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Die Goldtresore der Welt
von Wolfgang Prabel 14.11.13 11:26:32
Nicht alles Gold fließt derzeit nach Asien ab. Eine ordentliche Menge wird nach Europa geliefert oder verbleibt dort. Ein Schauplatz der Aufschatzung war immer schon die Schweiz. Die erhebliche Differenz aus den eidgenössischen Einfuhren und Ausfuhren von Gold muß ja irgendwo bleiben…
Seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 sind in der Schweiz zusätzlich zu den vorhandenen Altdepots etwa 4.650 t Gold gehortet worden. Das kann man aus der eidgenössischen Einfuhr- und Ausfuhrstatistiken der Jahre 2008 bis 2013 überschläglich abschätzen.
4.650 t Gold stellen zum heutigen Preis von 964 € pro Unze einen Wert von etwa 144 Mrd. € dar. Das hört sich viel an. Wenn man annimmt, daß das Geldvermögen in der EU aktuell etwa 14 Billionen € beträgt, so sind 144 Mrd. gerade einmal 1 % davon.
Um einen weiteren Größenbezug herzustellen: 4.650 Tonnen sind fast zwei weltweite Jahresproduktionen der Goldminen. Das bedeutet, daß 2008 bis 2013 fast ein Drittel der Weltgoldförderung in Schweizer Schrankfächern und Tresoren gelandet ist.
Es ist offenkundig, daß deutsche Sparer in den Golddepots der Schweiz engagiert sind. Grenzkontrollen des Zolls beweisen das. Immer mal geht ein deutscher Schmuggler hoch, der Goldbarren in die Schweiz verbringen will. Also liebe Landsleute, die Verlagerung von Gold geht auch legal. Man verkauft das Gold in Deutschland, überweist den Verkaufserlös in die Schweiz und kauft dort Gold. Ja, wieviel privates deutsches Gold nun auf die eine oder andere Art in der Schweiz gelandet ist, das ist natürlich ein Geheimnis.
2008 wuchs die Lagerung in der Schweiz bzw. in eidgenössischen Schrankfächern um etwa 790 t, 2009 um 1.195 t, 2010 um etwa 756 t, 2011 um 853 t, 2012 waren es 695 t und von Januar bis September 2013 etwa 358 t. Diese Zahlen umfassen natürlich nicht durch Schmuggel in die Schweiz gelangtes Gold.
Man kann erkennen, daß die Anleger direkt nach Lehman Brothers größere Mengen eingelagert haben, als in den letzten beiden Jahren. Sind die Menschen schon wieder sorgloser geworden? Oder legen manche Leute nur an, wenn die Preise steigen?
Tatsächlich läßt sich bei Europäern ein anderes Kaufverhalten erkennen, als bei Asiaten. Asiaten kaufen Gold, wenn es billig ist. Das läßt sich wiederum an den Ausführstatistiken von Hong Kong belegen. Niemals ist soviel Gold nach China ausgeführt worden, wie 2013.
Auch an den Schweizer Ausführen von Gold läßt sich das studieren. Im ganzen Jahr 2012 wurden 1.570 t ausgeführt, von Januar bis September 2013 schon 1.818 t.
Die Asiaten sind die besseren Kaufleute. Die Chinesen sind Schlitzohren, von denen man auch etwas lernen kann: Gold kaufen, wenn es billig ist...
3 Kommentare
Die Ursache für Asiens Vorliebe für Gold sind schmerzhafte Erfahrungen mit Inflation bzw. Währungsschwächen.
Noch wichtiger scheinen die subjektiven, emotionalen Vorlieben für Edelmetalle für allerlei Absicherungen. Verkauft wird sofern es irgendwie geht praktisch nie, das sind sehr "starke Hände". Edelmetalle spielen auch in den lokalen Religionen Asiens schon immer eine führende Rolle.
Zudem ist für Asiaten der Zugang zu internationalen Investments problematisch (z.B. kann man in vielen asiatischen Banken kein Wertpapier- bzw. Aktiendepot führen), es bieten sich bisher traditionell insbesondere Immobilien an.
Was bietet sich als Investment mit sehr hoher Akzeptanz in Asien an? Gold!
... usw.
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