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Gold ist ehrliches Geld
von Wolfgang Prabel 08.10.13 20:33:55
Am Verlauf der Eurokrise kann man sehr deutlich erkennen, daß eine Papierwährung vom Regelwerk, das dieser Kunstwährung zugrunde liegt extrem abhängig ist. Das Euro-Regelwerk war einstmals in Maastricht festgelegt worden. Und die Europäische Zentralbank in Frankfurt sollte unabhängig von französischen Politikern sein.
Schon kurz nach der Euroeinführung im Jahr 2002 wurde der Vertrag 2003 von den Finanzministern Lafontaine und Strauss-Kahn gebrochen. Mit voller Absicht und nicht aus Not. Die Obergrenze der Verschuldung kann seither jeder Teilnehmer der Euro-Währung verletzen wie er will. Auch das jährliche Defizit. Inzwischen haftet auch nicht mehr jedes Land für seine Schulden. Man sieht, daß die Euro-Regeln von der Tagesform der Politik abhängig geworden sind. Und sie werden durch ihre Beliebigkeit, Wandelbarkeit, Manipulierbarkeit und Politisierung immer mehr zum Zankapfel zwischen den Völkern. Zu einem guten Recht hat immer Beständigkeit gehört. Sonst wurde es nicht akzeptiert.
Im Euro-Gebiet werden unterschiedliche Wirtschafts- und Fiskaltraditionen gelebt. Frankreich hat andere Vorstellungen vom Arbeitsrecht, vom Wettbewerb, von der Staatsquote und von der Haushaltsdisziplin als der EU-Musterschüler Estland. Französische Politiker führen einen medialen Krieg gegen die Länder und Politiker, die andere Vorstellungen haben. Insbesondere wollen sie die Länder zum ökonomischen Schlendrian zwingen, die in der Weltwirtschaft noch einigermaßen mithalten können. Den Hauptangriff führt Frankreich gegen die deutsche Wettbewerbsfähigkeit.
Deutschland hatte 2012 mit 59 Ländern, darunter China, den Niederlanden, Norwegen, Rußland, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Vietnam, Slowenien, Peru, Taiwan, Bangladesch, Kasachstan, Indonesien und selbst mit Papua-Neuguinea eine negative Handelsbilanz, so daß man nicht von einer erdrückenden deutschen Übermacht im Welthandel sprechen kann. Weitere 51 Länder hatten mit Deutschland ein Handelsdefizit von unter 10 Mio. €. Ausgerechnet das kleine Frankreich allerdings hat mit Deutschland das höchste Außenhandelsdefizit aller Staaten der Erde, nämlich fast 40 Mrd. €. Zum Vergleich: das etwas fleißigere Italien hatte „nur“ ein Defizit von 7 Mrd. €, das viel gescholtene Portugal von 1,2 Mrd. € und Spanien von 8 Mrd. €. Frankreich ist der Hauptverursacher der Ungleichgewichte im Handel. Die französische Wirtschaft ist beim Untergehen und die Politiker möchten nun ganz Europa mit unter Wasser ziehen.
Vor diesem ökonomischen Hintergrund gedeihen ständige Forderungen Frankreichs an seine Partner, das Regelwerk zu ändern. Und nicht nur Frankreich will alles ändern, die anderen aufgeblasenen Staatsökonomien schließen sich an. Es entstehen Szenen schlimmer wie im Kindergarten, die Europa unwürdig sind. Im gut geführten Kindergarten gibt es nämlich Regeln, in Europa nicht.
Früher gab es eherne Regeln. Entweder man hatte Edelmetalle zum bezahlen oder auch nicht. Ungleichgewichte wie sie heute die Regel sind, gab es nicht, weil das Shopping im Ausland eingestellt werden mußte, wenn keine Gold- oder Silberreserven mehr vorhanden waren.
Auch auf das Zusammenleben der Volksgruppen im Innern der Staaten hatte die Edelmetallwährung positive Auswirkungen. Man findet in der Geschichte viele Länder, in denen verschiedene Volksgruppen unterschiedliche Wirtschaftsauffassungen gelebt haben. Ein Beispiel ist der polnisch-litauische Staat, in dem polnische Landwirte, deutsche Handwerker und jüdische Händler miteinander auskommen mußten. Sicher, das ging nicht ganz reibungsfrei, aber es funktionierte jahrhundertelang. Es funktionierte, weil es kein Papiergeld gab, mit dessen Regelwerken die Volksgruppen sich gegenseitig Knüppel zwischen die Beine werfen und einseitige Vorteile verschaffen konnten. Unterschiedliche Wirtschaftsformen konnten koexistieren, die in einem Papiergeldsystem nicht freiwillig und friedlich vereinbar gewesen wären. Nach der Einführung des Papiergelds war der Frieden zwischen Polen, Deutschen und Juden an der Weichsel und am Bug schlagartig zu Ende.
Mit der Einführung des Papiergelds im Ersten Weltkrieg sind viele multikulturelle Reiche wie Rußland, Deutschland und Österreich-Ungarn postwendend kollabiert. Andere verzehren sich bis heute in nationalen Kämpfen und Konflikten, wie Frankreich, Nigeria oder Spanien. Besonders blutig war der Zerfall Jugoslawiens, wo orthodoxe, moslemische und mitteleuropäische Wirtschaftstraditionen fast 100 Jahre lang ignoriert und die Produktion in ein zentralverwaltetes Planungs- und Papiergeldsystem gepreßt worden waren. Niemand fühlte sich wohl damit, aber es war Staatsräson. Als der politische Druck nachließ, kannte die gegenseitige Verachtung der Volksgruppen keine Grenzen mehr. Jeder ging erstmal jedem an die Gurgel. Ähnliche Verspannungen herrschen fast auf dem ganzen Balkan.
Die Goldwährung ist unpolitisch und benötigt weniger gesetzliche Regelungen, als Papiergeld. Das deutsche Reichsbankgesetz von 1875, welches auch den Privatbankensektor regulierte, hatte ganze 66 Paragrafen, die sich überwiegend mit der Deckung der Banknoten beschäftigten und übrigens auch mit der Ansammlung des Reservefonds von einem Vierteil des Grundkapitals der Privat-Notenbanken. Über das Gold wurde nur verfügt, daß es dazusein hatte, um gegen Papiernoten eingetauscht zu werden, wenn es ein Bankkunde verlangte.
Heute hat das Bundesbankgesetz 47 Paragraphen, das Kreditwesengesetz 65 Paragraphen, das Finanzdienstleistungsgesetz 23 Paragraphen, die Großkreditverordnung 40 Paragraphen, die Bundesbanklaufbahnverordnung 12 Paragraphen usw. Dazu die Gesetzgebung über die EZB. Die hätte man sich sparen können, weil in Frankfurt seit Jahren Gesetzlosigkeit herrscht. Bei Papiergeld ist eben unendlich viel vom Staat zu regeln, weil es gekünstelt ist. Es muß ein genereller Annahmezwang des Papiers dekretiert werden, weil das Papiergeld ja materiell keinen Wert hat. In fast allen Papierstaaten müssen die Versicherungen gesetzlich gezwungen werden, die Schulden zu kaufen. Um die Wertaufbewahrungsfunktion einigermaßen zu sichern, haben Zentralbanken die Aufgabe, die Inflation nicht zu stark ansteigen zu lassen. Papierschulden haben immer den Gegenpart von Papierguthaben. Deshalb müssen die Sparer über Einlagesicherungssysteme vor den Banken und die Banken über Besicherungsprivilegien vor den Schuldnern geschützt werden. Kurz, Papiergeld erfordert ein umfangreiches Regelwerk, welches die Wirtschaftspraxis stark behindert. Da es ein zentral verwaltetes Geld ist, beeinflußt es zunehmend auch die Vermögensverteilung. Man sehe sich die wachsende Zahl der Milliardäre in China und Rußland an, aber auch in Deutschland und Amerika. Überall wo exzessiv Geld gedruckt wird, vergrößern sich die Vermögensunterschiede im Eilzugtempo, denn es gibt immer ein paar politische Günstlinge, die in der Nähe der Notenpressen herumlungern.
Papiergeld hat wegen der politischen Manipulierbarkeit den Nachteil, daß es etwa alle 25 Jahre wertlos wird oder nahezu wertlos. In Deutschland begann das Papiergeldexperiment 1909, als der Annahmezwang von Papierschnipseln eingeführt wurde. Im Frühjahr 1914 wurde die Einlösepflicht der Papiernoten in Gold aufgehoben. Alles um einen langen Krieg durchfinanzieren zu können, der mit einer Goldwährung Weihnachten 1914 zu Ende gewesen wäre. Seither hat es 1923, 1948 und 1989 Währungsreformen gegeben, wovon nur die von 1989 für die Sparer glimpflich ausging. Nach dem Ende der gegenwärtigen Papiergeldkrise steht die Rückkehr der Welt zu einem edelmetallgedeckten Geldsystem auf der Tagesordnung. 100 Jahre Papiergeld mit zwei Weltkriegen und dem Ende eines sozialistischen Experiment sind einfach zu frustrierend. Die Politiker aus dem Berliner, Pariser und Brüsseler Politkindergarten werden sich ihr Spielgeld allerdings freiwillig nicht wegnehmen lassen. Die Bürger müssen mehr Druck aufbauen, um wieder ehrliches Geld zu bekommen. Die Europawahl ist dazu eine passende Gelegenheit.
Derzeit fließen Tonnen Gold nach Asien ab. Egal ob die Chinesen eine Goldwährung planen oder nicht, sie lieben das Gold. Falls sie eine Goldwährung einführen, wäre es ein Ironie der Geschichte: ausgerechnet die Kommunisten bringen goldenes Bürgergeld in Umlauf.
2 Kommentare
So füllt nur der §1 ("Begriffsbestimmungen") mit 31 Absätzen und noch mehr Unterabsätzen alleine gut 11 (!) Seiten, der § 10 mit dem Schlangen-Titel "Anforderungen an die Eigenmittelausstattung von Instituten, Institutsgruppen und Finanzholding-Gruppen" lese und verstehe sogar 13 Seiten etc..
Bei einem derartigen Regelungschaos ist die zwingende Folge, daß am Ende regelloses Chaos sich einstellt (und internationale Bankster machen, was sie wollen).
KEIN Zufall.
Friedrich II von Preußen (Friedrich der Große) prägte einmal gegenüber dem mit der preußischen Gesetzesreform - die schließlich zum Preußischen ALR führte, das erst durch das BGB 1900 abgelöst wurde - beauftragten Kanzler Cocceji den Satz:
"Sehr dicke; Gesetze müssen kurtz und nicht weitläufig sein."
Auch das (ursprüngliche) BGB beherrschte diese Kunst noch, so füllen die entscheidenden §§ des Mobiliarsachenrechts (§§ 929 bis 935), die die Eigentumsübertragung an beweglichen Sachen regeln, nicht einmal eine Seite.
In den von Partikular- und Gruppeninteressen zerfressenen "Demokratie" ist diese Klarheit der Gesetze nicht einmal mehr andenkbar.
Der an sich unbedeutende § 651k BGB (Erstattung von Reisekosten des Kunden durch den Reiseveranstalter), ein von €U und dem sog. "nationalem Gesetzgeber" zusammengebasteltes "Spätwerk" bürgerlichrechtlicher Gesetzgebung, erstreckt sich alleine schon auf 1 1/2 Seiten.
Finanzminister Lafontaine im Jahr 2002...
Ich hoffe der Rest stimmt.
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