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Die digitale Zeitbombe
von Wolfgang Arnold05.01.17 19:48:11
Im sich abzeichnenden digitalen Kapitalismus werden die Gesellschaften in eine Schieflage geraten, die diese bis zur Unkenntlichkeit verändern wird.
Das Problem ist für die Deutschen überproportional groß. Von den 1,2 Millionen Migranten, die nach offizieller Lesart 2014 und 2015 in Deutschland ankamen, fanden nur 34.000 einen Arbeitsplatz. Inzwischen ist die Zahl in 2016 auf über 1,6 Millionen Zuwanderer angewachsen. Nach offiziellen Mitteilungen:
Können zwei Drittel dieser Menschen kaum lesen und schreiben.
und brechen 70 Prozent der ohnehin wenigen ausbildungswilligen Flüchtlinge ihre Ausbildung wieder ab.
Schon sorgt Arbeitsministerin Andrea Nahles vor und betont, daß in den kommenden Jahren die Zahl der Arbeitslosen steigen werde.
Eine alarmierende Zahl nennt Lothar Semper, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer München und Oberbayern:
Von Flüchtlingen, die aus Afghanistan, Syrien und dem Irak stammen, haben, nachdem sie im September 2013 eine Ausbildung begannen, 70 Prozent ihre Ausbildung abgebrochen.
Bildungsökonom Ludger Wößmann nennt in einem Interview auf ZEIT-ONLINE die möglichen Gründe:
Etwa zwei Drittel der Schüler in Syrien können nur sehr eingeschränkt lesen und schreiben und auch nur einfachste Rechenaufgaben lösen. Und das bedeutet, daß diese Schüler in Deutschland, selbst wenn sie Deutsch gelernt haben, kaum dem Unterrichtsgeschehen folgen können. Vom Lernstoff her hinken syrische Achtklässler im Schnitt fünf Schuljahre hinter etwa gleichaltrigen deutschen Schülern her.
Dabei gelten syrische Schüler noch als weitaus besser ausgebildet als die Mehrzahl der jungen Leute aus Afrika.
Schon heute gebe es in Deutschland Hunderttausende unqualifizierte Arbeitslose bestätigt der Freiburger Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen.
"Es kommen jetzt bis zu 1,5 Millionen Menschen dazu, von denen etwa 70 Prozent ebenfalls unqualifiziert sind“, meint er und glaubt, daß die Mehrheit der Zuwanderer nicht in den Arbeitsmarkt integriert werden kann. „Es wird eher eine Integration in die sozialen Sicherungssysteme.
Vor dem Hintergrund, daß die Menschen, die als 30-Jährige ins Land kommen und kaum eine Chance haben, 45 Jahre lang in die Rentenversicherung einzuzahlen, rechnet Raffelhüschen in den kommenden Jahrzehnten mit einer starken Zunahme der Altersarmut. Er erwarte deshalb, daß die steuerfinanzierte Grundsicherung des Alters deutlich ausgebaut werden muss - was angesichts der sich dramatisch ändernden Wirtschaftsstruktur der Staat überhaupt nicht zu leisten vermag.
Digitale Selbstüberwachung
Simon Schaupp
Simon Schaupps Studie Digitale Selbstüberwachung stellt dabei die Self-Tracker_innen nicht als obsessive Nerds dar, sondern fragt nach den gesellschaftlichen Ursachen für diese Praxis: Welche politischen und ökonomischen Strukturen machen es notwendig, sich permanent selbst zu überwachen und zu optimieren? Um diese Frage zu beantworten, verfolgt Schaupp die Selbstoptimierung auf der Grundlage von Feedbackschleifen zu ihren historischen Wurzeln in der kybernetischen Steuerungstheorie zurück und skizziert eine Theorie des kybernetischen Kapitalismus. Dabei wird deutlich, dass die Allgegenwart miniaturisierter vernetzter Computer unsere Gesellschaft grundlegend verändert. Nicht nur verschmelzen Kommunikation und Warenproduktion immer mehr zu ein- und demselben Prozess, sondern es bildet sich auch eine neue Form sozialer Kontrolle heraus, die wesentlich auf permanenten (digitalen) Feedbacks gründet. Das Self-Tracking wird hier als Ausdruck der Entwicklung hin zu einem kybernetischen Kapitalismus analysiert, die verstehen sollte, wer die Funktionsweise von Herrschaft in hoch technisierten Gesellschaften durchschauen will.
Deutschland ist nach Ansicht von Raffelhüschen: „Das einzige Einwanderungsland der Welt ohne Regeln.“ Vernünftigerweise darf als einzige Regel nur gelten: Einwanderung nur für diejenigen, die im Land gebraucht werden." Das klingt nach Auslese. Aber nur die wäre für das Land verkraftbar bei einer Entwicklung, in der Software eine immer größere Rolle für alle Branchen der Wirtschaft spielt. Internet-Unternehmer und Wagniskapitalgeber Marc Andreesen hat diese Tatsache mit dem Schlagwort auf den Punkt gebracht: „Software is eating the world“. Bis heute hat sich daran nichts geändert. Ob Automobilindustrie, Handel, Banken oder Maschinenbau – dort und anderswo spielt Software die entscheidende Rolle für den Firmenerfolg.
In einer Studie der Oxford-Professoren Carl Benedikt Frey und Michael A. Osborne wurde bereits im September vergangenes Jahr analysiert, wie groß die Gefahr ist, daß ein Beruf künftig von Maschinen ersetzt wird. Ihrer Erkenntnis nach sind 47 Prozent der Arbeitsplätze in den USA durch die voranschreitende Automatisierung gefährdet. Auf Deutschland übertragen wären das 18 Millionen Arbeitslose, neben denen zusätzlich das Heer der unqualifizierten Zuwanderer vom sozialen Netz aufgefangen werden müßte. Anderenfalls drohen Revolution und Bürgerkrieg. Aber keine Maschinensteuer kann jemals die immensen Kosten des künfig notwendigen sozialen Netzes übernehmen. Rentenkassen, Arbeitslosenversicherung und Krankenversicherungen werden nur noch eine Minimalversorgung und Existenzsicherung auf niedrigstem Niveau erlauben.
Vor der Automatisierung sicher seien nach Ansicht der Forscher vor allem Jobs, die zum Beispiel Menschenkenntnis, Verhandlungsgeschick oder Überzeugungskraft verlangen. In der sozial schwachen Unterschicht und unter den minderqualifizierten Wirtschaftsmigranten wird man diese Fähigkeiten nicht finden.
Als Antwort auf die absehbare Misere fabuliert Mancher von der Idee eines Grundeinkommens. Eine weltfremde Idee, da ein Grundeinkommen Almosen ist, das sich jederzeit widerrufen läßt. Außerdem ist bei der hohen Zahl von Arbeitslosen und der Masse von im Sozialnetz hängenden Migranten das Geld für das Grundeinkommen einfach nicht vorhanden.
Der Staat, der bei dieser Entwicklung die Gesellschaft vor Auflösung oder gar Bürgerkrieg bewahren will, kommt an einer Diktatur nicht vorbei. Schon jetzt ist die Bundesrepublik auf dem besten Weg in diese Zukunft.
Starker Staat vs. wütende Bürger. Wer setzt sich durch?
Paul Mason
Drei Dinge wissen wir: Der Kapitalismus hat den Feudalismus abgelöst; seither durchlief er zyklische Tiefs, spätestens seit 2008 stottert der Motor. Was wir nicht wissen: Erleben wir eine der üblichen Krisen oder den Anbruch einer postkapitalistischen Ordnung? Paul Mason blickt auf die Daten, sichtet Krisentheorien - und sagt: Wir stehen am Anfang von etwas Neuem. Er nimmt dabei Überlegungen auf, die vor über 150 Jahren in einer Londoner Bibliothek entwickelt wurden und laut denen Wissen und intelligente Maschinen den Kapitalismus eines Tages "in die Luft sprengen" könnten. Im Zeitalter des Stahls und der Schrauben, der Hierarchien und der Knappheit war diese Vision so radikal, dass Marx sie schnell in der Schublade verschwinden ließ. In der Welt der Netzwerke, der Kooperation und des digitalen Überflusses ist sie aktueller denn je. In seinem atemberaubenden Buch führt Paul Mason durch Schreibstuben, Gefängniszellen, Flugzeugfabriken und an die Orte, an denen sich der Widerstand Bahn bricht. Mason verknüpft das Abstrakte mit dem Konkreten, bündelt die Überlegungen von Autoren wie Thomas Piketty, David Graeber, Jeremy Rifkin und Antonio Negri und zeigt, wie wir aus den Trümmern des Neoliberalismus eine gerechtere und nachhaltigere Gesellschaft errichten können.
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