps der Deutschen Bank, eine Eskalation des Syrienkonfliktes, die Aufdeckung der wahren Schuldigen für 9/11, oder ein apokalyptisches Terrorereignis?

Die Aufzählung heute denkbarer weiterer "Black Swans" á la Taleb könnte ganze Seiten füllen. Die eigentliche "Black Swan"-Bombe hat kaum jemand auf dem Radar. Dabei glimmt ihre Zündschnur seit Jahren. Die Annäherung der Zündflamme an die Bombe bestimmt Art und Tempo der laufenden Ereignisse.

Das ETP-Modell der HillsGroup: EROI des Ölfördersystems

"Jeder, der sich mit dem Thema Grenzen der Ölförderung beschäftigt, wird den Begriff EROI kennen. Das Kürzel steht für Energy Return on Energy invested." EROI bezeichnet den energetischen "Erntefaktor", gemeint ist der Energieüberschuß, der bei der Ölförderung entsteht, nachdem man die gesamte, in den Förderprozeß investierte Energie abgezogen hat. Um eine genaue Bestimmung der zu Ölförderung nötigen Energie durchzuführen, sind unter anderem zu berücksichtigen: die Energie zum Bohren der Quellen, für die Fertigung der Stahlrohre, Pumpen, Fahrzeuge, Energie zum Raffinieren des Öls, zum Transport usw.

Um es einfach zu beschreiben: Der Förderaufwand für 1 Barrel Rohöl liegt aktuell bei 140 Dollar. Unter Rentabilitätsgesichtspunkten kann die energieverbrauchende Wirtschaft aktuell aber nur 62 Dollar/Barral zahlen. Der Marktpreis für Rohöl liegt derzeit sogar unter diesem Preis.

Warum wird dann überhaupt noch 1 Barrel gefördert?
Antwort:
Bei Einstellung der Förderung können nicht sofort die ganzen aktuellen Kosten von 140 $ (kalkulatorische Gesamtkosten: teils beweglich/teils fest (bereits getätigte Investitionen)) erspart werden. Das was über den s.g. Kostendeckungsbeiträgen liegt, trägt deshalb noch zu einem positiven Cash-Flow bei (für die Ölförderländer zur vorläufigen Aufrechterhaltung des Systems zwingend notwendig), auch wenn damit der langfristige Bankrott umso sicherer ist. Auch hier gilt eben: Die Hoffnung stirbt zuletzt; vielleicht gehen ja die Konkurrenten vorher bankrott.

Es gibt keinerlei Anzeichen, dass die Wirtschaft einen höheren Preis zahlen könnte, so wie es keinerlei Anzeichen gibt, daß die Abnehmer der Wirtschaftserzeugnisse einen höheren Preis zahlen könnten. Experten geben den Ölförderen eine Frist von 9 Jahren, um das wirtschaftliche Harakiri noch durchzuhalten. (Mehr über Energiepolitik)

Um nochmals klarzustellen: Es geht beim Öl nicht um die Frage, ob Peak Oel erreicht ist oder ob die Oelreserven für weitere 100 Jahre reichen. Es geht einzig allein um den Energieaufwand für die Förderung im Verhältnis zum energetischen Nutzen, der in jedem Barrel Oel steckt.

Es geht also um ganz simple Thermodynamik, die unser Schicksal bestimmt. Mehr als 100 Jahre hat das Oel die Welt mit billigen Energiesklaven beglückt. Allein darin liegt das Geheimnis jenes unvorstellbaren Schuldenberges, der nun die Menschheit zu begraben droht. Solange mit quasi geschenkter Energie Milliarden Energiesklaven wie durch Zauberhand für uns schufteten, haben wir unseren wachsenden Wohlstand als Resultat eigener Leistung betrachtet. Mit jeder Steigerung des Oelverbrauchs vergrößerte sich der "Verschuldungsgrad". Dieser "Verschuldungshebel" droht nun zu versiegen (der Prozess nimmt gerade Fahrt auf).

Halten wir fest: Das ganze Finanzsystem und seine unüberschaubaren Geldkonstruktionen sind nichts als eine Funktion oder ein Abbild des energiefressenden Überlebensgewusels der dynamischen Systeme, in denen die gespeicherte Sonnenenergie in thermische Energie umgewandelt wird. (Die weitere Nutzung des Rohöls in der Chemie und Pharmazie wird der Einfachheit halber hier ausgeklammert).

Der Oel-Crash steht vor der Tür.

Fazit: Ohne die geschenkte, einmalig verfügbare, fossil gespeicherte Sonnenenergie hätte der trickreiche Finanzwirrwarr gar nicht entstehen können.

Das Dilemma der zivilisierten Gesellschaft resultiert aus dem Wegfall der Energieheinzelmännchen und nicht im Versagen der Finaznjongleure und Rechenkünstler. Das ist nur ein Symptom - wie all die Kriege und auch die Flüchtlingswellen.

Die Menschen haben nun acht Jahre lang (seit Lehman) entweder geduldig der Weltwirtschaft beim Abstürzen zugeschaut oder bei Spiel und Spaß ihre Augen vor der Realität verschlossen. So langsam begreifen immer mehr, "weniger als Null Zinsen geht nicht", "mehr als 'alle haften für alle' geht nicht".

Licht aus - Feierabend!
Quelle: krisenfrei.de

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